Weihenstephan:Tauschplatz des Wissens

Labors, Büros und Seminarräume: Das Hans-Eisenmann-Zentrum für Agrarwissenschaften in Weihenstephan soll Akzente für Landwirtschaft in Europa setzen.

Petra Schnirch

Wenn gleich mehrere Limousinen mit Münchner Kennzeichen Weihenstephan ansteuern, heißt das meistens, dass es wieder einmal ein wegweisendes Projekt zu feiern gibt. Am Montag fiel mit der Grundsteinlegung der Startschuss für den Bau des Hans-Eisenmann-Zentrums für Agrarwissenschaften. Neben dem bayerischen Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch und seinem Kollegen aus dem Landwirtschaftsressort, Helmut Brunner, war auch dessen Vorgänger Josef Miller unter den Gästen. Mit dem Zentralinstitut der TU München (TUM) soll die Agrarforschung fach- und fakultätsübergreifend vernetzt werden. Und auch der Brückenschlag in die Praxis soll besser gelingen als bisher.

Vorausgegangen war dem Vorhaben Ende 2007 eine heftige Debatte zwischen Bauernverband, Politik und Hochschulleitung. Die Zahl der Studierenden in den Agrarwissenschaften war deutlich zurückgegangen, die starke Interessengemeinschaft der Landwirte kritisierte eine für ihren Geschmack zu stark ausgeprägte Grundlagenorientierung. Heraus kam ein Kompromiss, der beide Seiten mehr als zufrieden stellen kann. Die Baukosten in Höhe von etwa 20 Millionen Euro werden aus dem Verkaufserlös des ehemaligen TUM-Versuchsguts Hirschau finanziert.

Das viergeschossige Gebäude an der Thalhauser Straße soll im Frühjahr 2013 bezugsfertig sein. Auf 3100 Quadratmetern Nutzfläche entstehen Labors, Büros und Seminarräume. Auch drei der 25Professoren der TUM im Agrarbereich - drei Stellen wurden neu geschaffen - werden dort untergebracht. Über eine Fußgängerbrücke gelangen die Studierenden schnell auf den Campus.

Doch nicht nur Studenten werden dort unterrichtet. Die Fortbildung von Praktikern, Lehrern und Wissenschaftlern zähle neben der "interdisziplinären Spitzenforschung" zu den Aufgaben des Zentrums, schilderte Direktor Johann Bauer. Eine "trilaterale Kooperationsvereinbarung" zwischen TUM, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und Landesanstalt für Landwirtschaft besiegelte eine engere Vernetzung. "Wenn wir umsetzen", was die TUM an Grundlagen erarbeite, "werden wir die Landwirtschaft in Europa voranbringen", sagte Hermann Heiler, Präsident der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.

TUM-Präsident Wolfgang Herrmann bezeichnete das Hans-Eisenmann-Zentrum als "Tauschplatz des Wissens". Es sei "ein klares Bekenntnis" der TU München zu den Agrarwissenschaften. Den grünen Technologien gehöre die Zukunft. Um globale Herausforderungen wie Ernährung, Energieversorgung oder durch den Klimawandel verursachte Probleme bewältigen zu können, brauche es "starke Naturwissenschaften" und fähige Ingenieure. Nur durch solche fachübergreifenden Forschungszentren "werden wir wettbewerbsfähig bleiben", prognostizierte Herrmann.

Staatsminister Heubisch bescheinigte Weihenstephan "einen grandiosen Ruf". Auch die Agrarwissenschaften seien wieder auf einem guten Weg. Das Hans-Eisenmann-Zentrum sei dafür ein "besonders positives und sichtbares Zeichen". Im Wintersemester 2010/11 sei bei den Studienanfängern die Hunderter-Marke geknackt worden, in zwei Jahren sollen es bereits 150 sein.

Landwirtschaftsminister Brunner begrüßte den Brückenschlag zur Praxis. Davon würden nicht nur die Landwirte profitieren: "Auch die Praxis kann die Wissenschaft inspirieren", sagte er. Namensgeber ist Hans Eisenmann, von 1969 bis zu seinem Tod 1987 bayerischer Landwirtschaftsminister. Über die Würdigung des reformfreudigen Agrarwissenschaftlers, der in Weihenstephan studiert hatte, freute sich seine Tochter: Cornelia Eisenmann-Adam sagte der SZ, das sei ein "positiver Nachhall", mit dem sie nie gerechnet hätte.

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