Volksfest in Freising:Drei Schläge - o'zapft is

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Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher gibt sich bei seiner Premiere im Festzelt keine Blöße. Beim Auszug zur Festwiese demonstrieren Mitglieder von "Plane Stupid" gegen die 3. Startbahn und die CSU - die sind not amused.

Birgit Goormann-Prugger

Freising- Es war der 3. September 2011. Freisings noch amtierender Oberbürgermeister Dieter Thalhammer, SPD, griff ein letztes Mal offiziell zum Schlegel und empfahl allen damals schon amtierenden OB-Kandidaten und denen, die es noch werden wollten, sich in den nächste Tagen beim 82. Freisinger Volksfest doch ein wenig zu entspannen. Es war völlig unklar, wer sein Nachfolger werden würde und derjenige, der dann schließlich am gestrigen Freitag das 83. Freisinger Volksfest eröffnet und das erste Fass mit drei sicheren Schlägen und einem kleinen Nachschlag angezapft hat, hatte sich damals noch gar nicht aus der Deckung begeben: Tobias Eschenbacher, früher CSU, heute Freisinger Mitte.

Entspannung tat auch Not vor einem Jahr und vor allem die Vertreter der CSU waren damals ein bisschen blass um die Nase. Ein paar Tage zuvor war schließlich ein Donnergrollen durch die politische Landschaft in Freising gegangen, und die CSU verlor auf einen Schlag acht ihrer Stadträte an die Freisinger Mitte, die damals allerdings noch gar nicht wusste, dass sie sich einmal so nennen würde.

So richtig Grund zu feiern hatte die Freisinger CSU bei der Volksfesteröffnung also nicht - und auch diesmal wurde ihnen die Partylaune ein wenig vermiest, schon beim Festzug. "Plane Stupid Deutschland", die sich nach dem Vorbild der Londoner Gruppe gegründet hat, die in Heathrow erfolgreich die 3. Bahn verhindern konnte, war nämlich ausgerechnet bei diesem Freisinger Traditionsfest angetreten, um weiter Solidarität im Abwehrkampf gegen die dritte Startbahn am Münchner Flughafen einzufordern. Und vor allem noch einmal deutlich daran zu erinnern, dass sich der Freisinger Landrat Michael Schwaiger, Freie Wähler, und Freisings CSU bei dem Dankesfest der Freisinger für die Münchner nach dem Startbahnentscheid nicht haben blicken lassen.

"Man muss nicht nur beim Feiern und Biertrinken näher bei den Menschen sein, sondern auch, wenn es um die Unterstützung der Bürger geht, die für ihre Heimat und für eine bessere Zukunft streiten," so die Forderung von "Plane Stupid" an diesem Tag. "Freisinger CSU, nah bei der Narrhalla, weit weg vom Menschen", kommentierten sie beispielsweise das Fernbleiben der Christsozialen beim großen München-Tag. Nur einen erwähnten die Plan-Stupid-Aktivisten an ihren Standort vor der Sparkasse lobend: CSU-Stadtrat Hubert Hierl. Der hatte sich beim Dankesfest für die Münchner nämlich sehen lassen. "Ganz allein, das arme Schwein", war auf einem Plakat zu lesen. Der CSU-Kreisvorsitzende Florian Herrmann und Freisings Stellvertretender Bürgermeister Rudolf Schwaiger hatten von der Festkutsche aus eine wunderbare Sicht auf die Protest-Plakate, doch vor allem Herrmann schien darüber sichtlich "not amused". Während der ohnehin gut gelaunte Hubert Hierl, beim Festzug nur im Fußvolk dabei, danach noch ein bisschen fröhlicher dreinblickte.

Die Plane-Stupid-Gruppe, die sich im Einvernehmen mit der Polizei dann doch nicht mitten auf den überfüllten Marienplatz, sondern etwas abseits vor die Freisinger Sparkasse postiert hatte, bestand aus Freisingern, Attachingern und Münchnern. "Uns geht es darum, darauf aufmerksam zu machen, dass wir die Sache mit der dritten Startbahn auch weiter ganz genau beobachten", so Pressesprecher Florian Sperk. Vor allem angesichts der Tatsache, dass die Trasse nach wie vor im bayerischen Landesentwicklungsplan enthalten sei. "Da wird doch so getan, als habe es den Münchner Bürgerentscheid gegen die dritte Startbahn nie gegeben", kritisiert Sperk. Danach erreichte der Volksfestzug ohne weitere Zwischenfälle die Luitpoldanlage, vorbei an Hunderten von Schaulustigen. Im Festzelt gab Freisings neuer OB Eschenbacher zu, dass er jetzt doch schon ein bisschen aufgeregt sei vor dem Anzapfen. Sein Konkurrent im OB-Wahlkampf, Rudi Schwaiger, sah dann auch ganz genau hin. Aber es ging nichts daneben. Andere Ex-OB-Kandidaten wurden übrigens nicht gesichtet. Mit dabei war aber natürlich Freisings Alt-Oberbürgermeister Dieter Thalhammer. Der verfolgte das Spektakel aber bescheiden aus dem Hintergrund - und ganz entspannt. (Seite R 10)

© SZ vom 08.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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