U-Bahn-Verlängerung:Der Landkreis will weiter Druck machen

Schienenersatzverkehr U6

Der Landkreis Freising will bei der Verlängerung der U6 von Garching nach Neufahrn nicht locker lassen.

(Foto: Sonja Marzoner)

Obwohl eine Studie ergeben hatte, dass sich die Verlängerung der Linie U6 von Garching nach Neufahrn finanziell nicht rentieren würde, mag der Landkreis Freising bei diesem Thema nicht nachlassen.

Von Peter Becker, Freising

Die Anweisung der bayerischen Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) war deutlich: "Der U-Bahnlückenschluss soll nicht hinterfragt werden." Gemeint ist damit die Verlängerung der Linie U 6 von Garching hinein in den Landkreis Freising. Diese Anweisung hatte die Ministerin Landrat Helmut Petz (FW) zukommen lassen. Der gab sich während der Pressekonferenz zum Jahreswechsel kämpferisch. "Wir tun es doch!" Obwohl eine Studie ergeben hatte, dass sich die Verlängerung der Linie finanziell nicht rentieren würde.

Ähnlich widerborstig gibt sich die FDP im Landkreis Freising. "Die Kommunalpolitiker werden nicht locker lassen und dem neuen Bundesverkehrsminister Volker Wissing ihr Schreiben vorlegen", verspricht FDP-Kreisrat Tobias Weiskopf: "Den guten Draht zu Wissing werden wir nutzen. Mal sehen wie ernst ein FDP-Minister das Anliegen nimm," heißt es in einer Stellungnahme zu der Direktive. Die Absage von Verkehrsministerin Schreyer an die U-Bahn-Verlängerung sei eine herbe Enttäuschung.

Wer die Verkehrswende wirklich wolle, sollte ein solches Projekt nicht ablehnen

Der Lückenschluss zwischen U 6 und der S-Bahn sei ein Projekt, von dem nicht nur der Landkreis Freising profitiere. "Steigende Verkehrsbelastungen in der Region, zunehmender Siedlungsdruck, Flughafen und TU-Standort - die Notwendigkeit liegt auf der Hand", schreibt Weiskopf. Wolle man die Wende vom Individualverkehr hin zum Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) schaffen, dann gehörten Projekte wie die U6-Verlängerung nach Neufahrn ganz oben auf die Agenda.

Weiskopf erinnert daran, dass im Dezember 2020 einige Kommunalpolitiker und Kommunalpolitikerinnen einen Brief an den damaligen Verkehrsminister Andreas Scheuer geschrieben hatten. In dem beklagten sie die veralteten Bewertungskriterien, nach denen ihrer Ansicht nach die Beurteilung der U 6-Verlängerung negativ ausgefallen ist. "Eine Antwort ist bis heute ausstehend", klagt Weiskopf. Auch ein Versuch, über den Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer (CSU) Kontakt zum Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) aufzunehmen, schlug fehl. Die FDP zweifelt daher an der Richtigkeit des CSU-Slogans "Näher am Menschen". Eher habe man das Gefühl, die Christsozialen entfernten sich immer mehr von den Bürgerinnen und Bürgern.

Auch im zweiten Coronajahr waren die Fahrgastzahlen rückläufig

Laut Jahresbericht des Landratsamts sind die Fahrgastzahlen im ÖPNV im zweiten Coronajahr weiter zurückgegangen. Das sehr positive Passagieraufkommen aus dem Jahr 2019 sei noch in weiter Ferne. Der Landkreis Freising habe auch 2021 den ÖPNV-Rettungsschirm von Bund und Ländern in Anspruch genommen, um dadurch Einnahmeverluste in weiten Teilen auszugleichen. Bei einigen Linien der Regionalbusse des Münchner Verkehrsverbunds (MVV) hat der Landkreis Fahrpläne und Strecken optimiert. In einigen steht das so genannte BayernWlan kostenlos zur Verfügung.

Der Landkreis Freising hat im vergangenen Jahr sechs neue Linien in Betrieb genommen. Die wohl wichtigste davon ist die Expressbuslinie X660. Sie verbindet seit Oktober 2021 die Forschungszentren in Weihenstephan und Garching im 40-Minuten-Takt. Mit der kurzen Fahrzeit von einer halben Stunde bietet sie einen attraktiven Anschluss an die U-Bahn in Garching. "Das Angebot wird sehr gut angenommen", bilanziert das Freisinger Landratsamt.

Neue Buslinien und Haltestellen

Ähnlich verhält es sich mit dem "Radlbus", der Linie 6030, die in der warmen Jahreszeit zwischen Freising und Mainburg verkehrt. Der Bus nimmt auf einem Anhänger Fahrräder mit, so dass Radtouren durch den Kelheimer Landkreis bis Regensburg möglich sind. Landrat Petz gab zum Ende des Jahres bekannt, dass in der Saison zusätzliche Zwischenstopps in Erlau, Attenkirchen und Rudelzhausen eingeplant sind.

Wenn die Ortsdurchfahrt von Au fertiggestellt ist, dann ist in der Marktgemeinde auch ein Halt vorgesehen. Neben der neu geschaffenen Expressbuslinie X660 hat der Landkreis Freising zur Verbesserung der Busverbindungen im Landkreis im Jahr 2021 zusätzlich Mittel in Höhe von mehr als 230 000 Euro investiert.

Zur SZ-Startseite
PantherMedia 23032131

SZ PlusMobilität von morgen
:Raus aus dem Stau

Die Verkehrswende wird nicht einfach - aber vor allem in den Städten ließe sich viel bewegen. Ein Überblick über all das, was möglich wäre.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: