Vom Elektriker zum Künstler:Hollywood in Thalham

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Schauspieler Holger Menzel will sich mit seiner Filmproduktionsfirma einen Traum erfüllen. "Lauf Baby" heißt sein erster eigener Spielfilm.

Von Julia Kitzmann, Freising

Die Hauptrolle in einem Kinofilm spielen, gar einen eigenen drehen: Für viele ein Traum. Holger Menzel, Gründer der Filmproduktionsfirma Hollberg Media Productions mit Sitz in Thalham-Attenkirchen, will ihn sich verwirklichen: Mit "Lauf Baby" produziert er zum ersten Mal einen eigenen Spielfilm und übernimmt gleichzeitig die männliche Hauptrolle. "Du wirst nichts werden, wenn du nichts Besonderes geleistet hast - auch wenn es nur für dich selbst besonders sein sollte", beschreibt er sein Lebensmotto. Und ergänzt lachend: "Und da bin ich gerade dabei."

Holger Menzel, Gründer der Filmproduktionsfirma Hollberg Media Productions mit Sitz in Thalham. (Foto: Privat)

Seit über 20 Jahren ist Menzel in der Branche aktiv. Er hat eine Ausbildung an der Metro TV School für Film und Fernsehen in Sydney absolviert und danach als Cutter beim Fernsehen gearbeitet. "Von der Schauspielerei konnte ich aber nicht lassen", räumt er ein. So nahm er Gesangs- und Schauspielunterricht, 2010 wurde ihm die Bühnenreife bescheinigt. Menzel stand auf Theaterbühnen, war im Fernsehen zu sehen - beispielsweise in der ZDF-Krimireihe "Der Alte".

"Wir unterstützen den Kunden von der ersten Idee bis zum letzten Schnitt"

Dabei wäre alles fast ganz anders gekommen. Denn Menzel ist gelernter Elektriker. Als er sich nach der Meisterprüfung doch gegen Lötkolben und Schaltanlagen entschied, war er zu alt für die Ausbildung an einer Schauspielschule. Dann kam Sydney. Und bald darauf der Wunsch, nicht nur in einem Kinofilm die Hauptrolle zu spielen, sondern ihn auch zu produzieren.

Zunächst aber war das vorrangige Ziel bei der Gründung der Firma 2001 ein anderes: mit Auftragsproduktionen Geld zu verdienen. Menzel ist dabei Komplettanbieter: "Wir unterstützen den Kunden von der ersten Idee bis zum letzten Schnitt." Welche Schritte liegen dazwischen? "Der genaue Ablauf unterscheidet sich je nach Art des Films", führt Menzel aus. Generell gilt: Ist eine erste Idee gefunden, schreibt er das Drehbuch. Danach erfolgt die Budgetierung. "Hier spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle: Muss ein Schauspieler gebucht werden? Welche Requisiten kommen zum Einsatz? Entscheidend ist zudem, bei welchen Lichtverhältnissen gedreht wird und wo der Film laufen soll, ob im Fernsehen oder nur im Internet."

Schließlich macht er sich auf die Suche nach passenden Drehorten: "Soll ein Film in einem Hochhaus oder auf einer Münchner Baustelle spielen, hat das natürlich seinen Preis." Die Gesamtkosten eines Films ließen sich demnach pauschal nicht beziffern. "Aber ein Drehtag mit einem Kameramann und Assistenten, einem Regisseur und zwei Experten für Licht und Ton kostet ungefähr 2500 Euro." Feste Mitarbeiter beschäftigt Menzel nicht. Wie die Schauspieler, die er teilweise aus gemeinsamen Produktionen kennt oder über Datenbanken findet, bucht er die Mannschaft hinter der Kamera je nach Bedarf.

Zu seinen Kunden zählen Modeschulen und Unternehmen

Am Ende der sogenannten Pre-Production hält ein Drehplan minutiös fest, wann, wo und mit wem welche Szene entstehen soll. Und dann startet der Dreh. Ist der Film im Kasten, setzt die Post-Production ein. Zunächst werde das Material gesichtet und ein Vorfilm zur Besprechung mit dem Kunden erstellt. "Dann geht es ans Fein-Tuning", berichtet Menzel. Wie lange der gesamte Prozess dauert, hänge zuvorderst vom Budget ab. "Wenn ich im Auftrag produziere, bekomme ich in der Regel eine Deadline. Die halte ich ein." Zu seinen Kunden zählen Modeschulen und Unternehmen, wie der Konzern Eurobaustoff oder die Stadtsparkasse München. Festgelegt ist Menzel beim Drehen nicht: "Wenn der Kunde Meer braucht, fahre ich ans Meer."

Doch Filmemachen sei nun mal "ein künstlerisches Geschäft. Und da muss ich kämpfen", gibt Menzel zu. Dennoch wolle er stets dem eigenen Anspruch gerecht werden: "Qualität steht vor Quantität - auch wenn das nicht immer wirtschaftlich ist." Im vergangenen Jahr hat er etwa 15 Filme gedreht, darunter auch kleinere Clips. Und 2017 möchte er vor allem "Lauf Baby", sein Herzensprojekt, fertigstellen.

"Der Film ist im Grunde eine no-budget-Produktion und lebt von der Zusammenarbeit des Teams", erzählt Menzel. Viele Akteure kenne er von gemeinsamen Auftritten bei den Festspielen Burgrieden. Kameramann Bare Vardic, der schon mit Bud Spencer gearbeitet hat, konnte er auch gewinnen. Im Mai soll der Film gedreht sein. Menzel hat sich hohe Ziele gesteckt: "Wir wollen den perfekten Ton liefern - wie bei Hollywood-Blockbustern. Dafür müssen wir den Film nachsynchronisieren." Und dann? "Wir produzieren einen Trailer und finden am besten einen lokalen Verleiher, der den kauft und vertreibt." Das Projekt sei ein Kraftaufwand, der sich, so hofft Menzel, auch in einer größeren Popularität für die Hollberg Media Productions auszahlen wird. Sein Traum für die Zukunft? "Einen Spielfilm mit einem größeren Budget drehen. Mit einem kompletten Team, exotischen Drehorten, 30 Drehtagen. . ."

© SZ vom 09.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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