So einfach auf ein Genre, einen Blickwinkel festlegen lässt sich Barbara Standke nicht. Die 36-Jährige ist Künstlerin, hat im Bereich Kulturvermittlung gearbeitet, interessiert sich aber auch für Naturwissenschaften, für den Wandel in der Landschaft. Derzeit studiert sie im Master „Climate Chance Management“ an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) und steht kurz vor dem Abschluss. Das facettenreiche Projekt der Hochschule zu den Landschaftsveduten Valentin Gappniggs im Fürstengang am Domberg bietet ihr da viel kreativen Spielraum.
In der dazugehörenden Ausstellung „Landschaft – Bild – Wandel“ im Pop-up-Store des Freisinger Asamgebäudes ist auch eine Textilarbeit der Künstlerin zu sehen, zu der sie Gappniggs Bild St. Peter am Kammersberg inspiriert hat, außerdem ein Projekt mit Schülern und Schülerinnen des Dom-Gymnasiums. Mit zwei Workshops und einer Führung will Standke auch andere für eine Auseinandersetzung mit den Bildern, mit der Veränderung der Landschaft und letztlich mit sich selbst begeistern.

Der erste Workshop findet bereits an diesem Freitag, 21. Juni, in Weihenstephan statt, in der Kustermannhalle A9 am Hofgarten. Mit Landschaftsarchitekt Peter Blum und Barbara Standke begeben sich die Teilnehmenden von 17 bis 19.30 Uhr auf eine historische Spurensuche und arbeiten an einer Landschaftscollage. Die Veduten Gappniggs sind in der Zeit von 1698 bis 1702 entstanden. Fürstbischof Johann Franz Eckher von Kapfing zu Liechteneck hatte den steirischen Maler beauftragt, für den Fürstengang Gemälde der Besitzungen des Hochstifts Freising zu schaffen, 32 Bilder sind in dieser Zeit entstanden. In dem Workshop soll der Blick damals mit dem von heute verglichen werden. Anmelde-Link: https://eveeno.com/288654178.
Einen ganz anderen Ansatz verfolgt Barbara Standke am Sonntag, 14. Juli, von 15 bis 17 Uhr im Pop-up-Store am Marienplatz 7, also direkt in der Ausstellung. Diesmal geht es um kreatives Schreiben. Die Landschaftsgemälde von Valentin Gappnigg sollen zum Nachdenken über Veränderungen in der Landschaft anregen, darüber, was uns daran gefällt und was nicht so bleiben sollte. Es geht um Themen wie kulturelle Vielfalt und Biodiversität. Durch die Methode des kreativen Schreibens sollen neue Geschichten entstehen, ganz ohne Druck, wie Standke betont. Anmeldung: https://eveeno.com/156361873.
Viele fühlen sich von den Bildern Valentin Gappniggs angesprochen
Ihre Professoren an der HSWT, Jörg Ewald und Karl-Heinz Einberger, hätten sie bestärkt, sich in das Gappnigg-Projekt einzubringen, Kunst und Wissenschaft zu verbinden, erzählt die Künstlerin. Auch die Hochschule selbst hat dafür gewohntes Terrain verlassen und auf Grundlage der Veduten den Anstoß für ein interdisziplinäres und transnationales Vorhaben gegeben, in Zusammenarbeit mit den Städten Freising und Waidhofen/Ybbs in Niederösterreich. „Dabei wurde ein Raum eröffnet, in dem viele sich angesprochen fühlen, nicht nur Experten“, sagt Standke.
Den Gedanken freien Lauf lassen sollen nicht nur die Teilnehmer der Workshops, auch die Künstlerin selbst lässt sich auf diese Weise inspirieren, ebenso wie durch ihre Biografie – beide Großmütter haben als Schneiderin und Näherin gearbeitet. „Loslassen und umwandeln“ überschreibt Barbara Standke ihre Textilarbeit zu St. Peter am Kammersberg. Sie greift die Formen der Landschaft und die Strukturen auf, dennoch entsteht etwas ganz anderes als bei Gappnigg.
Ein Blick in ein Schaufenster hat weitreichende Folgen
Dass darin auch palästinensische Stickereien enthalten sind, ist einem Zufallsmoment geschuldet. Als sie mit dem Auto in München unterwegs war, fiel ihr Blick plötzlich auf ein Schaufenster mit bunten Stoffen. Sie kam mit der Schneiderin, einer Syrerin mit palästinensischen Wurzeln, ins Gespräch, freundete sich mit ihr an und durfte ihr Atelier nutzen. Die fertige Arbeit nahm Standke dann mit nach Algerien, diskutierte auch dort mit den Menschen über die Landschaft – und die Folgen des Klimawandels. Ihre Erfahrungen, ihre Gedanken teilt sie am Samstag, 22. Juni, bei einer Führung durch die Ausstellung in Freising mit, Beginn ist um 14 Uhr.
Hierzulande könne man noch viel tun, um die Auswirkungen der Erderwärmung abzumildern, davon zeigt sich Barbara Standke überzeugt – und dass auch über die Ästhetik, die Kunst klimarelevante Ideen entstehen können.
Die interaktive Ausstellung „Landschaft – Bild – Wandel“ ist noch bis zum 14. Juli im Pop-up-Store im Asamgebäude, Marienplatz 7, zu sehen.