Süddeutsche Zeitung

Uhu und wütende Bürger:Aus für Windrad im Enghauser Holz

Die Betreibergesellschaft zieht den Bauantrag für die Windkraftanlage in der Gemeinde Gammelsdorf zurück. Ausschlaggebend dafür sind der große Widerstand in der Bevölkerung und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen

Von Katharina Aurich, Gammelsdorf

Zuerst war es der Uhu und dann wütende Bürger, die nach sieben Jahren der Auseinandersetzung zum endgültigen Aus für ein Windrad im Enghauser Holz in der Gemeinde Gammelsdorf geführt haben. Die Firma Energiebauern hatte gemeinsam mit dem Grundstückseigentümer geplant, eine 186 Meter hohe Anlage zur Stromgewinnung aus Windenergie zu bauen. Dafür gründete sie die Betreibergesellschaft "Windkraft Enghausen", an der sich auch Bürger hätten beteiligen können. Jetzt zog das Unternehmen den Bauantrag beim Landratsamt Freising zurück, wie Firmenchef Florian Bichler der SZ bestätigte.

Bichler nennt mehrere Gründe für diese Entscheidung, ausschlaggebend sei jedoch, dass es in der Gemeinde erheblichen Widerstand gegen die Anlage gebe. Dies hatte auch Gammelsdorfs Bürgermeister Paul Bauer (Überparteiliche Wählergruppe) nochmals in einem Gespräch mit Bichler betont. Bauer stehe zwar zu seiner ursprünglichen Haltung für das Windrad, er habe jedoch große Bedenken, das Vorhaben gegen den Widerstand eines Teils der Bevölkerung zu verwirklichen. Gegen den Bau sprächen inzwischen auch veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen für die Windenergie, man hätte wohl zwei Anlagen bauen müssen, um rentabel zu sein, sagte Bichler, dessen Firma Energiebauern überwiegend Fotovoltaikanlagen errichtet. Die Windenergie spiele bei den Projekten des Unternehmens nur eine kleine Rolle. Dazu komme, dass sich die rechtlichen Vorgaben 2016 mit dem novellierten Windkrafterlass geändert und das artenschutzrechtliche Gutachten, das für die Großvögel erstellt worden war, vollständig hätte erneuert werden müssen. Aus diesen Gründen nehme man den Verlust der 60 000 Euro in Kauf, die die Firma bisher in das Projekt investiert habe.

Damit sind nun die siebenjährigen Auseinandersetzungen zu Ende, die zur Gründung einer Bürgerinitiative gegen das Windrad und in der Gemeinde für viel böses Blut gesorgt hatten. Bereits 2011 hatte das Unternehmen den Bauantrag für die Anlage beim Landratsamt Freising eingereicht. Damals lebten jedoch streng geschützte Uhus in der Nähe des gewählten Standortes in einer Grube und verhinderten die Genehmigung, da das Windrad die großen, nachtaktiven Vögel gefährdet hätte. Nach der Verfüllung der Grube allerdings gab es dort keine Uhus mehr. Die Gammelsdorfer Gemeinderäte stimmten im Mai 2016 dem Vorhaben zu, das auch nicht unter die seit 2014 gültige 10-H-Regelung fällt, nach der die Entfernung zur nächsten Bebauung dem Zehnfachen der Höhe des Windrads entsprechen muss.

Deshalb sah es im Frühsommer 2016 gut aus für das Projekt und auch die Verwaltung schätzte damals, dass es zum Jahresende in Betrieb gehen könnte, wie der Geschäftsstellenleiter der Verwaltung, Ernst Neuhauser, sagte. Doch die Stimmung in der Gemeinde schlug um, während einer Sondersitzung des Gemeinderats im Juli, bei der es nach Aussagen von Beteiligten zu tumultartigen Szenen gekommen war, stimmte der Gemeinderat mehrheitlich gegen den Bau des Windrades. Der Gründer der Bürgerinitiative, Andreas Weideneder, der 750 Meter vom geplanten Standort entfernt wohnt, hatte von Bürgermeister Bauer in der Sitzung Rederecht erhalten und offensichtlich die Mehrheit der Gemeinderäte umgestimmt.

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Quelle:
SZ vom 29.03.2018
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