Wintersemester in Freising:Grünes Licht für die Universitäten

Wintersemester in Freising: Der Campus in Freising soll für alle Bürger der Stadt da sein. Wie das gelingen könnte, dazu erarbeiten Studierende derzeit Vorschläge

Der Campus in Freising soll für alle Bürger der Stadt da sein. Wie das gelingen könnte, dazu erarbeiten Studierende derzeit Vorschläge

(Foto: Marco Einfeldt)

Weihenstephan bereitet sich auf Präsenzunterricht vor. Gegen Wissenslücken gibt es Vorkurse und Tutorenprogramme.

Von Marie Schlicht, Freising

In eineinhalb Jahren Pandemie galt die 7-Tage-Inzidenz deutschlandweit als wichtigster Maßstab für die Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus. Nun ist damit - zumindest in Bayern - Schluss: Am 2. September trat die neue Infektionsschutzmaßnahmenverordnung in Kraft. Gemäß der bayerischen Staatsregierung wurde dadurch unter anderem die 7-Tage-Infektionsinzidenz durch die Krankenhausampel als Indikator ersetzt, auch löst die medizinische Maske die FFP2-Maske als Standard ab. Die allgemeinen Kontaktbeschränkungen sind außerdem ersatzlos entfallen, genauso wie die bisherigen Personenobergrenzen für private und öffentliche Veranstaltungen.

"Diese neuen Voraussetzungen ermöglichen neues Handeln in der Pandemiebekämpfung: Beschränkungen des privaten und öffentlichen Lebens müssen nicht mehr von den reinen Infektionsinzidenzwerten abhängig gemacht werden", heißt es in einer Pressemeldung der Bayrischen Staatsregierung. Basis für die Öffnungen bleibe das 3-G-Prinzip (Freiheiten für Geimpfte, Genesene und Getestete). Die Inzidenz sei bloß noch für die Anwendung der 3-G-Regel relevant. Sie gelte in Innenräumen nun ab einer Inzidenz von 35.

"Wir wollen so schnell wie möglich zurück an einen lebendigen Campus"

Vor allem für die bayrischen Hochschulen kam die neue Verordnung so kurz vor dem Start des Wintersemesters wie gerufen. "Damit wird für das kommende Semester Präsenzlehre wieder umfassend möglich sein. Es gilt aber nach allgemeinen Regeln Maskenpflicht auch am Platz, wenn in den Hörsälen der Abstand von 1,5 Meter nicht eingehalten wird. Tests werden für Studenten mit Studentenausweis weiterhin kostenlos bereitgestellt", heißt es in der Pressemeldung der Staatsregierung.

Auch die Technische Universität München (TUM), von der sich zahlreiche Einrichtungen in Freising-Weihenstephan befinden, plant für das anstehende Semester mit möglichst viel Präsenzlehre. "Wir wollen so schnell wie möglich zurück an einen lebendigen Campus - bei gleichzeitig bestmöglichem Gesundheitsschutz für unsere TUM-Familie", sagt Ulrich Meyer, Pressesprecher der Universität. Insbesondere für die Kurse, die auf Interaktion und direkter Zusammenarbeit basieren, habe Unterricht vor Ort höchste Priorität. Dennoch habe man in den vergangenen Monaten der Onlinelehre auch die digitalen Lehrformate durchaus zu schätzen gelernt. "Wenn es zum Beispiel um große Vorlesungen mit einer Vielzahl an Studierenden geht, haben wir gelernt, dass die digitalen Aufzeichnungen neue Lehrformate ermöglichen - im Sinne der Verknüpfung von Präsenz und Digital. Lehrfilme für komplexe Zusammenhänge haben den Vorteil, dass sie von den Nutzenden beliebig oft wiederholt und auch angehalten werden können", so Meyer.

Grundsätzlich gelte jedoch: Je mehr eine Lehrveranstaltung von Interaktion und Aktion lebt, desto wichtiger sei es, dass sie in Präsenz stattfinden könne: "Dazu gehören Seminare die von der Diskussion zwischen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern leben, aber auch Exkursionen, Laborpraktika oder Feldversuche, wie sie in Weihenstephan zahlreich angeboten werden."

Auch der Betreuungsschlüssel für Praktika soll erhöht werden,um Studierende mitzunehmen

Laut dem bayerischen Wissenschaftsminister Bernd Sibler sind die wesentlichen Weichenstellungen für das kommende Wintersemester bereits vorgenommen worden. Damit sich die Studentinnen und Studenten nach einer längeren Zeit der Abwesenheit wieder - oder zum ersten Mal - an das Studium vor Ort gewöhnen können, hat Sibler im Juni die Initiative "restart - willkommen zurück" gestartet. Mit rund einer halben Million Euro sind Hochschulen in Bayern dabei unterstützt worden, verschiedene Angebote für das Wintersemester vorzubereiten: "Mit gezielten Angeboten wollen wir die Vernetzung, das unmittelbare Miteinander und den persönlichen Austausch aller Hochschulmitglieder, insbesondere der Studentinnen und Studenten, stärken. Damit soll der notwendige Neuanfang auf dem Campus gelingen", heißt es in der entsprechenden Pressemeldung.

Auch die TUM in Weihenstephan nimmt an der Initiative "restart - willkommen zurück" teil. Der Fokus liege für die Universität darauf, die in der Pandemie entstandenen Lernlücken bei den Studierenden zu schließen, indem Vorkurse in Kleingruppe angeboten und die Tutorenprogramme für alle Semester ausgeweitet werden. Auch der Betreuungsschlüssel für Praktika soll erhöht werden, kündigt die Universität an. "Kurz: alles Maßnahmen, um die Präsenzzeit bestmöglich zu nutzen, die Studierenden einzubinden und mitzunehmen. Außerdem sollen Alternativen zum Studierendenaustausch geschaffen werden, damit der so wichtige internationale Kontakt nicht zu kurz kommt. Und natürlich gilt es, die bestehenden Lehrinhalte weiter für die virtuelle und hybride Lehre aufzubereiten", berichtet Pressesprecher Ulrich Meyer.

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