Weihenstephaner Gärten:Vorbild sein für Studierende und andere Städte

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Die Forschung in den Weihenstephaner Gärten soll ausgebaut werden. Nachhaltigkeit und Klimaanpassung sind für die neue wissenschaftliche Leiterin Swantje Duthweiler wichtige Themen. (Foto: Birgit Gleixner)

Unter der neuen wissenschaftlichen Leiterin Swantje Duthweiler werden die Weihenstephaner Gärten schrittweise Veränderungen erfahren - im Hofgarten wird dies zuerst sichtbar sein.

Von Petra Schnirch, Freising

Spaziergänger flanieren an diesem Frühlingstag durch den Sichtungsgarten, seit Anfang April sind die Weihenstephaner Gärten wieder geöffnet. Ein Brautpaar eilt hinter einer Hochzeitsfotografin her, um stimmungsvolle Motive für ihre Aufnahmen zu finden. Die Freisingerinnen und Freisinger lieben die farbenfrohen Oasen in ihrer Stadt. Seit November 2023 stehen die Gärten unter neuer wissenschaftlicher Leitung. Swantje Duthweiler hat an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) die Professur für Pflanzenverwendung inne und plant in den kommenden Jahren einige strukturelle Veränderungen. Augenfällig werden diese vor allem im Hofgarten sein.

Die Gärten sollen künftig "viel enger an die Forschung angedockt werden", sagt Duthweiler. Konzepte für eine nachhaltige Stadtbegrünung und die Klimaanpassung sind ihr besonders wichtig. Auch die Öffentlichkeit soll davon profitieren - mit mehr Informationen zu aktuellen Projekten und guten Beispielen für Hobby- und Landschaftsgärtner.

Die Gärten sind weit über Freising hinaus bekannt und haben eine lange Geschichte, die Anlagen auf dem Weihenstephaner Berg gehen letztlich bis auf das alte Benediktiner-Kloster zurück. Den fünf Hektar großen Sichtungsgarten am Fuß des Berges gründete der Pflanzenkundler Richard Hansen 1947 als Lehr- und Versuchsgarten. Als die HSWT 2022 einen "Zukunftsprozess" für Gärten ankündigte, die unter ihrer Leitung stehen, und der langjährige wissenschaftliche Leiter Bernd Hertle diese Aufgabe abgab, folgte zunächst ein Aufschrei mehrerer Fachverbände. Inzwischen haben sich die Wogen geglättet, die Bedenken sind laut Duthweiler ausgeräumt. Die Veränderungen würden langsam, in kleinen Schritten vorgenommen, versichert sie.

Die Pflanzensichtung wird eine zentrale Aufgabe bleiben. Den Sichtungsgarten bezeichnet Duthweiler als wichtiges, kulturhistorisches Gut. An das, was bereits vorhanden ist, könne man "wunderbar anknüpfen", um die Anlage in die Zukunft zu bringen. Eine größere Rolle sollen künftig beispielsweise trockenheitsresistente Pflanzen spielen, Heckenkonzepte sowie die Dach- und Fassadenbegrünung oder die Bepflanzung von Regenversickerungsanlagen.

Blickfang im Sichtungsgarten: Die Tulpe "Spring Green" besticht durch ihre Eleganz. (Foto: Birgit Gleixner)

Etwas schneller wird das neue Konzept im Hofgarten zum Tragen kommen. Dort wird es sich bereits in diesem Jahr auswirken. "Der Hofgarten ist wunderschön, aber nicht nachhaltig", sagt Duthweiler, deshalb werde man dort zuerst eingreifen. Im Juni sollen dort mehrjährige Staudenpflanzen gesetzt werden. Die Anzucht von Sommerblumen in Gewächshäusern sei sehr energieintensiv und deshalb nicht nachhaltig. An dieser Stelle könne die HSWT "Vorbild sein für Studierende und andere Städte". Auch das Team der Gärtnerinnen und Gärtner werde entlastet, weil das aufwendige Pflanzen und Gießen künftig entfalle. Die neuen Pflanzungen sollen mit wenig Wasser auskommen, Bewässern soll zur Ausnahme werden. "Wir werden ein bisschen experimentieren", erklärt Duthweiler. Auch die Studierenden sollen bei der Weiterentwicklung des Campusgeländes einbezogen werden, das ist ihr wichtig.

Der Kleingarten soll ebenfalls erhalten bleiben, er sei ein ganz wesentlicher Bestandteil der Weihenstephaner Gärten, sagt die Professorin. Dort sollen Interessierte weiterhin Tipps für sinnvolle Gemüsekombinationen und zur Fruchtfolge erhalten. Das Arboretum am Weihenstephaner Berg will die wissenschaftliche Leiterin der Gärten weiter ausbauen. Anlässlich des 50-jährigen Bestehens der HSWT waren dort 50 unterschiedliche Bäume gepflanzt worden. Auch dort wird geforscht, welche Baumart am besten mit dem Klimawandel zurechtkommt.

Die Bepflanzung im Hofgarten, hier mit dem Salettl, wird sich künftig verändern. (Foto: Marco Einfeldt)

Was Swantje Duthweiler an der neuen Aufgabe reizt, ist die enge Verzahnung von Theorie und Praxis - die spiegelt sich auch in ihrem Lebenslauf. Die freischaffende Landschaftsarchitektin studierte nach einer Gärtnerlehre Landschaftsarchitektur in Hannover, 2009 folgte sie einem Ruf an die HSWT. Ihre Forschung konzentriert sich auf Pflanzkonzepte für Stadtgrün, wie Straßenbäume, Parkgehölze im Klimawandel sowie Dach- und Fassadenbegrünung. Zentraler Punkt ist für sie, zu erforschen und zu vermitteln, wie man Gärten gut in die Zukunft bringt und Ressourcen eingespart werden können. Als wissenschaftliche Leiterin der Weihenstephaner Gärten definiert sie die strategischen Ziele und entwickelt Konzepte. Zudem will sie Forschungsaufträge an Land ziehen. Nicht zuletzt ist die zertifizierte Baumkontrolleurin auch für die Verkehrssicherheit am Campus zuständig.

Zuständig ist sie auch für die Öffentlichkeitsarbeit. Stärken will sie die Kinder- und Jugendarbeit, "es wäre schön, auch ein Programm für Kinder und Jugendliche aufzulegen", sagt Swantje Duthweiler. In den Weihenstephaner Gärten will sie "Forschung erlebbar machen", sie sollen eine Art Schaufenster sein. "Das ist eine wunderschöne Aufgabe."

Sichtungsgarten, Kleingarten und Oberdieckgarten sind vom 1. April bis zum 31. Oktober täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet, Hofgarten und Parterregarten sind immer zugänglich.

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