Süddeutsche Zeitung

Umweltschutz:Die Frau, die keinen Müll macht

Lesezeit: 3 min

Von Alexandra Vettori, Freising

Kaum zu glauben, dass der Vorsatz, wenig bis keinen Müll zu produzieren, so viel Staub aufwirbelt. Doch Manuela Gaßner aus Freising erlebt gerade genau das. Natürlich liegt es auch an ihrer Person: Eine sportliche Frau von 36 Jahren, dazu ein authentischer bayerischer Akzent, Mutter dreier Kinder im Alter von zehn, acht und drei Jahren, Doktorin der Agrarwissenschaften - und Bloggerin im Dienste der Müllvermeidung. Demnächst wird sie auch einen Müll-Ratgeber für Freising herausgeben.

Begonnen hat die Anti-Müll-Geschichte vor drei Jahren mit dem Gelben Sack, in den der brave Bürger seinen Verpackungsmüll aus Plastik und Aluminium steckt. "Das hat mich so aufgeregt, der ganze Müll", erzählt Manuela Gaßner in ihrer lebhaften Art mit blitzenden Augen. Erst habe sie dann alles im Laden gelassen, doch auch das war keine wirkliche Befriedigung. Dann kam ein Umzug, und da wurde mir erst so richtig bewusst: "Was habe ich alles, doppelt und dreifach und wie viel davon brauche ich gar nicht", beschreibt sie ihre Gedanken. Was folgte, war ein kräftiges Ausmisten der heimischen Wohnung, danach habe sie sich immer eingehender mit der Müllproblematik beschäftigt.

Nun ist Manuela Gaßner eine Frau mit viel Energie. Zuerst hat sie in Freising Gartenbau an der Fachhochschule studiert, hängte dann noch einen Master der Gartenbauwissenschaften an der Technischen Universität dran, sie studierte unter anderem in Venezuela und Budapest. Dazwischen kamen die Kinder, das dritte zwischen der Abgabe der Doktorarbeit und dem Rigorosum, als Mama die Prüfung bestand, war das Baby sechs Wochen alt. Umweltbewusst war Manuela Gaßner schon damals, "das hat viel mit Respekt und Wertschätzung zu tun und damit, dass die meisten Umweltprobleme durch unseren billigen Konsum entstehen. Denn billig, das hat schon seinen Preis."

Flüssigseife ist gestrichen, Reis kommt im 18-Kilo-Sack

Inzwischen hat Manuela Gaßner in Sachen Abfallvermeidung das Gröbste geschafft. "Es kommt schon vor, dass ich was Verpacktes kaufe, zero waste ist utopisch, wir sind fünf Leute daheim, und ich sammle meinen Müll auch nicht im Einmachglas", sagt sie und lacht - humorvoll und undogmatisch, das kann man auch als Müllvermeiderin sein. Das Einfachste und Wichtigste seien die täglichen Lebensmittel. Ganz oben steht da die Biokiste, die sie jeden Dienstag ins Haus geliefert bekommt. Flüssigseife in der Plastikflasche ist gestrichen, im Privathaushalt seien derlei hygienische Maßstäbe ohnehin unnötig, sagt sie.

Reis wird im 18-Kilo-Sack gekauft, zum Haarewaschen gibt es Haarseife. Eines wird Manuela Gaßner nicht müde zu betonen: "Schnell, gut und billig geht einfach nicht zusammen, nirgends." Wolle man müllarm und billig wirtschaften, müsse man Produkte selbst herstellen. "Ich mache viel selbst, aber wenn ich keine Zeit habe, kaufe ich auch." Waschmittel etwa sei leicht herzustellen aus Kernseife und Waschsoda, die Erfolge seien durchschlagend, und, fügt sie hinzu, "bei der Kleidung von fünf Leuten ist es absolut günstig".

Nach der Doktorarbeit wollte sie weiterschreiben, so kam die Idee für den Blog

Die Idee, einen Blog zu verfassen, kam ihr schon früh: "Ich hatte die Doktorarbeit fertig und wollte weiter schreiben und recherchieren", erzählt sie. Derzeit arbeitet sie eher auf Instagram und Facebook, weil der Abfallratgeber viel Zeit verschlingt, grundlegende Informationen und Tipps gibt es aber auch auf ihrer Homepage unter www.einfachzerowasteleben.de. Alle Alltagsbereiche versuche sie abzudecken, als neues Feld habe sich das Haustier aufgetan.

Denn Manuela Gaßner steht auch der Plastikmüll-Fastengruppe zur Seite, die derzeit am katholischen Kreisbildungswerk in Freising tätig ist, und da sei das Problem der Futterdosen und -tüten aufgetaucht. Die aktuellen Informationen werden auch in den Müll-Ratgeber einfließen, den sie bis zum Frühsommer fertig haben möchte.

Das Schöne, sagt Manuela Gaßner, "ist, dass Müllvermeidung und Umweltbelange gerade hipp und modern werden". Obwohl sie sich selbst als bodenständigen Menschen sieht, der nicht jedem Trend folgt, hat sie damit nicht das geringste Problem: "Wenn es als Lifestyle bezeichnet wird oder zero waste - und das Ergebnis ist weniger Müll, ist mir das recht."

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Quelle:
SZ vom 08.03.2018
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