Wärmebild-Aktion der Freisinger Stadtwerke:Häuser sind undicht

Vorsicht vor manipulierten Thermografieaufnahmen

Eine Wärmebildkamera nimmt das Haus auf und zeigt die unterschiedlichen Oberflächentemperaturen.Wo Wärme entweicht, ist es gelb und rot.

(Foto: dpa)

Mit einer Thermografieaktion für private Hausbesitzer wollen die Freisinger Stadtwerke zum Dämmen motivieren. Wärmebildkameras suchen die Gebäude dabei auf kritische Stellen ab.

Von Simon Bauer, Freising

Noch bis zum neunten Januar können sich Hausbesitzer bei der Thermografieaktion der Freisinger Stadtwerke anmelden. Kunden der Stadtwerke zahlen dafür 99, Nichtkunden 129 Euro. Den kompletten Januar über sind Mitarbeiter der Stadtwerke mit Wärmebildkameras unterwegs und spüren undichte Stellen in der Dämmung von Häusern und Wohnungen auf. Sechs Wärmebildaufnahmen pro Haus seien das Ziel, erklärt Tobias Grießl, Energieberater der Freisinger Stadtwerke.

Neue Runde

Das Freisinger Landratsamt hat im Rahmen verschiedener Aktionen zur Energiewende im Januar und Februar 2016 kostenlose "Thermografiespaziergänge" in Allershausen, Hohenkammer, Eching und Neufahrn angeboten, berichtet Eva Dörpinghaus, Pressesprecherin des Landratsamtes Freising. Dabei hätten sich interessierte Einwohner getroffen, um ihre Häuser der Reihe nach einem Test auf Dämmungsschäden zu unterziehen. Kurz sei erläutert worden, auf was man achten muss um Schwächen in den Dichtungen zu erkennen und welche Maßnahmen zur Behebung der Probleme durchgeführt werden können. Die Aktion soll im Jahr 2017 in weiteren Gemeinden des Landkreises fortgesetzt werden. SIBA

Beim Thermografieverfahren werden mit einer Infrarotkamera Wärmebilder erstellt. Anhand dieser Bilder lässt sich die Temperatur der gewünschten Objekte und Stellen ermitteln. Dunkelblau zeigt die kältesten Oberflächen an, von blau über grün und gelb steigt die Wärme, die Farbe rot steht für die wärmsten Temperaturen. Die Infrarotbilder zeigen also Schwachstellen in der Dämmung eines Gebäudes auf und dokumentieren diese. "Am Ende bekommt der Besitzer des Gebäudes einen Abschlussbericht vorgelegt, in dem wir zusammen mit den Bildern die vorhandenen Stellen aufzeigen, an denen Luft durch die Dämmung strömt", erklärt Grießl. Optimal sei es, wenn die Wärmebildaufnahmen überwiegend nachts durchgeführt würden. Denn dann sei der Temperaturunterschied zwischen der außen herrschenden Kälte und der inneren Wärme des Gebäudes am größten. Am Tag könnten Sonnenstrahlen die Fassade erwärmen und so für ein ungenaues Ergebnis sorgen.

Nachts gelingen die Aufnahmen besser, dann sind die Temperarturunterschiede höher

Das Auswechseln der Dämmung sei dann freilich eine größere Sanierungsarbeit und "schon mit einigem Aufwand verbunden", wie Grießl weiß. Die Dämmung eines Hauses "blind auszutauschen", sei also wenig sinnvoll. Um effektiver zu handeln, müsse man ein Gebäude vorher prüfen, etwa durch das Thermografieverfahren, um undichte Stellen direkt aufzuspüren. Trotzdem sind die Ergebnisse nur eine Empfehlung. Es sei nicht zwingend, dass man angezeigte Schwächen in der Dämmung sofort beheben müsse, betont Tobias Grießl.

Hans-Jürgen Werner ist Energieberater des Freisinger Haus- und Grundbesitzervereins und beschäftigt sich regelmäßig mit dem Thema Dämmungssysteme. Er erklärt, dass der Einbau einer neuen Dämmung in den Wänden immer mit einem Zeitaufwand von etwa vier Wochen, inklusive acht bis zwölf Tagen Trocknungszeit, verbunden wäre. Die Zeit würde jedoch je nach Gebäude variieren. Im Dach sei der Einbau sogar noch komplizierter und aufwendiger. "Wir sprechen dabei aber nur vom Einbau der klassischsten Dämmungsform, dem Wärmedämmverbundsystem (WDVS)", betont Werner. Die Kosten würden rund 90 bis 120 Euro pro Quadratmeter in Anspruch nehmen. Beim Dach seien es 200 bis 300 Euro.

Die wichtigsten Faktoren, die man beim Einbau einer WDVS-Dämmung beachten müsse, seien "Luftdichte und Feuchteresistenz." Dabei könne man jedoch, besonders beim Eigeneinbau, viele Fehler machen. "Das größte Problem sind Wärmebrücken, also die Stellen, an den zwei Dämmplatten aufeinandertreffen. Speziell bei unterschiedlichen Materialen", erläutert Hans-Jürgen Werner. An diesen Stellen könne am leichtesten Luft eindringen, wenn die Dichtung nicht richtig vorgenommen würde, bei unterschiedlichen Materialen würden sich die Wärmeleitwerte unterscheiden. Der Zustand einer Dämmung sei somit immer "abhängig von der Bauqualität".

Ein luftdichter Einbau verhindert auch, dass sich Ameisen und Käfer einnisten

Der luftdichte Einbau sei auch gegen Schädlinge wie Ameisen und Käfer gut, die sich ansonsten einnisten und Schaden anrichten würden. Ebenfalls müsse man unbedingt die Lage der Dämmstellen beachten, so Werner. Je mehr man sich dem Erdreich und dem Dach nähere, desto resistenter müsse die Dämmung gegen Feuchtigkeit sein. Das sei "entscheidend für die Haltbarkeit." Im besten Fall, würde ein gut eingebautes WDVS schließlich 30 bis 40 Jahre halten. Anders sei es bei einer hinterlüfteten Dämmung, die auf Luftstrom ausgerichtet sei, folglich allerdings nicht thermografiert werden könne.

"Das Thermografieverfahren ist eine tolle Sache. Eine wirklich gute Möglichkeit, um Wärmebrücken und undichte Stellen zu erkennen", kommentiert Hans-Jürgen Werner. Er betont, dass die Aufnahmen unbedingt eine Temperaturskala am Rand vorweisen müssten, da die Farbenangabe der Kameras variieren würde. Beispielsweise könne bei manchen Fotoaufnahmen eine Stelle mit der Temperatur plus fünf Grad trotzdem blau angezeigt und somit fälschlicherweise als Leck interpretiert werden. Eine zweite Möglichkeit zur Überprüfung sei die Dichtigkeitsprüfung, bei der mit Druckwerten und Nebel gearbeitet wird. Diese sei jedoch deutlich aufwendiger, so Energieberater Hans-Jürgen Werner.

Derweil werben die Freisinger Stadtwerke auf ihrer Homepage www.stw-freising.de, dem Kundenmagazin und mit Flyern für ihre Aktion. "Wir wollen so viele Interessenten wie möglich bedienen. Alle Gebäude, die innerhalb einer Woche abgearbeitet werden können, sollen die Wärmebildaufnahmen bekommen", sagt Tobias Grießl.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: