Sport im Lankdreis Freising:"Karatespirit" überall

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Das Karate-Online-Training des SC Eching Karate wird jetzt auch von zwei weiteren deutschen Vereinen mit Begeisterung genutzt.

(Foto: privat)

Ob TSV Neufahrn, VfB Hallbergmoos oder Jahn Freising: Viele Vereine erweisen sich im Corona-Lockdown als ausgesprochen flexibel und haben ihre Online-Angebote ausgebaut und optimiert. Beim SC Eching nutzen sogar andere deutsche Vereine das Zoom-Training mit.

Von Hanna Dittrich

Im Sommer war der Lockdown noch einfacher zu ertragen - die Sonne schien, man konnte Waldspaziergänge unternehmen und gemeinsam draußen Sport treiben. Doch bei dem momentan überwiegend tristen Wetter fällt es oft schwer, die nötige Eigenmotivation zu finden, um sich aufzurappeln und draußen eine Runde im Regen laufen zu gehen. Auch die Unterstützung der Gruppe fällt weg, Fitnessstudios und Sportvereine bleiben geschlossen. Doch was im ersten Lockdown noch oft wie ein heilloses Durcheinander wirkte, geht im zweiten nun schon viel professioneller vonstatten: Vereine wie der VfB Hallbergmoos, der TSV Neufahrn, der TSV Jahn oder die Karateabteilung des SC Eching haben inzwischen Mittel und Wege gefunden, ihren Mitgliedern online zu helfen und sie zum gemeinsamen Sport anzuregen - im Fall des SC Eching sogar weit über das eigene Einzugsgebiet hinaus.

"Wir haben im Frühjahr 2020 mit kleinen vorgedrehten Videos begonnen. Die haben wir dann in WhatsApp-Gruppen an unsere Mitglieder geschickt", erzählt die Abteilungsleiterin für Fitness und Gymnastik im VfB Hallbergmoos, Anni Schäfer. Allerdings sei das sehr aufwendig gewesen und so habe sich schnell die Online-Plattform "Zoom" als Mittel der Wahl etabliert. Die Übungsleiter würden dabei zu Hause verschiedene Übungen vormachen, die von den Teilnehmern der Video-Konferenz angeschaut und selber umgesetzt werden könnten. Das funktioniere sehr gut und die Mitglieder seien begeistert, sagt Schäfer.

Zoom soll nur ein Provisorium bleiben. Man hofft, bald wieder regulär öffnen zu können

"Mittlerweile gibt es 20 Onlineangebote und die werden auch sehr gut genutzt. Allerdings soll Zoom natürlich ein Provisorium bleiben. Wir hoffen, sobald wie möglich wieder regulär öffnen zu können." Das Online-Angebot von beispielsweise Yoga, Rücken-Fit oder Kick-Box-Akrobatik könne aktuell nur von Mitgliedern genutzt werden, wer einmal vorbeischnuppern wolle, sei aber willkommen. Natürlich gebe es auf YouTube und anderen Kanälen auch viele kostenlose Sport-Angebote, weiß Schäfer: "Aber da fehlen der Austausch, die Gespräche und die Interaktion mit den Trainern."

Beim TSV Neufahrn sei vor allem Online-Skigymnastik beliebt, berichtet Birgit Bandle vom Vereinsvorstand. Es würden aber auch Zumba, Turnen und sogar Volleyball angeboten. "Bei den Turnübungen wird sich vor allem auf das Aufwärmen und generelle Bewegung konzentriert. Beim Volleyball-Stream gibt es eine kleine Aufwärmung, Krafttraining mit und ohne Volleyball und Übungen zur Ballgewöhnung wie prellen, werfen, fangen. Das Feedback der Spielerinnen ist durchweg positiv", fasst Bandle zusammen.

Sport im Lankdreis Freising: Das Karate-Onlinetraining des SC Eching Karate wird jetzt auch von zwei weiteren deutschen Vereinen mit Begeisterung genutzt.

Das Karate-Onlinetraining des SC Eching Karate wird jetzt auch von zwei weiteren deutschen Vereinen mit Begeisterung genutzt.

