Unmut unter Kulturschaffenden:Kommerz statt Kultur

Nach Meinung vieler Kulturschaffender wird notwendiger Raum für Ausstellungen oder Aufführungen kommerziellen Zwecken geopfert.

Peter Becker

Vertreter der Freisinger Kulturszene kritisieren, dass bei der Sanierung des Asamgebäudes kaum zusätzliche Räume entstehen. Neu im Komplex ist nach dem aktuellen Stand der Planungen nur ein Mehrzweckraum im zweiten Stock. Dagegen werde nach Meinung vieler Kulturschaffender notwendiger Raum für Ausstellungen oder Aufführungen kommerziellen Zwecken geopfert. Eine Überdachung des Asam-Innenhofes scheint aus Gründen des Brandschutzes nicht möglich zu sein.

Eva Bönig, Helmut Weinzierl und Monika Zauner hatten während eines Diskussionsabends des SPD-Ortsvereins bestimmt mit Kulturschaffenden nicht mit so viel Kritik an den Sanierungsplänen für das Asamgebäude gerechnet. Vielen ging das Vorhaben, das ganze erste Stockwerk dem Stadtmuseum vorzubehalten, schon zu weit (wir berichteten). Dass in dem Gebäude außer der Tourist-Info auch noch Geschäfte und ein Restaurant unterkommen sollen, findet ebenfalls keine Zustimmung. Helma Diez vom Kulturverein "Modern Studio" fürchtet gar, der neue Freisinger "Kulturtempel" könnte zu einem Gemischtwarenladen verkommen. Da sei "alles unter einem Dach". "Ich bin jedenfalls vom Plan enttäuscht", stellte sie klar. In Freising fehle ein klares Bekenntnis, eine alte Kultur-, Schul- und Universitätsstadt zu sein. "Das ist alles Klein-Klein."

Eva Bönig und Oberbürgermeister Dieter Thalhammer verteidigten das Sanierungskonzept. "Die Tourist-Info ist bisher nicht repräsentativ", sagte die SPD-Stadträtin. Ihr müsse mehr Raum gegeben werden, um den Wünschen der Besucher besser nachkommen zu können. "Vier Läden für den Einzelhandel sind nicht zu viel", wandte Oberbürgermeister Thalhammer ein. Ein Restaurantbetrieb im Erdgeschoss sei für die Bewirtung ebenfalls notwendig. Thalhammer und Eva Bönig betonten, dass die Stadt auf die Einnahmen angewiesen sei. Letztere zeigt zwar Verständnis für die Bedenken aus der Kulturszene, gab aber zu bedenken: "Die Sanierung kostet ja auch etwas." Und auf die Mieten der Geschäfte "in der 1-A-Lage" sorgten für Einnahmen.

Manche Wünsche bleiben aufgrund von Sachzwängen unerfüllt. Gabriele Pfefferkorn kann sich eine Überdachung für den Asam-Innenhof vorstellen. Helma Dietz griff die Idee begeistert auf. Ihr würde eine Glaskonstruktion als Überdachung zusagen. Der dabei entstehende Raum sei beispielsweise für kleinere Veranstaltung nutzbar und habe "Touch und Flair". OB Thalhammer musste den Enthusiasmus dämpfen. Eine Überdachung sei aus Gründen des Brandschutzes nicht möglich und versperre auch Rettungswege. Dass trotz mancher Vorbehalte Kunst und Kommerz Hand in Hand gehen müssen, sieht Narrhalla-Präsident Max Riemensperger. Es sei wichtig, auch Veranstaltungen nach Freising zu holen, die auch wirtschaftlich gesehen interessant seien. Auch auf die Gefahr hin, dass sie mancher Kulturschaffende als "Banausen-Veranstaltung" bezeichnen könnte. Riemensperger regte überdies an, die Veranstaltungen besser zu koordinieren. Oft käme es zu Überschneidungen und ungewollter Konkurrenz.

Riemensperger wünscht sich deshalb eine stärkere Nutzung technischer Möglichkeiten, damit sich die Veranstalter nicht zu sehr ins Gehege kommen. Die Konstruktion eines solchen Netzwerkes ist eine der Aufgaben, die der neue Kulturamtsleiter "als Marschgepäck" mitbekommt. 40 Bewerber gibt es auf diese Stelle. "Respektabel", findet Weinzierl. Nicht so Andrea Lamest, Leiterin des Künstlerhauses am Schafhof. "Ich finde das erschütternd", erwiderte sie. Normalerweise müsse es auf eine solche Stelle mindestens 200 Bewerber geben.

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