Umfahrung B 301:Für den Schutz der Natur

Umfahrung B 301: Die Gegner der neuen B 301-Umfahrung fürchten vor allem um die liebliche Landschaft um Rudelzhausen.

Die Gegner der neuen B 301-Umfahrung fürchten vor allem um die liebliche Landschaft um Rudelzhausen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Gegner der geplanten Umfahrung von Rudelzhausen wollen bei einem Bürgerbegehren klären lassen, ob die Realisierung des Projekts fortgesetzt wird. Am 24. September soll abgestimmt werden

Von Peter Becker, Rudelzhausen

"Soll die Gemeinde Rudelzhausen die Realisierung der Umgehungsstraße fortsetzen?" Mit dieser Frage will die Bürgerinitiative "B 301 Zeit für Vernunft" am Sonntag, 24. September, die Gemeindebürger konfrontieren. Diese können dann mit "Ja" oder "Nein" antworten. Das Bürgerbegehren würde, sofern es denn zugelassen wird, zeitgleich zu den Bundestagswahlen stattfinden. Eine hohe Beteiligung wäre damit garantiert. Für die Zulassung wären 250 Unterschriften notwendig. "Wir haben 700", gab Petra Linseisen von der Bürgerinitiative am Donnerstagabend während einer Informationsveranstaltung in Tegernbach bekannt. "Das ist fast das Dreifache." Die Unterschriften werden jetzt von einer Person aus der Rathausverwaltung auf ihrer Richtigkeit hin überprüft. Diese ist zum Stillschweigen verpflichtet.

Die Befürworter einer Umfahrung der Bundesstraße B 301 finden es unfair, dass das Bürgerbegehren mit dem Naturschutz verknüpft ist. "Damit kriegst Du jeden", kritisierte Gemeinderätin Antonie Hagl. Sie, ihr Mann Walter und andere Befürworter der Umgehung, fürchten, dass ihren Kindern "die Zukunft genommen wird". Denn die Ortsumfahrung steht zwar im vorrangigen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans drin, mit dem Beginn der Planungen dazu ist aber nach Auskunft des Staatlichen Hochbauamts erst gegen das Jahr 2030 zu rechnen. Ein Ausgang des Bürgerbegehrens zugunsten der Gegner könnte dazu führen, dass die Planungen ins Stocken gerieten oder gar eingestellt würden. Dann hätten ihre Kinder und Enkel dereinst unter dem weiter zunehmenden Verkehr auf der Bundesstraße zu leiden.

Georg Brunner, einer der Sprecher der Bürgerinitiative, hatte zu Beginn der Veranstaltung die Kritik an der geplanten Umfahrung aus Sicht der Gegner erneuert. Sie zerstöre Natur und Kulturlandschaften, schneide den Landwirten Zufahrten zu ihren Feldern und Wiesen ab. Die Zahlen, aufgrund derer ein Ingenieurbüro in Berlin den Bedarf errechnet habe, beruhten auf falschen Grundlagen.

Christian Magerl, Landtagsabgeordneter der Grünen, unterstützt die Bürgerinitiative in ihrem Widerstand gegen die Umgehungsstraße aus Gründen des Naturschutzes. Er wundert sich darüber, welche Entwicklung die B 301 genommen hat. Die einstige Regionalstraße mutiere zu einer großen Umgehungsstraße des Großraums München. Sie reicht von der Autobahn A 93 über die Hallertau nach Freising, kreuzt die A 92 und mündet bei Ismaning in die A 99. Als Nordostumfahrung von Freising soll sie bei Marzling vierspurig ausgebaut werden, wobei sie die Isarauen durchschneidet. Dagegen kündigt Christian Magerl aber Widerstand an.

Der Landtagsabgeordnete verwies auf den Flächenverbrauch, der bei der sieben Kilometer langen Umgehungstrasse 20 Hektar beträgt. Magerl bezeichnete die Planung für die Ortsumfahrung als "zweifelhaft". Die Umgehung stellt seiner Ansicht nach "eine Todesfalle für Tiere" da. Insbesondere beeinträchtige sie den Lebensraum von Vögeln und Amphibien.

Gemeinderat Hans Neumaier stört sich daran, dass die Trasse durch das Abenstal verlaufen soll, obwohl er Befürworter einer Umfahrung ist. In keinem Fall will er eine "Umfahrung für Niederbayern" bauen. Im Norden beginnt diese nämlich bei Puttenhausen, das zum benachbarten Regierungsbezirk gehört. Das Abenstal ist im Übrigen Hochwassergebiet.

Walter Hagl sind die "Frösche von Magerl" einerlei. Die höre man bei dem Straßenlärm ohnehin nicht mehr. Er sieht die Zukunft von Rudelzhausen so, dass dort künftig immer mehr Menschen hinziehen würden. "Ob wir wollen oder nicht". Er sei selbst kein Freund davon, alles zuzubauen. Doch der Baugrund in Rudelzhausen sei günstiger als in den benachbarten Großstädten, in denen die Arbeitsplätze seien. Deshalb werde seiner Meinung nach der Verkehr extrem zunehmen.

Gemeinderat Edwin Lambert wundert sich, dass jetzt der Widerstand gegen die Umgehung so massiv geworden sei, obwohl es seit 1990 immer wieder Beschlüsse dazu gegeben habe. "Hinter verschlossenen Türen", wie Gegner der Umfahrung monieren. Zwei junge Rudelzhausenerinnen wünschen sich eine bessere Anbindung der Ortsteile durch den Nahverkehr. Dann könnten sie ohne Auto zu ihren Arbeitsplätzen in München gelangen.

Laut Brunner könnte die Maut für Lastwagen auf Bundesstraßen vom kommenden Jahr an dazu beitragen, dass die Belastung auf der B 301 abnimmt. Das Verkehrsaufkommen hätte man ein Jahr beobachten können, meinte Hagl. Dann hätte man zu einem späteren Zeitpunkt ein Bürgerbegehren starten können. Oder dies ganz der nächsten Generation anheim stellen.

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