Wegen NPD-Vergangenheit:Kreisvorsitzender der Piratenpartei tritt zurück

Paukenschlag beim Freisinger Kreisverband der Piratenpartei: Der Vorsitzende Valentin Seipt ist wegen seiner früheren NPD-Zugehörigkeit von seinem Amt zurückgetreten. In einer Stellungnahme erzählt er über seine Zeit bei der rechtsextremen Partei.

Birgit Goormann-Prugger

Der Freisinger Kreisvorsitzende der Piratenpartei, Valentin Seipt, ist am Sonntag nach einer Sondersitzung des Kreisvorstands von seinem Amt zurückgetreten. Er reagierte damit auf das Bekanntwerden seiner rechten politischen Vergangenheit.

Valentin Seibt

Valentin Seipt ist am Sonntag als Kreisvorsitzender der Piratenpartei zurückgetreten.

(Foto: privat)

Seipt, Jahrgang 1986, war von 2007 bis 2009 Mitglied der rechtsextremen NPD und dort auch stellvertretender Kreisvorsitzender in Freising. Mit dem Rücktritt vom Amt des Kreisvorsitzenden wolle er nun "Schaden von der Piratenpartei abwenden, deren Ziele und Werte mir wirklich am Herzen liegen", sagt Seipt in einer Stellungnahme.

Seine Mitgliedschaft bei der NPD sei ein Fehltritt gewesen und das dort gelebte Gedankengut habe niemals seinen politischen Überzeugungen entsprochen, versichert er. "Die Piratenpartei, das ist Freiheit, die Freiheit, die die NPD anbietet, ist nur vorgespielt", stellt der 25-jährige Systemadministrator fest.

Geoutet wurde seine rechte Vergangenheit vom rechtsextremen "Aktionsbund Freising" selbst, welcher der NPD nahe steht. Mit 18 Jahren, sagt Seipt, sei er an die NPD geraten. "Ich war damals politikerverdrossen, die Klüngelei hat mich geärgert, bei jeder Partei, und ich wollte daran etwas ändern".

Er habe sich auch schriftlich mit dieser Kritik am herrschenden System an jede Partei gewandt - geantwortet habe ihm nur die NPD. Diese Partei habe eine äußerst effektive Jugendarbeit, schildert Seipt. "Die reden mit den jungen Leuten und das hört sich auch erst mal alles plausibel an, was sie erzählen. Wenn man politisch nicht gebildet ist, dann fällt man auch drauf rein."

Einmal aufgenommen in den rechten Kreis sei der Ausstieg schwer. "Die NPD-Struktur ist wie in einer Sekte und der Druck auf den Einzelnen ist groß." Mit Hilfe eines Freundes sei es ihm dann doch gelungen, sich von der NPD loszusagen. "Wir haben uns an den Methoden von Exit orientiert, das Aussteigerprogramm für Menschen, die sich vom Rechtsextremismus lösen wollen".

Er habe sich ein komplett neues Umfeld gesucht und fortan jeden Kontakt mit den einstigen Kameraden gemieden. Ohne Drohungen von Seiten der alten Parteifreunde sei der Ausstieg nicht vonstatten gegangen. "Diese Leute standen vor meiner Haustür und haben auch meinen Freund bedroht", sagt Seipt weiter.

Nach dem Rücktritt von Seipt hat sein Stellvertreter Richard Eibl die Geschäfte übernommen. Informiert über die Entwicklung in Freising ist auch der Bayerische Landesverband der Piratenpartei. Laut Geschäftsführer Alexander Lessmann hat Sept Konsequenzen von Seiten der Piraten nicht zu fürchten. "Mir ist nicht bekannt, dass er als Mitglied der Piratenpartei rechtes Gedankengut verbreitet hätte", sagt Lessmann.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: