Überraschung bei der Rechnungsprüfung:Budenzauber ohne Verluste

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Kulturverein "Plus" zahlt mit Verspätung bereits gewährte Vorschüsse der Stadt für den "Freisinger Advent" zurück

Kerstin Vogel und Johann Kirchberger

- Der Weihnachtsmarkt "Freisinger Advent" arbeitet seit der Übernahme durch den Kulturverein "Prima leben und stereo" (Plus) im Jahr 2010 kostendeckend - anders als von vielen, einschließlich Plus selbst, prophezeit. Für die Stadt Freising bedeutet das, dass sie um die Verlustübernahme für den Markt herumkommt und damit insgesamt 35 000 Euro spart. Am vergangenen Wochenende sind ihr deshalb 12 500 Euro überwiesen worden - die Rückzahlung von Vorschüssen, die Plus wegen des erwarteten Defizits bereits erhalten hatte. Reinhard Fiedler, Plus-Chef und Stadtrat der Freisinger Mitte, kann nun darauf hoffen, dass damit auch die Kritiker verstummen, die sich am Finanzgebaren seines Kulturvereins gestört hatten.

Zuletzt waren im Herbst im Hauptausschuss die immer noch fehlenden Schlussrechnungen für den "Freisinger Advent" in den vergangenen beiden Jahren angemahnt worden. Die sind deshalb von Bedeutung, weil die Stadt den Plus-Machern 2010 eben eine Verlustübernahme zugesichert hatte, mit der auch Vorschüsse verbunden waren. Weil man unter anderem in neue Buden, Stromleitungen sowie beheizte Wasser- und Abwasserschläuche habe investieren müssen, habe man erwartet, zumindest in den ersten Jahren ein ordentliches Minus einzufahren, schildert Fiedler. Man einigte sich mit der Stadt im Hauptausschuss deshalb darauf, dass diese im ersten Jahr bis zu 15 000 Euro an eventuellen Verlusten übernehmen würde, in den beiden folgenden Jahren sollten es dann je 10 000 Euro sein.

Wie Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher bestätigt, wurde dem Verein dann, "damit der arbeiten kann", 2010 ein Vorschuss von 7500 Euro gewährt. 2011 waren es 5000 Euro, jeweils die Hälfte der insgesamt erwarteten Verlustübernahme also. Spätestens mit der Auszahlung dieser Summen aber war klar, dass der Kulturverein Plus dem Rechnungsprüfungsamt der Stadt würde nachweisen müssen, dass tatsächlich Defizite zu beklagen waren.

Die aber gibt es nicht, wie sich laut Fiedler am vergangenen Donnerstag bei einem letzten Gespräch mit den Rechnungsprüfern gezeigt hat. Plus habe mit seinem ersten "Freisinger Advent" weder Gewinne noch Verluste gemacht, so Fiedler: "Das kam etwa bei Null raus." 2011 habe man dann mit rund 2000 Euro sogar einen kleinen Gewinn erzielt. Nachdem dies festgestanden ist, habe er sofort die Rückzahlung der Vorschüsse veranlasst.

Dass das alles ein wenig spät gewesen sein mag, räumt Fiedler ein, auch, dass es vielleicht nicht üblich sei, beide Veranstaltungen gemeinsam abzurechnen. Ansonsten ist er sich jedoch keiner Schuld bewusst. Er habe dem Rechnungsprüfungsamt alle Rechnungen und Belege sowie sämtliche Kontoauszüge aus beiden Jahren vorgelegt - "mehr als ich eigentlich müsste". Er habe sehr viele Fragen beantworten müssen und die Prüfung habe sehr lang gedauert - auch, weil bei manchem Posten auf den Kontoauszügen nicht gleich ersichtlich gewesen sei, zu welcher Plus-Veranstaltung er gehöre. Der Kulturverein organisiert unter anderem auch das Open Air-Festival am Vöttinger Weiher.

Dass es ein ziemliches Hin und Her um die Abrechnung des Weihnachtsmarktes gegeben habe, bestätigt Oberbürgermeister Eschenbacher - und auch, dass es am Anfang offene Fragen zu den Abrechnungen gegeben habe. Er habe jedoch sowohl zu der Zeit, als er selbst noch Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses gewesen sei, als auch nach seinem Wechsel ins Amt des Oberbürgermeisters stets verlangt, die angeblichen Verluste des Weihnachtsmarktes "nachvollziehbar" nachzuweisen. Der Hauptausschuss habe Fiedler und Plus dann im Herbst eine letzte Frist gesetzt, den Nachweis zu erbringen - oder eben den Vorschuss zurückzuzahlen.

Letzteres ist mit der 12 500 Euro-Überweisung vom Wochenende nun geschehen - und der Kulturverein hat dem Oberbürgermeister auch schon mitgeteilt, dass man für 2012 ebenfalls auf alle Zuschüsse verzichten werde: Man könne bereits abschätzen, dass der Weihnachtsmarkt heuer ähnlich gut laufe wie in den Vorjahren.

Auch eine lebende Krippe gehört zu den Attraktionen des "Freisinger Advent". (Foto: Marco Einfeldt)
© SZ vom 14.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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