Vor der OB-Wahl in Freising:Noch ein Showdown

Reinhard Fiedler soll sich am Sonntag bei einem CSU-Spitzentreffen entschuldigen.

Kerstin Vogel

Fiedler, der zwar der CSU-Stadtratsfraktion angehört, aber kein Parteimitglied ist, verhalte sich "absolut lächerlich", ließ Irlstorfer am Freitag wissen. Zwar habe er Verständnis, dass der 35-Jährige nach der Abstimmungsniederlage seines Favoriten Tobias Eschenbacher enttäuscht sei. Der Ortsverband lasse sich seinen Kandidaten jedoch nicht beschädigen: "Wo kämen wir denn hin, wenn das jeder macht?"

Das wiederum ist eine grundsätzliche Frage, die sich so auch auf den Tatbestand anwenden ließe, der Schwaiger von Fiedler zur Last gelegt wird - und der geht so: Schwaiger, der auch stellvertretender Ortsvorsitzender ist, soll in den Wochen vor dem großen Showdown der beiden CSU-Bewerber um den Job des OB-Kandidaten auf Geburtstagsbriefen an CSU-Mitglieder handschriftlich den Satz "Ich zähl auf Dich am 7. Juli" vermerkt haben.

Der 7. Juli war der viel beschworene Tag der Entscheidung - und Fiedler findet, dass Schwaiger hier sein Amt im Ortsvorstand missbraucht hat, um für sich zu werben. "Hat er nicht", sagt Irlstorfer - und führt als Begründung unter anderem an, dass Schwaiger die Briefe sozusagen privat mit dem umstrittenen Werbesatz versehen habe. Er habe diese zwar über die Bundeswahlkreisgeschäftsstelle verschickt, sie aber anschließend abgerechnet, will heißen: das Porto selber bezahlt. Lesart des Ortsvorsitzenden: "Wenn er selber zahlt, kann er dazu schreiben, was er möchte." Könnten übrigens auch die anderen Mitglieder des Ortsvorstands nebst Sprechern, das sind rund 30 Leute, die ebenso wie Schwaiger Zugriff auf die Mitgliederdaten hätten.

Das Gegenargument: Auf den Briefen, die Schwaiger verschickt hat, steht groß das Logo der CSU, dazu die politischen Funktionen von Schwaiger - so richtig privat kommt das also nicht daher; kann es eigentlich auch nicht, weil Schwaiger seit den Wahlen 2011 sogar offiziell zuständig ist für die Mitgliederbetreuung im Ortsverein. Wie also ist die "Affäre" zu bewerten? Vielleicht hat es Irlstorfer selber richtig eingeschätzt, als er die Aktion Schwaigers am Freitag schlicht "unsensibel" und indirekt auch unnötig nannte.

Bleibt allerdings die Causa Fiedler, der für Irlstorfer mit seiner Kritik an Schwaiger "weit über das Ziel hinaus geschossen ist". Aus der Partei ausschließen kann er ihn nicht, weil er nie eingetreten ist, einen Fraktionsausschluss könnte Irlstorfer zwar beantragen, der Ausgang wäre jedoch ungewiss. Abgesehen davon könnte ein Fraktionswechsel Fiedlers Auswirkungen auf die Sitzverteilung in den Ausschüssen haben.

Geht es nach dem Vorsitzenden, wird sich Fiedler am kommenden Sonntag bei einer Art Gipfeltreffen von Ortsverband und Fraktion - in einem klärenden Gespräch - zumindest entschuldigen. Doch Fiedler sieht das anders. Dazu sehe er keinen Grund, erklärte er am Freitag: "Ich habe nichts gesagt, außer meiner Meinung." Nach wie vor erwarte er umgekehrt eine Erklärung Schwaigers zu den Glückwunschschreiben - "und auch zu den Themen, mit denen er Wahlkampf führen will". Wie berichtet, sorgt sich Fiedler vor allem, dass Schwaiger die neue Innenstadtkonzeption nicht mit dem nötigen Nachdruck vorantreiben wird, weil ihm die Finanzierung des Westtangente wichtiger ist.

Trotz all dieser Querelen will Irlstorfer von "Grabenkämpfen" in der Freisinger CSU nichts wissen: "Und die werde ich auch unterbinden." Der unterlegene Kandidat Tobias Eschenbacher habe ihm gegenüber bekräftigt, dass er nicht auf einer anderen Liste kandidieren werde, "auch nicht von der ÖDP, die ihn gefragt hat". Eschenbacher kann indes eine offizielle Anfrage dazu nicht bestätigen - und er ist auch nicht amüsiert: "Dass jetzt ständig Informationen über mich in die Öffentlichkeit getragen werden, ohne dass jemand mit mir redet, finde ich fragwürdig. Ich bin nicht der Kandidat."

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