Nachfrage nach E-Autos:Auf der Kriechspur trotz Tankstellen

Nachfrage nach E-Autos: Nicht überall können Besitzer von Elektroautos ihre Batterien aufladen. Das hält viele Menschen vom Kauf eines solchen Fahrzeugs ab.

Nicht überall können Besitzer von Elektroautos ihre Batterien aufladen. Das hält viele Menschen vom Kauf eines solchen Fahrzeugs ab.

(Foto: Marco Einfeldt)

Testfahrer schwärmen, doch Käufer schreckt das Risiko ab, mit leerer Batterie liegen zu bleiben. Nur 80 E-Autos sind im Landkreis gemeldet. Dabei gibt es dank Privatanbieter einige Stromtankstellen - und gute Möglichkeiten sie zu finden.

Von Alexandra Vettori, Freising

Gerade mal 80 strombetriebene Autos fahren im Landkreis Freising - unter knapp 100 000 zugelassenen Personenkraftwagen. Dazu kommen elf E-Nutzfahrzeuge, die 14 787 dieselgetriebenen Fahrzeugen gegenüberstehen, 19 E-Motorräder (12 457 Herkömmliche) und 218 diverse Hybrid-Fahrzeuge, außerdem je drei E-Autos und E-Nutzfahrzeuge aus Moosburg.

Angst vor leeren Batterien

Mit dieser mageren Bilanz in Sachen E-Mobilität steht der Landkreis nicht alleine da, selbst in der Landeshauptstadt fahren nur gut 1000 Stromautos, im Landkreis München sind es knapp 200.

Obwohl jeder schwärmt, der die spritzigen Schnurrer einmal gefahren hat, läuft der Verkauf schleppend. Hohe Anschaffungskosten und die Angst, mit leeren Batterien liegen zu bleiben, sind die Hauptgründe dafür. Bundeskanzlerin Angela Merkel möchte zwar bis zum Jahr 2020 eine Million strombetriebene Autos in Deutschland fahren sehen, doch mit finanziellen Reizen ankurbeln will der Bund das nicht. Auch auf Landesebene sind keine Zuschüsse vorgesehen. Wenn überhaupt, gibt es nur wenige kommunale Initiativen. München etwa hat vergangene Woche ein Förderprogramm für seine Gewerbetreibenden aufgelegt und Unterschleißheim bezuschusst den Kauf eines E-Autos mit 1500 Euro, auch für Privatleute.

E-Tankstellen-Suche

Einen Überblick über die Stromtankstellen gibt es bei Informationsdiensten wie Going Electric, Chargemap oder Lemnet.

Die Akzeptanz von E-Autos steht und fällt freilich nicht mit einem staatlichen Kaufanreiz, sondern mit der Stromversorgung. Und da sähe es im Landkreis düster aus, engagierten sich nicht Privatleute dafür.

Unter den etwa 20 öffentlich zugänglichen Aufladestationen finden sich acht Privatpersonen oder Gastwirte, die ihren Stromanschluss für vorbeikommende E-Autos zur Verfügung stellen. Eine von ihnen ist die Moosburgerin Manuela Becher. Ihre Familie besitzt seit zweieinhalb Jahren ein strombetriebenes Auto. "Ich bin voll überzeugt", sagt sie und fügt hinzu: "E-Auto-Fahrer erkennt man am Grinsen im Gesicht." Deshalb stellt sie ihren Stromanschluss auch anderen zur Verfügung. Bislang sei aber, räumt sie ein, nur einer vorbei gekommen.

Bei Ausflügen Ladestationen einplanen

Umgestiegen ist die Familie, nachdem sie festgestellt hat, dass die allermeisten Autofahrten unter einer Distanz von 100 Kilometern liegen. Trotzdem setze ein Stromwagen ein verändertes Fahrverhalten voraus, betont Manuela Becher, "man muss vorher ein bisschen nachdenken". Die Fahrten zur Verwandtschaft nach Franken lege man nun mit dem Zug zurück, bei Ausflügen werden Ladestationen eingeplant und ansonsten hängt das Auto in der heimischen Garage an der Steckdose. Nach sechs Stunden ist die Batterie wieder voll, die 15 Kilowattstunden kosten drei Euro und reichen gut 100 Kilometer.

Einen Überblick über die Standorte von Stromtankstellen gibt es bei Informationsdiensten und Vereinen wie Going Electric, Chargemap oder Lemnet, die Karten im Internet oder per App anbieten. Letzterer veröffentlicht auch die privaten, auf Anfrage zugänglichen Steckdosen.

Allerdings gibt es zumindest bei den nichtprivaten Stromtankstellen ein Problem: Weil die Aufladestationen von unterschiedlichen Betreibern unterhalten und dazu Berechtigungskarten ausgegeben werden, muss man sich diese vorher besorgen. Das ist zwar in der Regel gratis, spontanes Tanken aber trotzdem meist unmöglich.

Stromtankstellen im Landkreis Freising

Private E-Tankstellen gibt es zum Beispiel in Au, Thalham, Zolling, Inkofen und Sünzhausen. Dazu bieten die Autohäuser Schowalter in Freising und Müller in Achering Ladestationen an. In Freising gibt es außerdem je eine Stromtankstelle im Steincenter sowie bei Mc Donald's. Am Langenbacher Bahnhof und in Marzling betreiben die Erdinger Stadtwerke Ladestationen, der Flughafen eine im Parkhaus Oberding.

E-Autofahrer seit 24 Jahren

"Ich habe jetzt, glaube ich, so um die 20 Karten", sagt Andreas Henze vom Verein Sonnenkraft in Freising. Er fährt seit 24 Jahren E-Auto und hat sich an die Umstände gewöhnt. "Eine Herausforderung ist das nur bei spontanen Urlaubsfahrten, da muss man eben gut planen", sagt er. Das Kuddelmuddel aus Betreibern werde sich in den nächsten Jahren auflösen, prognostiziert Henze: "Zwei bis drei Betreiber versuchen sich bereits an einer einheitlichen Karte, das wird sich durchsetzen."

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