Was Jugendliche interessiert:"Junges Wohnen"

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Katharina Horban hat Markus Grill auf den Zahn gefühlt

Interview

Für die Freisinger SZ hat KJR-Jugendreporterin Katharina Horban vier Fragen an Markus Grill gerichtet:

Wie schätzen Sie, auch als stellvertretender Vorsitzender des Mietervereins, den Wohnungsmarkt hier für Studenten ein?

Es gibt massiven Handlungsbedarf, das Problem ist die Gesamtsituation. Bei den Wohnheimen in Freising bräuchte es das Dreifache und der Bedarf wäre noch nicht gedeckt. Viele, die auf dem freien Markt suchen, finden nichts. An der Stellschraube Bafög kann ich ansetzen, aber wenn die Leute mehr Geld zur Verfügung haben, steigen die Preise weiter. Es wäre an der Zeit, dass die Bundespolitik nachschiebt.

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(Foto: oh)

Katharina Horban ist 18 Jahre alt und hat diesen Sommer ihr Abitur am Camerloher Gymnasium in Freising abgeschlossen. Ab Oktober studiert sie in München Politikwissenschaft und Jura. Sie fotografiert gerne und spielt Tennis. Foto: Privat

Wie wollen Sie speziell auf junge Leute zugehen?

Die Kommunalpolitik muss von "Jungem Wohnen" sprechen und Möglichkeiten schaffen, entsprechenden Wohnraum zu fördern. Was sicher ein Anfang wäre: Wir beziehen als ersten Schritt für einen kostenfreien ÖPNV Studierende und Auszubildende in unsere Überlegungen ein. Aber das ist ein langer Weg, wenn wir als SPD in Bayern als Endziel einen kostenlosen Nahverkehr fordern. Das kriegt man selbst mit einem willigen Koalitionspartner nicht sofort hin.

Was hat der ÖPNV mit dem Wohnungsmarkt zu tun?

Das ist eine Geldfrage. Ich finde hier sofort eine Wohnung, wenn ich mehr auf den Tisch legen kann. In Freising selbst nicht, aber wenn man die kleinen Dörfer dazu nimmt, schon. Bei mir in Itzling gibt es einige große WGs, wo sich dann die Frage stellt, wie die Leute aus dem kleinen Ort wieder wegkommen. Und dann sind wir wieder beim ÖPNV.

Welche Bedeutung hat digitales Lernen für Sie?

Mir geht es darum, dass wir endlich die Schulen auf Vordermann bringen. Aber es dürfen trotzdem nicht die Schüler dauernd durch das Smartphone abgelenkt werden. Das Handy ist morgens abzugeben, da bin ich recht radikal. Was aber sein muss, dass man sehr viele Fächer am Laptop unterrichtet - jeder hat einen Laptop mit einer ordentlichen Internetverbindung von der Schule hingestellt zu bekommen - so stell ich mir die Welt vor. Man sollte bestimmte Unterrichtsinhalte genau über dieses Medium vermitteln und versuchen, den Schülern die Kompetenz zu vermitteln, wie man sich aus dem Internet belastbare Informationen besorgt. Ich meine damit nicht, dass man den jungen Leuten beibringt, wie sie den PC bedienen. Das können die meisten selber.

Vor kurzem wurde die Diskussion über die Wiedereinführung der Wehrpflicht von der CDU neu entfacht, die JU hat ein verpflichtendes gesellschaftliches Jahr vorgeschlagen. Wie stehen Sie dazu?

Ich finde die Wiedereinführung der Wehrpflicht falsch. Was ich mir vorstellen kann, ist ein verpflichtendes soziales Jahr. Aber nicht einfach so. Die jungen Leute dürfen nicht nur Hiwi-Tätigkeiten machen, damit sich ein Arbeitgeber eine Fachkraft spart. Eine verpflichtende Tätigkeit muss sich für denjenigen, der sie macht, auch lohnen. Und das bedeutet etwa Erstqualifikationen für bestimmte Jobs. Denkbar ist das vorwiegend in sozialen Bereichen, aber auch in Umwelt und Kultur. Diese Idee geht quer durch die Parteien. Aber so vage, wie sich das verpflichtende gesellschaftliche Jahr bis jetzt gestaltet, braucht es vier bis fünf Sommerlöcher bis zur Umsetzung.

© SZ vom 21.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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