Volksbegehren "Rettet die Bienen":Große Resonanz im Landkreis Freising

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Vor gut vier Jahren war das Volksbegehren "Rettet die Bienen!" gestartet. Damals machten auch Kommunalpolitiker in Freising Werbung, sich in die Liste einzutragen. (Foto: Marco Einfeldt)

Das Volksbegehren läuft offenbar gut. Beim Start am Donnerstag tragen sich schon am Morgen im Freisinger Rathaus zahlreiche Bürger in die Listen ein.

Von Katharina Aurich, Freising

Schon nach zwei Stunden haben sich am Donnerstag beim Start des Volksbegehrens "Rettet die Bienen" fast hundert Bürger in die Listen im Freisinger Rathaus eingetragen. Auch im Rathaus der Verwaltungsgemeinschaft Zolling zählte man gegen Abend bereits über 90 Unterschriften. Aus allen Altersgruppen und Bevölkerungsschichten kamen die Menschen, um ein Zeichen zu setzen. Sie alle eint die Sorge um die Umwelt und die Lebensgrundlagen, wie sie in Gesprächen erklärten.

"Wir haben es uns in den vergangenen Jahren gemütlich gemacht und viel zu wenig für die Umwelt getan", sagte Apothekerin Sissi Raster. Sie hatte sich extra frei genommen und sich auf die Liste als Freisinger Rathauslotsin eingetragen. So stand sie schon um acht Uhr warm eingepackt und mit Bienenfühlern auf dem Kopf auf dem Marienplatz. Umgehängt hatte sie Infotafeln zum Volksbegehren, sprach Passanten an und wies ihnen den Weg in das Büro im ersten Stock, wo zwei Auszubildende die Eintragungen entgegen nahmen. Immer wieder kamen Bürger auf Sissi Raster zu und fragten nach dem Eintragungsort.

Die Leute treibt die Sorge um die Natur um

Ein Kommen und Gehen herrschte in den Rathausfluren in Freising und auch in Zolling. Dort kamen am Nachmittag der 76-jährige Lothar Fahrmeier und die 72-jährige Waltraud Hofmann zum Unterschreiben. Sie hätten noch nie für eine politische Aktion unterschrieben oder gar demonstriert, aber jetzt sei es nötig, etwas für die Umwelt zu tun, sagten sie. Fahrmeier erzählt von seinen Obstbäumen, deren Blüten er selbst mit einem Pinsel bestäubt habe, da es kaum noch Bienen gebe. "Zuerst stirbt die Natur, dann der Mensch", drückte er seine Sorge aus. Mit ähnlichen Worten begründeten Brigitte Wiesheu und ihr Mann Gerhard den Gang in das Freisinger Rathaus, um zu unterschreiben. Für sie sei vor allem wichtig, in Zukunft Spritzmittel grundsätzlich aus den privaten Gärten zu verbannen. Aber die Landwirtschaft kritisierten die beiden. "Die spritzen doch alles nieder", sorgte sich das Ehepaar.

Auch Yvonne Knoch, die auf dem Land aufwuchs, betont, wie wichtig es sei, Bienen zu schützen und Naturgärten anzulegen. Die 21-jährige Verena Ratzinger studiert an der Fachhochschule in Weihenstephan Gartenbau, ist Imkerin und hält sechs Bienenvölker. Im vergangenen Jahr habe eines ihrer Völker eine Pestizidvergiftung erlitten, die Hälfte der Tiere sei daran verendet. Für sie sei das Volksbegehren sehr wichtig, es sei viel zu lange nichts passiert, betonte die junge Frau. Sie hoffe jetzt, dass die Landwirte vermehrt Blühstreifen anlegen würden. Denn ihre Bienen hätten bereits im Juli nicht mehr genug Futter gefunden. Verena Ratzinger musste selbst füttern, sonst wären die Tiere verhungert. Normalerweise würde man erst im August oder September zufüttern, erklärt die Imkerin.

Pestizide sind ein Problem

Auch das Wasser, das die Bienen sammelten, sei mit Pestiziden belastet. Mit dem Volksbegehren und dem, was danach womöglich kommt, verbindet die junge Frau die Hoffnung, dass sich die Lebensbedingungen für ihre Bienen verbessern und das Artensterben gestoppt werde. Auch Magdalena Zintl (23) ist Imkerin und studiert an der FH Weihenstephan Landwirtschaft. Sie hoffe, dass Insekten und Vögel in Zukunft besser geschützt werden. Aber es störe sie, dass es im Text des Volksbegehrens hauptsächlich gegen die Landwirte gehe. Sie wünsche sich ein gesamtgesellschaftliches Umdenken. Die Landwirte seien nicht allein dafür verantwortlich, was schief laufe.Sie sei jetzt gespannt, wie es mit dem Volksbegehren generell in der Landwirtschaft weiter gehe. Ob sie das Volksbegehren unterschreibe, wisse sie noch nicht. Aber sie fordere jeden, der unterschreibe, dazu auf, in seinem Garten einen Blühstreifen anzulegen.

© SZ vom 01.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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