Vorjahresumsatz noch nicht erreicht:Eher durchwachsen

Kurz vor Weihnachten schwächelt der Umsatz in der Freisinger Innenstadt noch. Die Händler setzen vor allem auf den Freitag und Samstag vor Heiligabend. Dauerthema sind die Baustellen und die Parksituation

Von Clara Lipkowski, Freising

Noch schwächelt das Freisinger Weihnachtsgeschäft, für die letzten Tage vor Heiligabend erhoffen sich die Händler aber einen Ansturm auf die Läden. Vor allem die Baustellen in der Stadt und die Konkurrenz durch Online-Versandhäuser beschäftigen viele Verkäufer. Der Vorjahresumsatz sei bisher noch nicht erreicht, sagte Julia Bönig, Geschäftsführerin des Vereins "Aktive City Freising", der rund 100 Händler vertritt, am Montag. "Aber dieses Jahr ist die Adventszeit auch deutlich verkürzt." Daher rechnet sie vor allem am Freitag und Samstag mit vielen, die noch kurz vor dem Fest Geschenke kaufen.

Grundsätzlich sei die Kaufkraft in Freising hoch, sagt Bönig. "Im Schnitt geben Verbraucher etwa 266 Euro für Weihnachtsgeschenke aus. In Freising sind es wahrscheinlich mehr." Vor allem hochwertige Speisen, alkoholische Getränke und Bücher gingen gut. Die Bekleidungsgeschäfte hingegen hätten zu kämpfen - auch wegen der Konkurrenz von Online-Versandhändlern.

Der vergangene Samstag, als der Christkindlmarkt am Marienplatz stattfand, war bisher für viele Einzelhändler der umsatzstärkste Tag in der Vorweihnachtszeit. Viele wünschen sich, dass der Markt in der gesamten Adventszeit geöffnet ist. "Das ist ein echter Anziehungspunkt für Freising", sagt etwa Juwelier Heiko Widmann.

Vorjahresumsatz noch nicht erreicht: Auch Bücher sind zu Heiligabend besonders gefragt.

Auch Bücher sind zu Heiligabend besonders gefragt.

(Foto: Marco Einfeldt)

Fragt man herum, herrscht weitgehend Zufriedenheit unter den Verkäufern. "Wir werden bis 23. Dezember sicher auf das Vorjahresniveau kommen", sagt Jutta Ederer, Filialleiterin von "Bücher Pustet". "Aber danach fehlen uns zwei Tage, Heiligabend und ein Tag zwischen den Jahren, das werden wir nicht aufholen." Dennoch sei sie zufrieden, über die Theke gingen bei ihr wie immer vor allem die Bücher der Bestsellerliste, in diesem Jahr von Daniel Kehlmann und Juli Zeh, aber auch Freisinger Publikationen wie "Als der Luftkrieg in unsere Heimat kam" von Ernst Keller. Einen klaren Vorteil sieht Ederer darin, dass die Atmosphäre in den Läden im Gegensatz zu denen in München oder anderen größeren Städten wesentlich entspannter sei. "Die Kunden sind überhaupt nicht gestresst und schätzen es, dass wir uns Zeit für sie nehmen."

Die Baustellen des Innenstadtumbaus sind für sie dennoch ein Ärgernis. "Natürlich spürt man sie", sagt sie, das sei doch klar. "Vor allem Menschen aus dem Umland scheuen bestimmt den Weg nach Freising, weil es so schwer ist, mit dem Auto in die Innenstadt zu fahren. Auch der Bus fuhr ja zeitweise nicht rein, das war ein echtes Problem." Manches Bekleidungsgeschäft setzte sogar auf "Baustellenrabatte" vor den Feiertagen.

Über die Umbauten ärgert sich auch die Filialleiterin des "Gewandhaus Gruber", Sonja Schacherl. "Das Weihnachtsgeschäft ist durchwachsen. Wir haben es schon gemerkt, als die Baustelle beim Bekleidungsgeschäft nebenan war und jetzt die am Asam. Und dann fuhr der Bus nicht in die Stadt." Ein großes Problem sei auch die "kundenunfreundliche" Parksituation: Der Park-and-Ride-Platz hinter dem Bahnhof sei ständig besetzt, andere Plätze zu teuer, meint sie.

Vorjahresumsatz noch nicht erreicht: Besonders gefragt sind zu Heiligabend übrigens Verlobungsringe mit Brillant.

Besonders gefragt sind zu Heiligabend übrigens Verlobungsringe mit Brillant.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Filialleiterin der Buchhandlung Rupprecht am Marienplatz, Katharina Neus, berichtet, Kunden riefen vermehrt an, um zu fragen, ob sie denn mit dem Auto zum Laden kämen. "Aber ich denke nicht, dass das großen Einfluss auf den Umsatz hat." Gleich neben dem Geschäft wird das Asam-Gebäude saniert, davor ist der Gehweg gesperrt. Um zur Buchhandlung zu gelangen, müssen Passanten vom Gewandhaus Gruber kommend zwei Mal die Straßenseite wechseln.

An der Unteren Hauptstraße ist Juwelier Heiko Widmann mit dem Umsatz zufrieden: "Der Trend geht zu wertigen Geschenken, die Kunden kaufen mehr echten Goldschmuck. Aber die Parksituation ist ein Dauerthema. Es gibt zu wenige Plätze und es ist viel zu teuer." Julia Bönig von der Aktiven City sieht in der Erreichbarkeit der Läden kein Problem: "Man kann sehr entspannt in einem der Parkhäuser das Auto abstellen, zum Beispiel am Wörth, dann in wenigen Minuten in die Stadt laufen und fußläufig alles erreichen." Sie hat sogar eine Art neuen Trend ausgemacht: "Viele sagen mir, dass sie lieber in die Geschäfte gehen, als sich in die Schlange bei der Post zu stellen, um ihr Packerl abzuholen, oder sich darum kümmern müssen, zu Hause zu sein, wenn der Bote kommt."

Vorjahresumsatz noch nicht erreicht: Das weihnachtliche Angebot lockt viele Freisinger in die Geschäfte.

Das weihnachtliche Angebot lockt viele Freisinger in die Geschäfte.

(Foto: Marco Einfeldt)

Also ist die Konkurrenz im Netz für die Läden gar nicht so schlimm? Buchhändlerin Jutta Ederer relativiert: "Die Internetkonkurrenz spürt der gesamte Einzelhandel. Das ist so. Man liest ja, er habe 20 Prozent Zuwachs - das haben wir nicht." Sie wolle aber nicht jammern, gerade in der Weihnachtszeit legten Kunden Wert auf direkte Beratung. Und das leiste eben nur der kompetente Buchhändler im Geschäft.

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