War da was?:Laue Lüftchen im Freisinger Wahlkampf

Die antretenden Gruppierungen verfolgen unterschiedliche Strategien: Einige sind vor allem virtuell unterwegs, andere gar nicht

Von Kerstin Vogel

War da was?: Der Besuch von Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner bei der Kreishandwerkerschaft in Freising hat Kandidaten verschiedenster Couleur aufgescheucht.

Der Besuch von Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner bei der Kreishandwerkerschaft in Freising hat Kandidaten verschiedenster Couleur aufgescheucht.

(Foto: Marco Einfeldt)

War da was? Ach ja, Kommunalwahl am 16. März, Wahlkampf und so. Zumindest weiß man jetzt, wer mitspielen darf. Die Freisinger Mitte soll nach dem Wunsch der Bürger nicht nur für den Stadtrat, sondern auch für den Kreistag antreten. In Moosburg will man keine Piraten im Stadtrat sehen, sehr wohl aber die ÖDP und die "Unabhängigen Moosburger Bürger" - und auch Eching hat jetzt eine "Echinger Mitte", was nicht heißt, dass das Ortszentrum endlich ansprechend gestaltet worden wäre, sondern dass der ehemalige SPD-Gemeinderat Bertram Böhm künftig mit seiner eigenen Liste mal so richtig Politik nach seinen Vorstellungen machen kann. Vorausgesetzt natürlich, er wird auch gewählt.

Wer in der Stadt Freising mitspielt, steht schon lange fest - nur wann das Spiel beginnt, darauf hat man sich noch nicht so richtig verständigen können. Während die CSU den Anstoß schon vor Wochen mit dem Ruf nach einem Bürgerentscheid zur Moosachöffnung vollzogen hat und die Musterknaben von der Freisinger Mitte seit geraumer Zeit mit immer neuen, perfekt durchgestylten Heftchen für sich werben, hört man von anderen bislang eher wenig.

Die Grünen haben immerhin mit einer Veranstaltung zur Wohnungsnot einen thematischen Akzent gesetzt. Ansonsten aber verfolgen sie eine für Laien schwer zu durchschauende Taktik, die auf eine Art Lagerwahlkampf im eigenen Lager hinausläuft. So werben die beiden Fraktionssprecher Rosi Eberhard und Jürgen Maguhn unter anderem mit eigenen Bürgersprechstunden und einer Facebook-Seite im seltsam-folkloristischen Gärtnerdesign für speziell ihre eigene Wiederwahl. Die Ortsvorsitzende Susanne Günther dagegen nutzt ebenfalls das soziale Netzwerk, um prominente Grünen-Politiker für sich die Trommel rühren zu lassen. Ob sich solcherart zerstreut der Wahlerfolg von 2008 wiederholen lässt - damals eroberten die Grünen neun Sitze im Freisinger Stadtrat - nun ja.

Was war noch? Die Freisinger CSU verfolgt neben dem Alarm um die Stadtmoosach und die Innenstadt eine schon in vielen Wahlkämpfen bewährte Strategie: Sie setzt zum einen auf die langwierige Kärrnerarbeit, beklebt fleißig Autos mit den Konterfeis ihrer Kandidaten, spendiert Pasta bei Diskussionsabenden und führt Gespräche bei Frühschoppen auf dem Lande. Andererseits bittet sie die großen Namen aus der Landespolitik nach Freising, auf dass deren Glanz auf die örtlichen Granden abfärben möge.

Manchmal lässt sie allerdings auch bitten, wie zuletzt durch die Kreishandwerkerschaft, die Wirtschaftsministerin Ilse Aigner in Kooperation mit den Christsozialen für einen Abend in die Domstadt holte - und damit durchaus eine ganze Reihe von CSU-Stadtratsbewerbern aufscheuchte. Andererseits: Nicht nur die! Auch unter den Startbahngegnern, die einmal mehr zusammengekommen waren, um einem bayerischen Kabinettsmitglied einen gebührenden Empfang zu bereiten, fand sich dieser und jener Kandidat.

Die Freisinger Freien Wähler sind aktuell vor allem höchst kreativ in der Netzwelt präsent - und bekommen mit ihrer Spendenaktion zumindest bis jetzt die meisten Punkte für Gutmenschentum im Wahlkampf: Sie investieren ihr Geld nicht in überflüssige Wahlgeschenke, sondern spenden es - und die potenziellen Wähler dürfen dabei bestimmen, ob die Summen an den Tierschutz, den Startbahnwiderstand oder an die Lebenshilfe gehen sollen.

Bleiben noch die so genannten "Kleinen" in der Stadtpolitik: ÖDP, Linke und Anna-Maria Sahlmüller, ähhhh, die FDP, von denen man bis jetzt allerdings auch noch nicht all zu viel gehört und gesehen hat - abgesehen davon, dass ÖDP-Stadtrat Helmut Priller als Handwerker, Startbahngegner und Kandidat gleich drei gute Gründe hatte, sich den CSU-Aigner-Termin in seinen Kalender zu schreiben.

Da fehlt immer noch eine Liste? Ernsthaft? Ach ja, die SPD. Wirklich? War da was?

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