Weihnachten an der Orgel:Ganz eng getaktet

Weihnachten an der Orgel: Martin Poruba ist der Kirchenmusiker von St. Georg und er hat in diesen Tagen ziemlich viel zu tun.

Martin Poruba ist der Kirchenmusiker von St. Georg und er hat in diesen Tagen ziemlich viel zu tun.

(Foto: Marco Einfeldt)

Drei bis vier Gottesdienste pro Tag: Zum Feiern bleibt dem Freisinger Organisten Martin Poruba kaum Zeit.

Von Katharina Aurich, Freising

An den Feiertagen spielt Martin Poruba, der Kirchenmusiker von Sankt Georg in Freising, täglich bei drei bis vier Gottesdiensten Orgel, dirigiert zwei Chöre, ein Blechbläserensemble sowie die Choralschola, ein Männerensemble, das in der Liturgie den gregorianischen Choral singt. Meistens hören auch seine Frau Leona und die drei Kinder zu.

Besonders der Heilige Abend ist im Hause Poruba genau durchgeplant, am Vormittag sei er noch daheim, um 17 Uhr beginne der erste Gottesdienst. Zwischen 19 und 21 Uhr komme er dann nach Hause, die Familie isst gemeinsam und die Kinder freuen sich auf die Bescherung, bevor der Musiker wieder weg muss, um die Orgel für den Gottesdienst und die Mitternachtsmesse zu spielen. Meist sei er dann sehr spät zu Hause und am ersten Weihnachtsfeiertag gehe es schon am Morgen weiter.

Porubas Frau Leona ist Religionslehrerin und es sei nie ein Problem gewesen, seinen besonderen Beruf in das weihnachtliche Familienleben zu integrieren, erzählt der Organist. Der 64-Jährige blickt auf ein wechselvolles Leben zurück. Geboren wurde Martin Poruba in Mährisch-Ostrau in Böhmen, studierte in den Achtzigerjahren an der Hochschule für Musik und Theater in München das Fach Kirchenmusik und übernahm eine Organistenstelle. Nach der Wende ging er jedoch mit seiner Familie zurück nach Prag, um dort die Kirchenmusik wieder aufzubauen.

Denn im Sozialismus war alles Religiöse verpönt, die gemeindlichen Strukturen hatten sich aufgelöst und es gab vor allem keine ausgebildeten Organisten mehr. Martin Poruba spielte damals als Domkapellmeister die Orgel im Sankt Veitsdom auf dem Prager Hradschin, "in der gotischen Kathedrale Musik zu machen, das war der tollste Arbeitsplatz, den man sich vorstellen kann", schwärmt er noch heute. Es herrschte damals Aufbruchstimmung, mit Hilfe seiner guten Kontakte nach München baute Martin Poruba die Kirchenmusikerausbildung in Prag auf und gründete dort wieder eine Choralschola für die liturgischen Gesänge. Sein Ziel war, eine geregelte, dauerhafte Ausbildung für Kirchenmusiker zu etablieren. Mit einer großzügigen finanziellen Spende von Renovabis aus Freising, mit der ein zweijähriger Kurs finanziert werden konnte, war dafür der Grundstein gelegt, erinnert sich Martin Poruba heute.

Seine Frau fand eine Stelle an der deutschen Schule in Prag, aber der Musiker ließ seine Verbindungen nach München nicht abreißen und unterrichtete weiter an der Hochschule, was er bis heute beibehalten hat. Das Leben in Prag in den Neunzigerjahren sei nicht einfach gewesen, natürlich gab es unendlich viel zu tun, aber seine Stellensituation war unsicher.

Daher entschloss sich die Familie, 1999 zurück nach Freising zu gehen, wo Leona Poruba als Religionslehrerin eine Stelle fand und ihr Mann kurze Zeit später ebenfalls eine feste Anstellung als Kirchenmusiker in Sankt Georg. Natürlich ließ Martin Poruba die Kontakte nach Tschechien nicht abreißen und berät Kirchengemeinden im ganzen Land bei der Restaurierung ihrer historischen Orgeln. "Die haben dort tolle Orgeln", schwärmt der Musiker. Seine drei Kinder sprechen Tschechisch, außerdem Englisch, Französisch und Deutsch, sagt Poruba. Bald werde er in Rente gehen und könne sich noch mehr auf die Beratung bei der Restaurierung alter Orgeln, der Königin der Instrumente, konzentrieren. Für Martin Poruba ist die Kirchenmusik nicht auf einen bestimmten Glauben fest gelegt, die Kirchenmusik sei ein Kulturgut, das verbinde und jeder verstehe, über alle Grenzen hinweg, ist er überzeugt.

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