Verkehr:Dicke Luft in Freising

Verkehr: Auch an der Ismaninger Straße im Gewerbegebiet waren die Stickstoffdioxidwerte mit 26,5 Mikorgramm pro Kubikmeter erhöht. Grund dafür sind laut VCD Autos und insbesondere Dieselfahrzeuge.

Auch an der Ismaninger Straße im Gewerbegebiet waren die Stickstoffdioxidwerte mit 26,5 Mikorgramm pro Kubikmeter erhöht. Grund dafür sind laut VCD Autos und insbesondere Dieselfahrzeuge.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Freisinger Kreisverband des Verkehrsclubs Deutschland misst einen Monat lang Stickstoffdioxid in der Domstadt. Die höchsten Messungen überschreiten Grenzwerte um mehr als das Doppelte. Jetzt soll die Stadt offiziell messen.

Von Clara Lipkowski, Freising

Dass die Mainburger Straße zwischen Kammergasse und General-von-Nagel-Straße extrem stark befahren wird, ist bekannt. Nun ist aber auch offiziell, dass die Luft dort besonders schädlich ist. Messungen des Freisinger Ablegers vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) haben Stickstoffdioxidwerte von 43,8 Mikrogramm pro Kubikmeter ergeben, das ist der höchste Wert in Freising. Zum Vergleich: Von der WHO werden Grenzwerte von 20 Mikrogramm pro Kubikmeter empfohlen, der EU-Jahresmittelwert liegt bei 40 Mikrogramm. Zwischen Karlwirt-Kreuzung und Münchner Straße sind die Werte mit teils 35,9 Mikrogramm ebenfalls erhöht. Die Straße befahren täglich etwa 25 000 Autos, zu Stoßzeiten kommt es fast immer zu Staus. Fast genauso hoch (34,5) waren die Werte an der Mainburger Straße auf Höhe des Hofbrauhauses.

"Uns haben die Ergebnisse eigentlich nicht überrascht", sagt Michael Ziesak aus dem VCD-Vorstand am Montag bei einem Pressegespräch, "gerade da, wo in Freising viele Autos fahren, sind die Werte höher, es ist ein Innenstadtproblem." Am Schafhof etwa liegt der Wert nur bei 8,4. Am Gymnasium an der Wippenhauser Straße ist er mit 11,4 auch nicht bedenklich. Messungen nahe dem Flughafen haben mittlere Werte ergeben. "Da hätten wir höhere erwartet", sagt Ziesak. Vermutlich würden Ergebnisse näher zum Airport entsprechend höher, man habe aber vor allem da gemessen, wo viele Menschen leben, also potenziell viele direkt betroffen sind.

Die Messgeräte hingen in 2,50 Meter Höhe und wurden anschließend in der Schweiz ausgewertet

Stickoxide gelten als gefährlich, weil sie Lungen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen hervorrufen oder begünstigen können. Sie fördern die Ozonbildung und schädigen Pflanzen. Die größte Quelle von Stickoxiden sind laut Umweltbundesamt Dieselautos, und zwar aller Euronorm-Klassen, wie Ziesak betonte.

In mehr als 60 Städten in Deutschland gibt es Messstationen für Stickstoffdioxide. In Freising hat der VCD von 16. April bis 16. Mai an 31 Orten gemessen. Dafür hat der Verein kleine Kunststoffröhren mit einem Schutzmantel in 2,50 Meter Höhe aufgehängt und später in einem Schweizer Labor auswerten lassen. "Diese Messungen sind valide. Sie entsprechen EU-Richtlinien", sagt Ziesak. Amtlich sind sie aber nicht. Angesichts der Ergebnisse sieht der VCD deswegen jetzt die Stadt in der Bringschuld, selbst zu messen. Der Verein stellt eine Reihe weitere Forderungen auf, um die Luftqualität in Freising zu verbessern. Die Innenstadt etwa müsse eine komplette Tempo-30-Zone werden. "In München ist auch eine viel befahrene Straße wie die Rosenheimer Straße Dreißigerzone geworden, einfach, weil man konkreten Handlungsbedarf gesehen hat", sagt Jürgen Maguhn, Vorstand des Freisinger VCD. Er fordert ein grundsätzliches Umdenken: "Wir müssen den PKW-Verkehr endlich unattraktiver machen." Die moderne Verkehrsplanung müsse vom Rand in die Mitte gedacht werden, also erst Fußgänger und Radler berücksichtigen und dann Autofahrer - nicht andersrum. "Aber da haben wir eine heftige Ablehnung im Stadtrat erfahren", sagt er.

Mehr Platz für Radler, engere Fahrbahnen für Autos

Entlasten künftig die Nordostumfahrung und die Westtangente die Stadt von Autos, sollten die Fahrbahnen in Freising verengt werden, zugunsten von Radstreifen. Dürfe dann ohnehin nur noch 30 gefahren werden, mache das Sinn, sagt Sonja Ziesak, stellvertretende Vorsitzende des VCD Bayern. Denn dann trauten sich Radfahrer etwa an der Saarstraße neben den Autos zu fahren, statt auf dem Gehweg.

Den Knackpunkt im Umdenken sieht der VCD im öffentlichen Nahverkehr. E-Busse seien wünschenswert, sagt Maguhn, aber die Stadtbusse seien ohnehin als Euro-6-Norm-Busse unterwegs und der Ausstoß vergleichsweise gering. Viel wichtiger sei deshalb, dass Busse öfter fahren - im 10-Minuten-Takt - und man möglichst nicht umsteigen muss. Nur so würden Autofahrer ihre Fahrzeuge stehen lassen. Von der Idee, ein neues Parkhaus zu bauen, riet er ab. "Das zieht nur mehr Autos in die Innenstadt. Und die drei anderen sind ohnehin gar nicht ausgelastet."

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