Vertragsunterzeichnung:Mehr Mitspracherecht

Hallbergmoos gründet eine eigene Stromnetz GmbH

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Die Gemeinde Hallbergmoos wird in genau zwei Jahren ihr Stromnetz übernehmen und hat dafür am Montag eine "Stromnetz Hallbergmoos GmbH &Co. KG" mit dem Bayernwerk gegründet. Die Gemeinde hält dabei 51 Prozent der Firmenanteile, der bisherige alleinige Stromnetzbetreiber 49 Prozent. Ziel ist es nicht nur, künftig mehr Mitspracherecht beim Stromnetzausbau zu haben, sondern auch in den Genuss der Netznutzungsentgelte zu kommen, die Stromanbieter zahlen.

Das sei kein "riesiger Betrag" räumte der Hallbergmooser Bürgermeister Harald Reents ein, ohne Zahlen zu nennen. Doch immerhin kommen dazu noch eine ebenfalls nicht genannte Pacht, die das Bayernwerk ab 2020 an die Gemeinde zahlt und die Gewerbesteuer der neuen Netzbetreiberfirma. Zumindest was die 51 Prozent Gemeindeanteile anbelangt, zahlt die Gemeinde also an sich selbst Gewerbesteuer. Erst einmal hat sie jetzt aber ihr Gesellschaftskapital einzubringen, das immerhin wurde genannt, es handelt sich um 1,79 Millionen Euro für die 51 Prozent Geschäftsanteile. Zugrund lag dabei der Ertragswert. Im Gemeinderat sei die Übernahme des eigenen Stromnetzes nicht unumstritten gewesen, räumte der Bürgermeister ein. Dass man sich schließlich doch dafür entschied, liegt auch daran, dass es Ausstiegsklauseln gibt. Den Businessplan der neuen Netzbetreibergesellschaft hat auch der Kommunale Prüfungsverband auf Herz und Nieren geprüft.

Dass die Übernahme des Netzes nun möglich war, liegt daran, erklärte Ursula Lekelius vom Bayernwerk, dass die Konzession nach 20 Jahren turnusgemäß neu ausgeschrieben wurde. "Hallbergmoos hat sich mustergültig mit dem Thema auseinandergesetzt", attestierte sie dem Rathaus. Dabei wurde deutlich, dass die Gemeinde künftig mitmischen möchte. Also mussten die Bewerber um die Konzession ein Modell anbieten, bei dem die Gemeinde mit im Boot saß. Bei der folgenden Ausschreibung hat dann das Bayernwerk den Zuschlag bekommen. Vorbereitet wurde das seit 2014 nicht nur von Mitgliedern der Verwaltung, sondern auch von einem gemeinderatsinternen Arbeitskreis, dem Energiereferent und SPD-Gemeinderat Stefan Kronner vorsteht.

Kronner nannte die Vertragsunterzeichnen denn auch einen "Einstieg in eine neue Zeitrechnung". Zwar sei der Beitrag zur Energiewende erst einmal nur ein symbolischer, doch das Fernziel mit eigener regenerative Energieerzeugung bestehe durchaus. Die Ladestationen für strombetriebene Fahrzeuge, die die Gemeinde derzeit plant, werden zum Beispiel nur dann funktionieren, wenn sie an leistungsfähige Stromleitungen angeschlossen werden.

Insgesamt gehen damit in zwei Jahren gut 43 000 Meter Mittelspannungskabel, 1500 Meter Mittelspannungsfreileitungen, 80 Trafostationen und vier Kabelabzweighäuser, 126 000 Meter Niederspannungskabel, Niederspannungsfreileitungen, Kabelverteiler, 1825 Kabelhausanschlüsse und einiges andere mehr in den Besitz der "Stromnetz Hallbergmoos" über. Damit, betonte Bürgermeister Reents, "wird der Strom für Hallbergmooser zwar leider nicht billiger, aber einen Teil des Gewinns schöpft künftig die Gemeinde ab."

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