Vergleich mit den Nachbarn:Moosburg und die Weltgeschichte

Vergleich mit den Nachbarn: Dominik Reither macht sich bei seinen Recherchen keinen Stress. Wenn er Zeit hat, stöbert er im Stadt- oder Pfarrarchiv.

Dominik Reither macht sich bei seinen Recherchen keinen Stress. Wenn er Zeit hat, stöbert er im Stadt- oder Pfarrarchiv.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Stadthistoriker Dominik Reither geht in seinem neuen Buch der Frage nach, warum seine Heimatstadt im Mittelalter an Bedeutung verloren hat und "abgehängt" wurde

Von Clara Lipkowski, Moosburg

So schön Moosburg ist - dass es kleiner und politisch unbedeutender ist als München und Landshut ist unbestritten. Der Frage aber, warum das so ist, hat sich nun der Stadthistoriker Dominik Reither in seinem neuen Buch gewidmet. "Wie Moosburg von Landshut und München überholt wurde" heißt es und ist eine "vergleichende Stadtgeschichte".

Darin ordnet er die Entwicklung der vergleichsweise kleinen Stadt in die ganz große Geschichte von etwa 1200 bis in späte 20. Jahrhundert ein. Das ist die Motivation von Dominik Reither, der der Stadt schon immer eng verbunden war: "Wo spiegelt sich eigentlich Weltgeschichte in unserer Stadt wieder?", will er wissen. Oder: "Welchen Einfluss historischer Ereignisse und Prozesse auf das Leben heute gibt es? Ich denke, das interessiert die Leute", sagt Reither.

Der 37-Jährige ist gebürtiger Moosburger und war in der Stadt aufgewachsen. Zum Studium ging er nach Regensburg und Aberdeen, kam aber Anfang der 2000er Jahre zurück. Inzwischen arbeitet er in Landshut und wohnt in Moosburg, der Stadt, in der alle seine Freunde leben, Frau und Kinder.

Studiert hat Reither nicht nur Geschichte, sondern auch Jura und Politik. Es lag nahe, in Rechtsgeschichte zu promovieren. Vor und nach der Doktorarbeit machte er noch die nötigen Staatsexamen, um dann 2009 den Beruf als Richter und Staatsanwalt in der bayerischen Justiz anzutreten. Seine Arbeit als Stadthistoriker ist seine Feierabendaufgabe - wenn er abends nach Hause kommt und die Kinder ins Bett gebracht sind oder er am Wochenende oder im Urlaub Zeit dafür findet. Regelmäßig führt ihn die Neugier an der Geschichte Moosburgs ins Stadt- oder Pfarrarchiv. "Manchmal stoße ich bei der Recherche auf etwas, nach dem ich gar nicht gesucht habe. Das bringt mich auf neue Ideen, mal hier oder dort genauer nachzuforschen." Wenn er nicht gerade Akten in Archiven wälzt oder in der Bibliothek Literatur analysiert, hält er Vorträge über seine Rechercheergebnisse an der Volkshochschule und beim katholischen Kreisbildungswerk.

So entstand die Idee zum neuen Buch. "Während einer Vortragsreihe fragten ein paar Zuhörer, wo man das denn noch einmal nachlesen könne, berichtet Reither. "Also dachte ich, schreibe ich das alles einmal auf." Herausgekommen sind gut 200 Seiten. "Ohne Bilder", sagt Reither und lacht. Gut lesbar ist das Buch aber trotzdem: "Ich möchte wissenschaftlich recherchiertes Wissen vermitteln, aber auch unterhalten. Das Buch richtet sich an Laien. Jedes Kapitel ist aus sich heraus verständlich", sagt er.

Aber dass er seriös recherchiert, ist ihm wichtig zu betonen: "Ich arbeite mit soliden Quellenangaben und zitiere immer Sekundärliteratur", sagt er. Die Arbeit von Franz Heilmann, bewundert er, der Moosburger habe Großes in der Darstellung der städtischen Geschichte geleistet, findet Dominik Reither.

Besonders stressig sei sein Hobby aber nicht, erzählt er, er arbeite ohne Druck. Manchmal recherchiere er ein paar Wochen lang auch einfach gar nicht. Das Fernsehen habe er dann aber doch irgendwann aus Zeitmangel aufgegeben.

Für sein neuestes Buch hat er etwa ein Jahr recherchiert, Vorträge gehalten und geschrieben. Die Antwort auf die Frage, warum Moosburg "abgehängt" wurde, fand er im hohen Mittelalter. Innerhalb weniger Jahrzehnte verlor Moosburg im Vergleich zu den wachsenden Städten in der Umgebung an Bedeutung für die Region, politisch, kulturell und geografisch - wodurch die Stadt aber nicht minder interessant sei, findet der Lokalpatriot Reither. "Auch in Moosburg haben sich bedeutende Ereignisse zugetragen", sagt er. Spannende Parallelen habe es etwa zum Investiturstreit im Mittelalter gegeben, als weltliche und geistliche Mächte ihren Konflikt über die Amtsbesetzung von Klerikern ausfochten.

Dominik Reither ist als Stadthistoriker aber nicht nur am Frühen und Hochmittelalter und den Ursprüngen der Siedlungsstrukturen interessiert, sondern auch am 19. und 20. Jahrhundert. Für den Verein "Stalag Moosburg" hat er eine Broschüre über die Befreiung des "Stalag" veröffentlicht, ein Kriegsgefangenenlager, das 1939 errichtet und 1945 befreit wurde.

Sein nächstes Vortragsthema widmet sich am Donnerstag, 2. Februar, aber wieder dem Mittelalter und der Familie der Burghartinger. Sie hatte sich im 12. Jahrhundert in Moosburg ein kleines Herrschaftsgebiet aufgebaut und gesellschaftlich und architektonisch die Stadt etwa zwei Jahrhunderte lang geprägt. Wer den Vortrag hören möchte, meldet sich bei der VHS Moosburg, Stadtplatz 2, an. Kursgebühr: 5 Euro, Kursnummer: 171_1303. Beginn ist 19:30 Uhr, Raum EG2.

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