Verwaltungsgericht:Forellen in Not

Ein Unterschleißheimer Rechenzentrum will seine Anlage mit Grundwasser kühlen. Das klingt zunächst ökologisch. Es könnte jedoch fatale Auswirkungen auf einen Echinger Fischzuchtbetrieb haben.

Von Alexandra Vettori, Eching/Unterschleißheim

Kühlen mit Grundwasser, das klingt ökologisch und energiesparend, doch der Fall eines in Unterschleißheim geplanten Rechenzentrums könnte sich fatal auf eine Fischzucht auswirken. Das befürchtet jedenfalls der Inhaber des Echinger Forellenhofs, Anton Kurz. Seit vier Jahren schon wehrt er sich gegen die Grundwasserentnahme des geplanten Rechenzentrums und hat jetzt zumindest erreicht, dass weniger Grundwasser entnommen werden soll, als ursprünglich geplant. Das Problem: Nach dem Kühlen der Rechner wird das erwärmte Wasser in die Erde zurückgepresst - und kommt dann immer noch erwärmt in der Fischzucht an.

"Wir haben starke Befürchtungen, dass unser Bachwasser und das Grundwasser erwärmt werden, und damit unsere wirtschaftliche Existenz gefährdet ist", sagt Anton Kurz. Sein Forellenhof liegt nur wenige Kilometer östlich des in Unterschleißheim geplanten Rechenzentrums, und das direkt in Fließrichtung des Grundwassers. Aus dem speist sich auch der Bach Moosach, der direkt neben den Fischteichen verläuft und diese mit Wasser versorgt. Für die Brutaufzucht nutzt die Fischzucht das Grundwasser auch direkt, und gerade die Fischeier reagieren besonders empfindlich auf Temperaturschwankungen. Die ideale Temperatur für Forellen liege zwischen acht und zehn Grad, sagt Kurz. Damit könnte es aber vorbei sein, wenn das Rechenzentrum sein Kühlwasser wieder in die Erde zurück presst.

Verwaltungsgericht: Der Betreiber der Fischzucht in Eching fürchtet, es könnte seinen Forellen im Wasser bald zu warm werden.

Der Betreiber der Fischzucht in Eching fürchtet, es könnte seinen Forellen im Wasser bald zu warm werden.

(Foto: Marco Einfeldt)

Das Problem für Kurz: Der Nachweis, um wie viele Grad sich das Wasser insgesamt erwärmen wird, ist vorab ebenso schwierig, wie der Nachweis, ab wann sich das wärmere Wasser wirklich schädlich auswirkt. "Es ist ja nicht so, dass alle Fische tot sind, wenn das Wasser zwei Grad wärmer ist. Aber es ist so, dass dann Krankheiten öfter auftreten, die Fische das Futter schlechter aufnehmen, das ist alles schwierig nachzuweisen", sagt er.

Dennoch hat das Landratsamt München inzwischen eine wasserrechtliche Genehmigung der Entnahme und Wiedereinleitung von Grundwasser für das Rechenzentrum erteilt. Statt der ursprünglich geplanten acht Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr sollen es zwar nur noch vier Millionen Kubikmeter werden. Für Kurz aber ist das immer noch zu viel - er hat vor dem Verwaltungsgericht München Klage gegen die Genehmigung eingereicht. Die Verhandlung ist für kommenden Dienstag angesetzt. Der künftige Betreiber des Rechenzentrums, die Firma e-shelter, wird als Beigeladener vertreten sein.

e-shelter unterhält derzeit auf 90 000 Quadratmetern sechs Rechenzentren in Deutschland, eines in Berlin, eines in Hamburg, drei im Frankfurter Raum, eines in München, eines in Wien ist gerade im Bau. Unterschleißheim soll einer der nächsten Standorte werden. Das Prinzip der Geschäftsidee: e-shelter plant, baut und unterhält das Rechenzentrum, Firmen mieten Datenkapazitäten und individuelle Service- und Sicherheitspakete. In München betreibt e-shelter derzeit nur ein kleines Rechenzentrum von knapp 2000 Quadratmetern Größe. Das Datacenter München 2 in Unterschleißheim dagegen soll mehr als 18 000 Quadratmeter groß und in mehreren Bauabschnitten realisiert werden. Der erste sieht eine Fläche von 5600 Quadratmeter vor. Baubeginn soll noch heuer sein. "Wir haben eine vollwertige Baugenehmigung und wir gehen davon aus, dass wir in Kürze mit dem Bau beginnen werden", sagt Melanie Rittweger, Unternehmenssprecherin von e-shelter. Das letzte Wort dazu werden aber am kommenden Dienstag die Richter des Münchner Verwaltungsgerichts haben.

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