Vom Moosburger Stadtrat in den Landtag:"Hochpolitische Generation"

Vom Moosburger Stadtrat in den Landtag: Landtagsabgeordneter Johannes Becher (re.), 2006 noch mit Toni-Hofreiter-Frisur, neben Christian Magerl.

Landtagsabgeordneter Johannes Becher (re.), 2006 noch mit Toni-Hofreiter-Frisur, neben Christian Magerl.

(Foto: Marco Einfeldt)

Johannes Becher, einst junger Einzelkämpfer, lobt die Jugend

Von Thilo Schröder, Moosburg

Für so manche aus dem ambitionierten politischen Nachwuchs im Landkreis Freising dürfte er wahrscheinlich so etwas wie der Elder Statesman sein, mit seinen 32 Jahren. Als Johannes Becher (Grüne) 2008 in den Moosburger Stadtrat einzog - 19 Jahre alt, Pferdeschwanz und Zahnspange -, war er dort jedoch der mit Abstand Jüngste. So erinnert er sich heute. Junge Menschen mit kommunalpolitischem Mandat? Gab es damals kaum. Überparteiliche Stammtische in der Region? Fehlanzeige. Dennoch ist er seinen Weg gegangen, 2018 zog er in den Landtag ein.

Wie viele aus dem aktuellen Nachwuchs hat auch Becher früh begonnen. Mit 14 sei er Teil des Moosburger Jugendparlaments (Jup) geworden, sagt er. "Damals war mir nicht wirklich bewusst, was Politik ist." Er habe etwas für das Jugendzentrum (Juz) tun wollen, das damals "in einem katastrophalen Zustand" gewesen sei. Mit 16 wurde er Vorsitzender, leierte an, dass das Juz ein eigenes Büro bekam, nutzte sein Rederecht bei Jugendangelegenheiten im Stadtrat. Doch ihm sei klar geworden: Um wirklich etwas zu bewegen, müsse er wohl selbst in den Stadtrat einziehen.

Also trat er ein halbes Jahr vor der Kommunalwahl 2008 den Grünen bei. Auf Wunsch des Verbands sei er auf Listenplatz drei angetreten - und zog gleich in den Stadtrat ein, außerdem in den Kreistag, später auch in den Bezirkstag. "Für mich war das eine Sensation", sagt Becher. Weil es damals noch keine Austauschplattform für junge Engagierte gab, gründete er selbst einen bayernweiten Stammtisch für die Grüne Jugend. Solche Begegnungsmöglichkeiten seien sehr sinnvoll, sagt Becher. "Man tauscht sich aus, stärkt sich, kotzt sich auch mal aus."

Der heute jüngeren Generation traut er einiges zu. "Wir haben eine hochpolitische Generation, die da kommt." Bereits als Jugendreferent kümmerte sich Becher um die Belange der Jüngeren, nach der vergangenen Kommunalwahl gab er für die Neulinge im Moosburger Stadtrat Einführungsworkshops. Das Angebot wurde parteiübergreifend dankbar angenommen.

Ein Jahr später konstatiert Becher mit Blick auf den Beitrag des Nachwuchses: "Ich erkenne das als große Bereicherung." Klar brauche es Unterstützung und Förderung seitens der Erfahrenen, die habe er selbst damals ja auch bekommen. Heute seien alle Parteien daran interessiert, junge Leute in ihren Reihen zu haben. "Das ist der Unterschied zu meiner Zeit, ich war damals ja alleine."

Am 17. Juli 2012, daran erinnert sich Becher noch genau, stand der Neubau des Jugendzentrums in Moosburg. Zehn Jahre nach seinem Eintritt ins Jugendparlament. In der Politik etwas zu bewegen, habe er da gelernt, sei zwar mühsam, aber "kein Hexenwerk", sagt Becher. "Wenn ich heute zum Bahnhof gehe und das sehe, dann denke ich: Demokratie rentiert sich."

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