Verrostet und demoliert:Schrott am Bahnhof

Polizei und Mitarbeiter des Wertstoffhofs entsorgen abgestellte Fahrräder, die nicht mehr funktionstüchtig sind

Von Saskia Troycke

FreisingFahrradstellplätze am Freisinger Bahnhof sind Mangelware. Deshalb hat die Stadt Freising gemeinsam mit der Polizei am Mittwoch die Räder am Bahnhof überprüft und Schrotträder entsorgt. "Viele Leute lassen ihr Fahrrad einfach am Bahnhof stehen, wenn sie es nicht mehr brauchen. Und die verrotten dann hier", sagt Polizeihauptmeister Norbert Rauch. Vor allem Studenten seien es, die sich für die Strecke zwischen Bahnhof und Uni ein altes Rad zulegen und es dann stehen lassen, wenn sie wegziehen. Aber auch Personen, von deren Fahrrädern Teile abmontiert oder stark beschädigt wurden, machten sich oft nicht mehr die Mühe, die Überreste wegzuräumen. Radler, die ihre funktionstüchtigen Fahrräder am Bahnhof parken wollen, fänden deshalb oft keinen Platz.

Bei der Selektion gehen die Polizisten und die Arbeiter vom Wertstoffhof äußerst sorgfältig vor, damit nicht versehentlich ein Fahrrad, das noch in Betrieb ist, entsorgt wird. "Der Leiter vom Wertstoffhof ist da sehr genau", sagt Rauch, "der schaut auch schon zwei bis drei Wochen im Vorfeld vorbei und markiert Räder, bei denen er sich nicht sicher ist. Wenn die dann später immer noch da stehen, kommen sie weg". Generell werden ausschließlich Räder, die sehr verrostet und stark beschädigt sind, weggeschmissen. Zunächst kommen die Räder in den Wertstoffhof, wo sie noch einige Tage von den Besitzern abgeholt werden können. "Nach ein paar Wochen werden die Räder dann aber verschrottet", so Rauch.

Wieso bei dieser Aufräumaktion nicht nur die Mitarbeiter des Wertstoffhofs, sondern auch die Polizei dabei ist, hat zwei Gründe. Zum einen halten die Polizisten den Wertstoffhofarbeitern den Rücken frei, so Rauch, da diese oft von Passanten gefragt würden, ob sie Fahrradteile mitnehmen dürften. Zum anderen überprüfen die Polizisten bei dieser Gelegenheit, ob sich als gestohlen gemeldete Fahrräder am Bahnhof finden. "In unserem Computersystem sind die gestohlenen Fahrräder gespeichert. Durch Kennnummern und Beschreibungen versuchen wir diese ausfindig zu machen", erklärt Rauch. Immer wieder fänden so geklaute Räder zu ihrem rechtmäßigen Besitzer zurück. Denn Freising sei, was Fahrraddiebstähle, insbesondere am Bahnhof, angehe, kein unbeschriebenes Blatt, sagt der Polizeihauptmeister: "Der Bahnhof ist das Hauptersatzteillager für Bastler." Das Problem mit den gestohlenen Fahrrädern sei aber nicht deshalb so groß, weil Freising ein sozialer Brennpunkt ist, sondern weil hier so viele Studenten lebten. Dadurch würden hier viel mehr Fahrräder abgestellt als anderswo. Und so seien Auswahl und Verlockung für Diebe gleich noch viel größer. Die Zahl der Diebstähle sei saisonabhängig, sagt Rauch. "In den Sommermonaten haben wir da schon mal vier bis fünf Anzeigen am Tag." Im Winter hielten sich die Vorfälle in Grenzen. Vor allem nachts würden viele Räder geklaut, weiß Rauch. Durch ständige Kontrollen versuche die Polizei, die Zahl der Diebstähle einzudämmen. "Zivilstreifen ertappen die Täter auch oft auf frischer Tat", erklärt der Polizeihauptmeister stolz. Zum Täterkreis gehören, laut Rauch, hauptsächlich Jugendliche. Aber oft bedienten sich auch Leute, die unter Alkoholeinfluss stünden und keine Lust hätten, zu Fuß nach Hause zu gehen. "Die gehen dann gerne an die Radlständer am Bahnhof."

Damit das eigene Fahrrad nicht den Dieben zum Opfer fällt, hat der Polizeihauptmeister einige Tipps auf Lager. Zunächst sollte man keine wertvollen Fahrräder am Bahnhof parken. "Ein Bahnhofradl sollte etwa zwischen 20 und 30 Euro gekostet haben", erklärt Rauch. Außerdem solle jeder Fahrradbesitzer Geld in ein gutes und sicheres Schloss investieren. "Und am besten das Fahrrad nicht über Nacht am Bahnhof stehen lassen", warnt er potentielle Opfer. Man solle außerdem mal in die eigene Hausratversicherung schauen, rät Rauch. "Oft besteht nämlich für Diebstähle zwischen 22 und 6 Uhr kein Schutz."

Falls das eigene Fahrrad doch gestohlen wird, solle man das auf jeden Fall bei der Polizei melden, meint Rauch. So könne es vielleicht bei einer Inspektion der Radständer am Bahnhof, so wie am Mittwoch, wieder gefunden werden. Die nächste Überprüfung finde voraussichtlich im Herbst statt, verrät er.

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