Kontakt halten und eine gute Ausgangslage für die Zeit danach schaffen

Es gehe vor allem darum, während des Lockdowns in Kontakt zu bleiben und somit eine gute Ausgangslage für die Zeit danach zu schaffen. Auch nach Bandles Erfahrung greifen die Sportlerinnen und Sportler des Vereins kaum auf populäre Videos von YouTube zurück, weil sie aus der Anonymität hinaus wollten und den Austausch suchten. Genau das biete ihnen der Verein in dieser Überbrückungszeit.

Auch beim TSV Jahn in Freising ist das Online-Angebot längst ausgebaut worden. Bereits im ersten Lockdown habe man Videos in den Hallen gedreht und veröffentlicht, so Sportkoordinatorin und Trainerin Lena Schneider. Seit Januar dieses Jahres gebe es dazu das über "Zoom" laufende Online-Programm "Fit ins neue Jahr" mit täglich zwei neuen Stunden: "Das Training ist hierbei komplett gemischt und setzt sich aus 25 verschiedenen Sportarten zusammen - es gibt zum Beispiel Yoga, Zumba oder Body-Fit."

Wünschenswert wäre es, über Zoom-Kurse neue Mitglieder zu gewinnen

Theoretisch müsse man dafür nicht einmal Mitglied in dem Verein sein, die Zugangsdaten seien frei zugänglich auf der Website. Dennoch wäre es natürlich wünschenswert, wenn dadurch einige neue Mitglieder gewonnen würden, sagt Schneider. Das Negative etwa an YouTube-Videos ist ihrer Meinung nach, dass viel Zeit damit verschwendet werde, überhaupt erst mal das Richtige zu suchen. Beim TSV Jahn wüssten die über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, was auf sie zukomme und sie könnten sich mit den Übungsleitern austauschen. "Unser Ziel ist es, den Sport wieder ins Leben einzubauen. Deshalb bieten wir auch so viele Kurse zu so vielen verschiedenen Zeiten und sogar am Wochenende an", erklärte Scheider. Außerdem stärke es das Gemeinschaftsgefühl - und je mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer es seien, desto mehr Spaß mache der Sport.

Auch die karatebegeisterten Mitglieder des SC Eching müssen bereits seit Mitte Oktober auf ihre Trainingshalle verzichten. Auch hier lag ein Ausweichen auf Zoom nahe - doch welche Wellen dieses Angebot geschlagen würde, damit hatte wohl keiner gerechnet. Denn inzwischen nutzen bereits zwei weitere deutsche Vereine das Onlinetraining des SC Eching mit - der SKG Gablenberg in Stuttgart sowie der Karateverein Laupheim.

Man kann sich auch in der Pandemie auf alles einstellen, was kommt

Der beim SC Eching für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Gerhard Hroß ist sich sicher: "Das ist definitiv mehr als nur eine Notlösung. Gerade die Öffnung für andere Vereine zeigt, was alles Positives aus dieser Situation gezogen werden kann." Mit nun 40 Schülerinnen und Schülern während eines Trainings könnten die Übungsleiter umgehen, versichert Hroß. Auch bei Präsenzstunden würden die Trainer reihum gehen und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer separat betrachten, das gehe über Zoom ebenso, wenn nicht sogar einfacher. "Natürlich sind Partnerübungen nicht möglich. Aber wir versuchen, viele Übungen für die Gürtelprüfungen einzubauen, so dass unsere Schülerinnen und Schüler darauf optimal vorbereitet werden und sich bei Öffnung der Hallen gleich verbessern können."

Dass Hroß' Verein mit der Situation so gut klarkommt, führt er auch auf einen besonderen Aspekt zurück: "Wir nennen es den Karatespirit. Der beinhaltet, dass man sich auf alles einstellt, was kommt. Das braucht eine hohe Reaktionsfähigkeit und Flexibilität. Deshalb haben wir auch nicht lange überlegt nach Schließung der Hallen sondern gleich mit dem Online-Unterricht gestartet." Natürlich würden man sich über eine erneute Öffnung der Hallen freuen, sagt Hroß, aber momentan seien alle mit den Möglichkeiten zufrieden und blickten positiv in die Zukunft.

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