Verkehr im Landkreis:Tuchinger klagt über Lärmbe­lästigung

Verkehr im Landkreis: Vom Lärm der Autos, die über den Marzlinger Kreisel fahren, fühlen sich Tuchinger belästigt.

Vom Lärm der Autos, die über den Marzlinger Kreisel fahren, fühlen sich Tuchinger belästigt.

(Foto: Marco Einfeldt)

Schuld ist nach Ansicht von Walter Seibold der Verkehr am Marzlinger Kreisel sowie der Betrieb auf einem Lager des Bauhofs. Die Stadt bemüht sich um Verbesserung. Gegen den Krach der Autos helfen nur Schallschutzfenster.

Von Gudrun Regelein, Freising

Eigentlich, so sagt Walter Seibold, hätte der Kreisverkehr nicht bei Marzling gebaut werden dürfen. "Sondern weiter in Richtung Langenbach - hier ist kein aktiver Schallschutz möglich." Mit "hier" meint Seibold Tuching. Dort wohnt er nur etwa 60 Meter vom Kreisel entfernt. Und erlebt dort seit etwa zwei Jahren "krankmachenden Lärm gefühlt rund um die Uhr", klagt er gegenüber der SZ Freising.

Warum diese umfangreiche Verkehrsanlage, die im Zuge der Nordost-Umfahrung entstand, gerade hier gebaut wurde, könne er nicht verstehen. Die Straße sei auf etwa 300 Metern jeweils zweispurig, mit einem anspruchsvollen Überleitbereich. Kreisel und Auffahrt seien vom Straßenniveau deutlich angehoben - und eben nur etwa 60 Meter von der Wohnbebauung entfernt. In diesem Bereich aber bestehe keinerlei Lärmschutz, schildert Seibold. Die vorgesehenen landschaftsbaulichen Maßnahmen seien zumindest bislang nicht erfolgt. "Sämtliche Bäume und Sträucher entlang der ehemaligen B 11 wurden aber während der Baumaßnahme entfernt, und damit ein wichtiger Lärmschutz genommen."

Der Kreisel werde von Einzelnen zum "Driften" mit aufheulendem Motor und quietschenden Reifen genutzt

Die punktuelle extreme Lärmbelastung sei das große Problem, sagt er. Der Kreisel nämlich werde von einzelnen Verkehrsteilnehmern vor allem nachts zum "Driften" mit aufheulendem Motor und quietschenden Reifen genutzt, einige Motorradfahrer beschleunigten dort lautstark, berichtet er. Weshalb vom zuständigen Staatlichen Bauamt Freising bislang noch immer nicht der versprochene passive Schallschutz - in Form von Lärmschutzfenstern - umgesetzt wurde, sei ärgerlich.

Noch schlimmer wurde die Situation in Tuching durch den Lärm eines neu eingerichteten nahen Lagers für Bauvorhaben durch die Stadt Freising und des zum Teil verlegten städtischen Bauhoflagers. "Auch auf dem Schießplatz in Wippenhausen kann es nicht lauter sein", sagt Seibold. So werde in dem Lager oft schon vor sechs Uhr und nach 18 Uhr mit schweren Maschinen gearbeitet. Das Abkippen der Pflastersteine hinter der Zufahrtsrampe zur B 301 beispielsweise liege mit über 70 Dezibel deutlich über dem zulässigen Bereich. Gelagertes Material werde für Notfalleinsätze dort sogar nachts und sonntags verladen. Auch im Bauhoflager werde sich nicht an die aktuellen Lärmschutzvorgaben gehalten. So fehle beispielsweise eine Einhausung bei der Kieswaschanlage, die einen dauerhaften Heulton erzeugt. Nach vielen Monaten des Wartens, vielen Schreiben, darunter auch eins mit einer Unterschriftenliste von fast 50 Anwohnern, und Telefonaten habe es nun endlich eine Reaktion seitens der Stadt und des Bauamtes gegeben - vielleicht verbessere sich nun endlich etwas, hofft Seibold.

Neue Standorte für den Bauhof und den Lagerplatz werden geprüft. Doch das dauert

Der Stadt Freising sei die Problemlage bekannt, sagt Stadtsprecherin Christl Steinhart. Bereits in diesem Februar habe es einen Ortstermin mit Vertretern der Stadtverwaltung und dem Bürger gegeben. Die Neuauflage des Flächennutzungsplanes werde derzeit erarbeitet, dabei werden auch geeignete, neue Standorte für eine Auslagerung des Bauhofes mit Lagerplatz geprüft. Das alles wird aber noch einige Jahre dauern: "Es wäre also verfehlt, Hoffnungen auf eine kurzfristige Verlegung des Lagerplatzes in Tuching zu wecken", sagt Steinhart.

Um zeitnahe Verbesserungen zu erreichen, will die Freisinger Stadtverwaltung nun nach geeigneten zusätzlichen Zwischenlagerflächen für Aushubmaterial suchen, damit soll der Baustellenverkehr zum Lagerplatz Tuching minimiert werden. Der Betrieb im Bereich des derzeitigen Lagerplatzes dagegen soll auf die regulären Betriebszeiten beschränkt werden. Zudem wird ein Fachbüro mit einer lärmtechnischen Bewertung des dortigen Betriebs beauftragt.

"Man könnte sagen, das Auge hört mit"

Dass sich beim Thema Schallschutz in Tuching bislang noch nichts getan hat, erklärt Andreas Kronthaler, leitender Baudirektor des Staatlichen Bauamts Freising, mit coronabedingten Verzögerungen bei den Vor-Ort-Terminen mit dem für die Bemessung der passiven Schallschutzmaßnahmen beauftragten Ingenieurbüros. Mittlerweile aber gebe es einen Termin für die betroffenen Bürger in Tuching. Mit dem Thema Lärmschutz aber habe man sich schon frühzeitig befasst und entsprechende Berechnungen angestellt, sagt Kronthaler. Im Umfeld des Tuchinger Kreisels lasse sich dieser sinnvoll nur mit passiven Lärmschutzmaßnahmen erreichen. "Wegen der Topografie würde selbst eine sechs Meter hohe Schallschutzwand die Lärmimmission nicht soweit verringern, dass sie unter den notwendigen Grenzwerten liegt", erklärt er.

Eine Bepflanzung im Rahmen der landschaftsbaulichen Maßnahmen werde zwar noch folgen, aber sie wird keine Auswirkung auf die Lärmimmissionen haben. Bäume und Sträucher nämlich würden keine Lärmschutzfunktion übernehmen - entgegen der landläufigen Meinung. "Man könnte sagen, das Auge hört mit", erklärt Kronthaler. Seien die Fahrzeuge auf der Straße für Anlieger sichtbar, könne sich die "gefühlte" Lautstärke der Straße erhöhen. Tatsächlich aber habe sich an den Lärmimmissionen durch die Höherlegung des Kreisels und der Auffahrt vom Straßenniveau nicht viel geändert: Die Geräuschentwicklung und -ausbreitung sei annähernd die gleiche wie zuvor.

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