Hochschulen in Freising:Neues Studienangebot für Pferdeliebhaber

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Für Pferdeliebhaber gibt es im Agrarstudium an der TUM ein neues Wahlmodul. (Foto: Christian Endt)

Im Agrarstudium an der TUM gibt es jetzt das Wahlmodul Pferdewissenschaften. Professorin Julia Steinhoff-Wagner will damit eine weitere Zielgruppe ansprechen und erhofft sich Impulse für mehr Tierwohl.

Von Petra Schnirch, Freising

Für Pferdeinteressierte erweitert die TU München (TUM) ihr Studienangebot in den Agrarwissenschaften. Das Wahlmodul Pferdewissenschaften vermittelt spezifische Kenntnisse und richtet sich an Studierende mit einer Leidenschaft für Pferde. Diese Liebe teilen sie mit Dozentin Silvia Wein und Julia Steinhoff-Wagner, die an der TUM in Weihenstephan die Professur für Tierernährung und Metabolismus leitet und das neue Modul initiiert hat.

Die Bandbreite der Themen ist groß, sie reicht von der Pferdeernährung und der Anatomie des Verdauungssystems bis zu Pferdezucht und Sport sowie Tierschutzstandards. Auch praktische Einblicke stehen laut TUM auf dem Plan. Bei einer Exkursion zum Haupt- und Landgestüt Marbach lernen die Studierenden die Hengsthaltung und Besamungstechniken kennen. Expertinnen und Experten bringen in Gastvorlesungen verschiedene Perspektiven ein, etwa aus der Pferdezucht. Die Vorlesung behandelt zudem Aspekte mit hoher Praxisrelevanz, etwa die Hufgesundheit.

Grundidee sei, „eine weitere Zielgruppe an potenziellen Studierenden mit Branchenkenntnis zum Studium der Agrarwissenschaften zu gewinnen“, erklärt Julia Steinhoff-Wagner. Die meisten Pferdemenschen hätten im Bereich der Fütterung und Haltung einige Erfahrungen und Vorwissen. Agrarwissenschaften seien systemrelevant, denn Lebens- und Futtermittel würden immer gebraucht. „Sind zu wenig Multiplikatoren und Berufsschullehrer da, wer soll dann die Landwirte an der Basis aus- und weiterbilden?“, fragt sie. „Wir versuchen mit vielen verschiedenen Maßnahmen aktiv diesem beginnenden Fachkräftemangel im akademischen Agrarbereich entgegenzuwirken – eine davon ist, das Angebot so attraktiv wie möglich zu gestalten.“

Durch den täglichen Kontakt mit einem Einzeltier und der Beschäftigung mit seinem Wohlergehen hätten „Pferdemenschen einen unglaublichen Erfahrungsschatz, der auch in den anderen Tierhaltungen zu mehr Tierwohl führen könnte“. Dafür brauche es Ideen von Experten, die einen „Blick“ für das Einzeltier haben.

Beruflich liegt der Fokus von Professorin Julia Steinhoff-Wagner, hier im Kuhstall am Veitshof der TUM, vor allem bei Nutztieren wie Rindern und Schweinen. (Foto: Marco Einfeldt)

Julia Steinhoff-Wagner, Jahrgang 1982, ist selbst einer dieser Pferdemenschen. Bereits als kleines Kind saß sie im Sattel. Seit mehr als 20 Jahren hat sie die Trainerlizenz für Reiten als Leistungssport des Deutschen Olympischen Sportbundes. Unterricht gebe sie derzeit aber keinen, erzählt sie, dazu fehle ihr die Zeit. Früher aber sei sie sehr aktiv gewesen, beim Voltigieren, als Jungzüchterin, Reiterin und Trainerin. Als Jugendwart brachte sie Vierkampf-Teams bis zu den Landesmeisterschaften und während eines längeren USA-Aufenthalts qualifizierte sie sich selbst bis zu den New Mexico State Championships. Mit der Geburt ihrer drei Kinder fehlte ihr dann die Zeit dafür und auch die Beweglichkeit, wie sie sagt. Noch immer aber engagiert sich Steinhoff-Wagner ehrenamtlich in der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft um das Pferd. Zur Familie gehört seit 2005 eine braune Reitponystute.

Der Fokus in Forschung und Lehre gilt in erster Linie Nutztieren wie Rindern und Schweinen. Pferdemädels seien in ihrer Studienzeit in den Agrarwissenschaften immer eher belächelt worden, erzählt die Agrarwissenschaftlerin. Deshalb habe sie ihr privates Interesse für Pferde von ihrem beruflichen Schwerpunkt getrennt. Forschung werde heutzutage am „Impact“ gemessen, das heißt, wie oft man in wissenschaftlichen Fachzeitschriften zitiert wird.

Dort zählten Nutztiere insgesamt schon wenig, „aber Pferdeforschung noch viel weniger“, schildert Steinhoff-Wagner. Trotzdem hätten sich immer wieder Überschneidungen ergeben. So trainierte sie in Dummerstorf die Forschungsstutenquadrille. In ihrer Elternzeit verfasste sie eine wissenschaftliche Publikation zum Scheren von Pferden und betreute in Bonn einige Abschlussarbeiten zu Pferdethemen. Seit 2022 ist Steinhoff-Wagner an der TUM in Weihenstephan.

Dozentin Silvia Wein ist Spezialistin für Tierernährung

Viel Erfahrung mit Pferden hat auch Dozentin Silvia Wein. Sie arbeitete als Tierärztin im Bereich der Gynäkologie und Andrologie für Pferde in Großbritannien, auch ihre Dissertation verfasste sie in diesem Fachgebiet. Im Anschluss beschäftigte sie sich mit dem Einfluss der Ernährung auf den Fettstoffwechsel sowie damit verbundenen Erkrankungen und bildete sich zur Fachtierärztin für Tierernährung weiter, wie die TUM mitteilt. Sie habilitierte sich für das Fach Ernährungsphysiologie und untersuchte intensiv die Bioverfügbarkeit sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe, unter anderem bei Pferden.

In dem Wahlmodul wollen die beiden Dozentinnen die Lernziele aus den Grundlagen, zum Beispiel der Tierernährung, am konkreten Beispiel am Pferd anschaulicher machen und Unterschiede im Vergleich mit Schwein oder Rind herausarbeiten. Der Anteil von Pferdeinteressierten ist laut Julia Steinhoff-Wagner hoch, viele andere Universitäten mit Agrarwissenschaften hätten deshalb bereits ein entsprechendes Wahlangebot. Also diene das neue Modul in Weihenstephan „auch der Wettbewerbsfähigkeit um die klügsten Köpfe“.

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