Unter der Stadt:Salz frisst Stahlträger

Die Sanierung der Moosach wird so oder so nicht billig, ist aber notwendig. Für die teilweise Öffnung des Bachlaufs in der Oberen Hauptstraße sind 2,5 Millionen Euro veranschlagt. Mit neuem Deckel ist es noch teurer

Von Kerstin Vogel

Egal wie der Bürgerentscheid zur Moosachöffnung in Freising am Sonntag, 25. Mai, ausgeht: Die Stadt wird auf jeden Fall ziemlich viel Geld in die Hand nehmen müssen, um den Bachlauf zu sanieren. Denn egal wie es mit den Plänen für die Innenstadt weitergeht: Der Deckel über der Stadtmoosach hält nur noch zwölf bis 15 Jahre, bevor es ernsthafte Probleme mit der Tragfähigkeit gibt. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung, die das Büro Brandl und Eltschig am Montag vorgestellt hat. Schon die einfachste Variante der Sanierung würde 500 000 Euro kosten - plus einen jährlichen Unterhalt von 30 000 bis 40 000 Euro, bei einer dann auf 20 oder 25 Jahre verlängerten Lebensdauer.

Die Frage, die den Freisingern beim Bürgerentscheid am 25. Mai gestellt wird, ist an sich einfach: "Soll die Öffnung der Moosach in der Oberen Hauptstraße durchgeführt werden?" wird es auf dem Stimmzettel heißen - und das ist mit "Ja" oder "Nein" zu beantworten. Stimmen die Bürger dem zu, hat es auch der Stadtrat einfach. Dann muss er nur noch das Konzept umsetzen, das er eigentlich bereits beschlossen hat: Den höhengleichen, verkehrsberuhigten Ausbau der Innenstadt mit einer zumindest in Teilen offen fließenden Moosach an der Oberen Hauptstraße, mit der auch eine Generalsanierung des Bachbetts verbunden wäre.

Schwierig wird es dagegen, wenn die Freisinger die Moosachöffnung ablehnen. Denn gar nichts zu machen, ist keine Option, wie die Stadtspitze am Montag noch einmal deutlich gemacht hat. Schon 2011 hatte eine Hauptprüfung des Moosachdeckels zwar noch einen "einigermaßen zufriedenstellenden Zustand" ergeben, auch damals aber war die Empfehlung ausgesprochen worden, "demnächst etwas zu tun", wie Stadtdirektor Gerhard Koch sagte. Eine weitere Untersuchung hat drei Jahre später nun gezeigt, dass es nicht besser geworden ist, inzwischen ist von "nicht unerheblichem Handlungsbedarf" die Rede.

Weil die 1963 erneuerte Abdeckung - im Prinzip eine 225 Meter breite, aber nur wenige Meter lange Brücke aus Stahlbeton-Fertigteilen - nie nach unten abgedichtet worden ist, konnte im Laufe der Jahrzehnte vor allem Streusalz durch den Beton an die Stahlträger gelangen. Das bedeutet Korrosion, Schäden und langfristig auch eine Gefahr für die Tragfähigkeit des Bauwerks, das aktuell noch für eine Verkehrslast von 45 Tonnen zugelassen ist. Doch eine Beschränkung auf 30 Tonnen wurde am Montag schon ins Gespräch gebracht.

Auf einem Floß sind die Prüfer für die Untersuchung unter der Oberen Hauptstraße hindurchgeschippert und haben den Deckel - wegen der geringen Höhe in vermutlich sehr unbequemer Position - genau untersucht. Unter anderem wurden wie schon 2011 an mehr als 20 Stellen Bohrproben entnommen. Das Ergebnis fasste Diplom-Ingenieur Wolfgang Brandl am Montag zusammen: Die Fugen zwischen den 1963 eingesetzten Fertigbauteilen seien an vielen Stellen durchfeuchtet, dadurch sei Tausalz eingedrungen und dieses zerstöre nun "lochfraßartig" die Stahlträger. Zwar sei die Tragkraft des Moosachdeckels generell noch nicht eingeschränkt. Ausnahmen bildeten jedoch die beiden Stellen, an denen auch Autos das Brückenbauwerk nutzen würden: an der Sackgasse, wo früher die Zinnerne Kanne war, und am ehemaligen Hut Schieder-Eck.

Eine Sanierung des Moosachdeckels ist nach Brandls Prognose daher langfristig zwingend, wobei die von ihm genannte Variante für 500 000 Euro lediglich eine Abdichtung nach unten vorsehen würde. Damit könnte die Lebensdauer des Brückenbauwerks zwar auf 20 bis 25 Jahre verlängert werden, wie er sagte: das aber nur, wenn eben jährlich auch noch einmal bis zu 40 000 Euro in den Unterhalt investiert würden. "Das ist, was wir machen müssen, wenn wir nichts machen", kommentierte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher die Ergebnisse der Untersuchung.

Rund 2,5 Millionen Euro würde es nach vorsichtigen Schätzungen dagegen kosten, die Moosach wie geplant mit der Umgestaltung der Innenstadt zu öffnen und zu einem neuen Erlebnisbereich auszubauen. Damit verbunden wäre dann auch eine zukunftsfähige Generalsanierung. Die wiederum könnte man als eine weitere Variante auch durchführen, wenn sich die Bürger gegen die Moosachöffnung aussprechen. Dann würde man anschließend wieder einen vollständigen Deckel über den Bach bauen. Das aber würde vermutlich noch einmal eine Million Euro mehr kosten - und wäre für die Anlieger wohl die teuerste Variante, wie es am Montag hieß

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