Die Baustelle ist für Weihenstephaner Verhältnisse nicht sonderlich groß. Dennoch ist das neueste Vorhaben der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) laut Vizepräsident Christoph Moning "mehr als ein Bauprojekt". Auf dem Hochschulgelände am Staudengarten soll in den kommenden Monaten ein Gebäude entstehen, "in dem Ideen geboren werden", wie er sagte. Am Donnerstag fand der erste Spatenstich für das "Creativity and Innovation Lab" statt. Im Sommer 2024 soll es eingeweiht werden.
Mit diesem Kreativraum will die HSWT Forschung und Start-ups stärker fördern, zunächst vor allem im Lebensmittelbereich. Der zweigeschossige Neubau wird flexible Raumkonzepte bieten, dort können Forschende künftig an ihren Projekten arbeiten und Konzepte für Start-ups entwickeln. Die HSWT geht damit den eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Mit dem "Food Startup Inkubator Weihenstephan" (FSIWS) fördert sie seit mehreren Jahren angehende Gründerinnen und Gründer mit dem dafür nötigen Fachwissen und unterstützt innovative Produktentwicklungen.
Von Labor und Technikum des FSIWS sind es künftig nur wenige Meter zum "Creativity and Innovation Lab". Der modulare Holzbau ist ebenso innovativ, wie es die Projektideen sein sollen, an denen dort einmal gearbeitet wird. Wichtig ist der HSWT, dass erneuerbare Energien zum Einsatz kommen - mit einer Wärmepumpe, neuartigen Photovoltaik-Modulen, Stromspeichertechnologie und E-Ladesäulen.
Dach und Fassaden werden begrünt. Das Dach mit Retentionsraum wird zugleich Forschungsfläche sein. Dort soll zum Beispiel untersucht werden, wie sich unterschiedliche Arten der Begrünung auf den Regenrückhalt auswirken. Das aufgefangene Regenwasser soll zudem zur Klimatisierung und Kühlung beitragen, wie Christoph Moning erklärte.
Die Kosten für das Gebäude bezifferte er auf etwa 3,5 Millionen Euro. Das bayerische Wissenschaftsministerium finanziert den Neubau im Rahmen der Hightech Agenda mit 3,3 Millionen. Insgesamt hat die HSWT aus diesem Topf acht Millionen Euro erhalten und konnte damit auch 28 neue Professuren schaffen, davon 18 am Standort Weihenstephan. Mit der Hightech-Agenda sollen Forschung sowie Technologietransfer in Wirtschaft und Gesellschaft vorangetrieben werden.
Auch eine modulare Bauweise kann nachhaltig und optisch sehr ansprechend sein
Eben hier setzt auch der Food Startup Inkubator an. Die HSWT möchte ihn laut Moning ausbauen und dabei den Fokus auf die gesamte Wertschöpfungskette im Bereich Food legen. Gefördert würden nicht nur innovative Ideen, sondern auch "nachhaltige Lösungen für die Herausforderungen unserer Ernährungssysteme".
Architekt David Meuer betonte, dass die modulare Bauweise eine "gute Sache" sei und nicht etwa eine Aneinanderreihung von Containern, wie viele meinten. "Das Gebäude ist schon etwas Besonderes", sagte er mit Verweis auf die Nachhaltigkeit. Im Obergeschoss sind auf einer Fläche von 250 Quadratmetern Büros für bis zu 24 Arbeitsplätze untergebracht, sie werden künftig überwiegend vom Zentrum für Forschung und Wissenstransfer der HSWT genutzt.
Im Erdgeschoss ist ein Co-Working- und Kreativ-Bereich mit flexibler Raumaufteilung geplant. Diese lässt sich - auch für Veranstaltungen und Vorträge - ganz einfach durch verschiebbare Trennwände ändern. Beide Stockwerke sollen mit hochwertiger Elektro- und IT-Infrastruktur ausgestattet werden. Das Gebäude selbst wird 34 Meter lang, elf Meter breit und acht Meter hoch. Anfang März werden voraussichtlich die Module angeliefert, im Juli soll alles fertig sein.
Auch die politischen Vertreter freuten sich über diesen Neuzuwachs in Weihenstephan. OB Tobias Eschenbacher sagte, der Campus sei ohnehin ein Think-Tank und hier werde alles noch einmal komprimiert. "Ich bin sehr gespannt, was hier alles passiert", sagte der OB. "Es macht uns als Stadt stolz, dass in Weihenstephan Antworten hervorgebracht werden, die die ganze Welt betreffen."
Landrat Helmut Petz hob das Projekt vor allem wegen seiner Nachhaltigkeit hervor. Zum einen würden regenerative Energien genutzt, zum anderen sorgten die flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten im Inneren dafür, dass das Gebäude langfristig bei Bedarf auch für andere Nutzungen zur Verfügung stehe und nicht aufwendig umgebaut oder ersetzt werden müsse. Eine ansprechende Architektur garantiere zudem, dass ein solches Bauwerk auch nach vielen Jahren noch attraktiv sei.