Süddeutsche Zeitung

Völkerverständigung:Europa und die Kunst

Mit dem Schafhof gibt es in Freising sogar ein mit EU-Geldern gefördertes Künstlerhaus. Hier wohnen und arbeiten junge Künstler aus dem In- und Ausland, die ein "Europäisches Kunststipendium Oberbayern" erhalten

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Der europäische Gedanke und die Kunst, das ist schon lange eine fruchtbare Verbindung und mit dem Europäischen Künstlerhaus Schafhof ist diese auch im Landkreis Freising deutlich sichtbar. Seit 2005 nämlich vergibt der Bezirk Oberbayern das "Europäische Kunststipendium Oberbayern", dessen Ziele die Förderung des europäischen Gedankens und die Bereicherung des regionalen kulturellen Lebens sind. Einer, der daran bereits teilgenommen hat, ist der Freisinger Konzeptkünstler und SZ-Tassilopreisträger Alexander Dworsky. 2010 war er Stipendiat des "Europäischen Kunststipendium Oberbayern in Spanien". Das Baskenland hat er so als Künstler kennengelernt, zusammen mit dem Moosburger Künstler Maximilian Schranner und Robert Stark aus Augsburg. Dieses Programm wird es ihm in diesem Jahr erneut ermöglichen, im europäischen Ausland künstlerisch tätig zu sein, und zwar in Bratislava.

Der Künstleraustausch erfolgt in Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen im Ausland. Das Europäische Künstlerhaus unterhält dafür im Schafhof drei komfortable Wohnateliers, die es den Künstlern ermöglichen, im Freisinger Schafhof zu leben und zu arbeiten. 2018 waren das Mark Friedwalsky aus Ungarn

und Artur Rozen aus Polen. Im Gegenzug nehmen jeweils drei oberbayerische Künstlerinnen und Künstler an einem entsprechenden Aufenthalt in den Partnerländern teil. Zuschüsse aus dem Topf der EU bekomme der Bezirk dafür aber nicht, erklärte Pressesprecherin Constanze Mauermayer. Das Austauschprogramm werde allein vom Bezirk Oberbayern finanziert.

"So ein Artist-in-Residence-Stipendien bietet die Möglichkeit, mit Künstlern aus anderen Ländern zusammenzuarbeiten und Kontakte zu Kulturschaffenden und Kunstinstitutionen dort aufzubauen", erzählt Alexander Dworsky. Als Künstler sei das auch für die spätere "Karriere" recht wesentlich. So habe sich etwa für ihn aus dem Stipendium in Vitoria-Gasteiz im spanischen Baskenland ein Jahr später dann damals eine Ausstellung im Sala Amarica, einem Kunstraum dort ergeben.

"Ich bin damals recht unvorbereitet nach Spanien gegangen", erinnert sich Dworsky heute. "Vieles von dem, was ich dort beobachtet habe, war mir schleierhaft und ich musste mir meinen eigenen Reim drauf machen. Und das was auch gut so", erzählt er weiter. Den Künstlern aus Bayern hätten neben einer Wohnmöglichkeit auch Ateliers zur Verfügung gestanden. "Die habe ich aber gar nicht genutzt, zumindest nicht in dem Sinn, dass ich dort irgendwelche Kunstwerke produziert habe. Dafür fand ich das Land, die Leute und die Kultur viel zu spannend", erzählt Dworsky. Er sei die meiste Zeit draußen unterwegs gewesen und habe künstlerische Feldforschung betrieben. Dabei hätten ihn weniger irgendwelche großen Sehenswürdigkeiten fasziniert, sondern vielmehr Nebenschauplätze, "Dinge, die die meisten Leute gar nicht bemerken".

Diesen Ansatz habe er bis heute beibehalten und weiterentwickelt. Vermeintlich unbedeutende Kulturphänomene im öffentlichen, urbanen Freiraum aufspüren, beobachten und dann mittels zeitgenössischer Kunst zu transformieren... Genau das wolle er in diesem Jahr auch in Bratislava tun. "Im Laufe der Jahre habe ich immer wieder Künstler aus dem europäischen Ausland kennengelernt, die im Schafhof in Freising gelebt und gearbeitet haben. Und zu einigen von ihnen besteht in der Tat enger Kontakt...und Freundschaft", so Dworsky weiter.

Einen der Künstler, Csongor Szigeti aus Budapest, habe er zu einer Ausstellung nach München einladen können. Eike Berg, der Leiter des Schafhofs, versuche auch, dieses Netzwerk aufrecht zu erhalten. Zum Beispiel mit dem Programm "FreiFarben", bei dem Künstler aus dem europäischen Ausland, die bereits im Schafhof waren, erneut für eine kurze Zeit eingeladen wurden, um mit Künstlern aus Oberbayern zusammenzuarbeiten, die ebenfalls bereits über dieses Programm im Ausland tätig waren. "Solche Netzwerke lebendig zu halten ist mindestens so wichtig, wie Kontakte herzustellen", weiß Dworsky. Europa ist also ein großes Thema im Schafhof: Erst kürzlich, im März, wurde dort ein Symposium mit dem Titel "Residenz Europa I" abgehalten. Dabei waren Vertreter aus Italien, Polen und Ungarn.

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Quelle:
SZ vom 27.04.2019
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