Süddeutsche Zeitung

Wahlwerbung:Kämpfen für Europa

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Sieben politische Gruppierungen aus der Gemeinde Eching werben bei einem gemeinsamen Auftritt für eine starke Beteiligung an den Wahlen am 26. Mai und eine Weiterentwicklung der Einigung

Von Klaus Bachhuber, Eching

Bunte Landesfähnchen auf den Tischen, ein Trompeten-Intro der Eurovisionshymne und ein fünfsprachiger Kanon, gesungen vom gesamten Publikum: In einer parteiübergreifenden gemeinsamen Veranstaltung im Bürgerhaus haben sieben politische Echinger Gruppierungen unter Regie der Volkshochschule im Vorfeld der Wahlen zum Europäischen Parlament für Europa geworben. "Die europäische Idee ist der bedeutendste zivilisatorische Fortschritt des vergangenen Jahrhunderts", hieß es in der gemeinsamen Erklärung, "ein starkes Europa steht für Freiheit, Demokratie, Friedenssicherung, Wohlstand und soziale Gerechtigkeit."

Man wolle "für ein buntes und starkes Europa plädieren", gab Volkshochschulleiterin Doris Fähr das Thema des Abends vor. Parteiübergreifend sollte die Veranstaltung motivieren, am 26. Mai zur Wahl zu gehen. Zusammengeschlossen haben sich dafür SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, Freie Wähler, ÖDP, "Bürger für Eching" und "Echinger Mitte". Als einzig angefragte Partei hatte sich die CSU verweigert und war auch bei der Veranstaltung nicht präsent.

Jede der beteiligten Parteien hatte ein Schwerpunktthema vorbereitet, vom Euro (FW) über die Friedenssicherung (Bürger für Eching) bis hin zur Landwirtschaft (Grüne), Demokratie (Echinger Mitte) und sozialen Aspekten (SPD). Karl Kühbandner, Referent für Literatur, Geschichte und Politik an Volkshochschulen, gab in einem Vortrag einen Überblick über Entstehung, Entwicklung und Struktur der Europäischen Union und ihrer Institutionen.

"Es muss gekämpft werden für dieses Europa", appellierte er als Bilanz aus dem historischen Streifzug. Dabei plädierte er für "eine Weiterentwicklung der Einigung". Die könne aber nur gelingen, wenn sich die Regierungschefs der EU-Staaten "als Europäer verstehen und nicht nur als Vertreter ihrer Nationen". Im europäischen Zusammenwirken scheine "gerade die Tugend Solidarität verloren zu gehen", diagnostizierte er.

Das Europäische Parlament habe "mehr Rechte als viele glauben", analysierte Kühbandner, "aber auch viele Defizite, die davon abhalten, Menschen dafür zu motivieren". Im gemeinsamen Statement der sieben Gruppierungen wurde gefordert, "die Demokratie in Europa weiterzuentwickeln, mit mehr plebiszitären Elementen, mit mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten durch den einzelnen Bürger".

Hautnahe Eindrücke von Europa gaben Besucher wieder. Bürgermeister Sebastian Thaler steuerte ein Potpurri der bizarrsten EU-Regelungen bei, von der Gurkenkrümmung, deren Regulierung übrigens seit 2009 wieder abgeschafft ist, bis hin zur Festlegung der maximalen elektrischen Leitfähigkeit von Honig oder der 40 Jahre lang angewendeten Definition von Bäumen anhand der Astlöcher je Oberfläche.

Demgegenüber seien Regeln, die ebenso von der EU kämen, wie die einheitliche Währung oder einheitliche Handytarife, nicht mehr wegzudenken, betonte der Bürgermeister. Er freue sich bereits enorm auf die gerade vorbereiteten einheitlichen Kleidergrößen. Für ihn sei "Europa eine Selbstverständlichkeit", sagte der 32-Jährige, "meine Generationen kennt keine geschlossenen Grenzen mehr".

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Quelle:
SZ vom 17.05.2019
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