Umweltschutz:Energiefressendes Recycling

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Kunden sollten Mehrwegverpackungen vorziehen, sowohl bei Glas- als auch bei Plastikflaschen. (Foto: imago)

Manche Pfandflaschen aus Plastik werden ausgewaschen und neu aufgefüllt, andere werden gleich vernichtet, auch wenn sie nur ein Mal benutzt worden sind. Die Gewerkschaft NGG fordert hier ein Umdenken

Von Nadja Tausche, Freising

Pfand ist nicht gleich Pfand: Manche der Pfandflaschen aus Plastik werden ausgewaschen und neu aufgefüllt, andere nach einem Mal Benutzen vernichtet. Gegen Zweiteres will jetzt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) vorgehen: "Einwegflaschen und Dosen, auf die es 25 Cent Pfand gibt, werden nach der ersten Benutzung geschreddert und gehen ins energiefressende Recycling", schreibt die Gewerkschaft in einer Mitteilung. Die Gewerkschaft fordert Getränkehersteller und Supermärkte deshalb auf, stärker auf wiederverwendbare Flaschen zu setzen. Damit schone man nicht nur die Umwelt, sondern stärke gleichzeitig die Arbeitsplätze in der Region, erklärt Regionalgeschäftsführer Georg Schneider: Mehrwegflaschen müssten schließlich intensiver behandelt werden.

Geben Kunden ihre Flaschen zurück, gehen Getränkemärkte bei Ein- und Mehrwegflaschen unterschiedlich vor. Der Getränkemarkt Fleischmann mit Filialen unter anderem in Freising und Neufahrn sammelt Einwegflaschen in Säcken: Wer die Flaschen in Umlauf bringe, müsse sie auch zurücknehmen, erklärt Gesellschafterin Eva Gottinger. "Da kommen schon ein paar Säcke pro Woche zusammen." Die gibt der Getränkemarkt an den Großhändler zurück, der die Flaschen recycelt. Bei den Mehrwegflaschen dagegen tausche man die Kisten mit leeren Flaschen gegen die mit vollen. Die Lieferfirma wasche die Flaschen dann aus und befülle sie neu.

Bei Fleischmann bestehe das Sortiment zum größten Teil aus Mehrwegflaschen, so Gottinger. Man arbeite vor allem mit regionalen Betrieben zusammen: "Die setzen auf Mehrweg." Discounter böten im Gegensatz dazu oft hauptsächlich Einwegflaschen an. Neben dem hohen Energieverbrauch beim Recyceln ist das Problem, dass die Einwegflaschen oft in einer Folie verpackt sind, die sie zusammenhält. Das bedeutet zusätzliches Plastik.

Der Verbraucher bemerkt den Unterschied zwischen Ein- und Mehrweg durch ein Zeichen auf der Verpackung. Zusätzlich gilt seit Januar 2019 das neue Verpackungsgesetz. Damit hat der Bund die Mindest-Recyclingquoten erhöht und auch den Online-Handel miteinbezogen. Außerdem müssen im Handel Ein- und Mehrwegflaschen jetzt deutlich gekennzeichnet werden - auch im Online-Versandhandel.

In den Filialen von Fleischmann kleben seitdem Schilder unter jeder Saftschorle und jedem Bier, die auf die Verpackung hinweisen. Gottinger sagt zwar: "Ich glaube nicht, dass man die Kunden so bekehren kann." Andererseits sei es ein häufiger Trugschluss, dass recycelte Flaschen automatisch gut für die Umwelt seien, gegen den man etwas unternehmen müsse.

Für Johannes Hofmann von der Abfallwirtschaft des Landkreises ist klar: Kunden sollten Mehrwegverpackungen vorziehen, sowohl bei Glas- als auch bei Plastikflaschen. Zwar werde auch beim Auswaschen der Flaschen Energie gebraucht und Wasser mit Spüllauge verunreinigt. Allerdings passiere das nur alle zehn bis 20 Mal: Erst dann würden zum Beispiel Mehrwegflaschen aus Glas eingeschmolzen. Einwegflaschen aus Glas oder Plastik zu kaufen vergleicht Hofmann mit einer Kaffeetasse, die man morgens einschmelze, statt sie abzuspülen - das gelte sowohl für Einwegflaschen mit als auch für die ohne Pfand.

© SZ vom 27.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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