Süddeutsche Zeitung

Verhaltensvorschriften für die Isarschleife:Nur wenig ist erlaubt

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Die Isarschleife ist noch nicht einmal genehmigt, da legt der Planungsausschuss bereits fest, was dort alles verboten sein wird. Die Stadträte wollen so die Bedenken der Anwohner ausräumen, dass eine große Partymeile entsteht

Von Kerstin Vogel

Die Isarschleife ist noch nicht genehmigt, geschweige denn gebaut, da steht schon fest, was man in dem neuen Freisinger Naherholungsgebiet alles nicht dürfen wird. Der Planungsausschuss des Stadtrats hat am Mittwoch eine Benutzungsordnung festgelegt, deren Einhaltung vor allem in der ersten Zeit auch scharf kontrolliert werden soll, wie es hieß. Gegen die Satzung stimmten Manfred Drobny (Grüne) und Birgit Großkopf (SPD), das allerdings wegen grundsätzlicher Bedenken gegen die Isarschleife.

Keine gewerblichen Veranstaltungen, keine organisierten Feiern, keine Bettelei, keine laute Musik aus Gettoblastern: Schon bei den ersten beiden Punkten der neuen Regelung wird klar, dass man damit die Befürchtungen zerstreuen möchte, das neue Naherholungsgebiet könnte sich doch zu einer "Partymeile" nach Vorbild des Münchner Flauchers entwickeln, wie das vor allem die Anwohner an der Schwabenau befürchten. Man wolle die gewünschte "sanfte Nutzung" sichern, heißt es dazu seitens der Stadt.

So werden beispielsweise offene Feuerstellen untersagt - und auch der Genuss von Alkohol ist verboten "soweit andere dadurch mehr als unvermeidbar belästigt werden". Gar nicht erst mitgebracht werden dürfen künftig Glasflaschen oder andere Glasbehälter, damit will man auf einfache Art des leidigen Problems der herumliegenden Scherben Herr werden, wie Martin Maierhofer von der Stadtverwaltung erläuterte.

Hunde dürfen in dem neuen Naherholungsgebiet nicht frei laufen, das Radfahren und Reiten neben den Wegen ist verboten und seinen Abfall liegen zu lassen ist ebenso untersagt, wie beispielsweise Hundekot nicht zu entsorgen. Man darf kein Futter oder andere Lebensmittel auslegen, Pavillons und Wohnwagen dürfen nicht aufgestellt werden, Biergarnituren, Tische und Stühle sowie große Schirme sind nicht gestattet - und auch die Fans der Freikörperkultur werden an der Freisinger Isarschleife nicht auf ihre Kosten kommen: Nacktbaden ist in der Nutzungsordnung ebenfalls verboten.

Den Tipp mit den anfänglich verschärften Kontrollen habe man bei einem Erfahrungsaustausch mit entsprechenden Stellen in der Stadt München bekommen, sagte Maierhofer. Deren Erfahrung und bereits vorhandene Grünanlagensatzungen habe man sich zunutze gemacht "und etwas für Freising Passendes daraus gestrickt". Die Mitglieder des Planungsausschusses waren dann im Großen und Ganzen auch einverstanden mit den Vorschlägen. Christoph Bauer (SPD) regte allerdings an, die Regelungen noch etwas an die Tages- beziehungsweise Jahreszeiten anzupassen. So seit beispielsweise nachts das Ruhebedürfnis der Anwohner sicher größer. Auch könnte man im Herbst und Winter den Leinenzwang für Hunde vielleicht aufheben. Darüber soll nun noch einmal nachgedacht werden.

Kollege Anton Frankl (FSM) bedauerte, dass man so eine Nutzungsordnung überhaupt brauche, räumte aber ein, dass es ohne wohl nicht gehen werde. Josef Krimmer (CSU) indes gingen die Bestimmungen viel zu weit: "Sollte man nicht besser irgendwo anschlagen, was man überhaupt darf?", kritisierte er bissig die in seinen Augen zu detaillierten Regelungen. Sogar die Bekleidung beim Sonnenbaden sei ja vorgeschrieben, mokierte er sich. "Ja", bestätigte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher grinsend: "Für FKK müssen Sie woanders hingehen, alles wollen wir nicht sehen."

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Quelle:
SZ vom 30.01.2014
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