Süddeutsche Zeitung

Trashtag-Challenge:Freisinger starten private Müllsammelaktion

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Aus einer Facebook-Gruppe heraus haben sich sechs Freisingerinnen und Freisinger am Maifeiertag getroffen, um in den Isarauen Müll einzusammeln. Ihr Motto: "hinsehen, handeln, verändern".

Von Johannes Schmid, Freising

Die "Trashtag-Challenge" aus den sozialen Medien hat offenbar die Stadt Freising erreicht. Bei dieser "Herausforderung" geht es darum, in einem von den Teilnehmern ausgesuchten Gebiet den Müll aufzusammeln und die Aktion mit Bildern zu dokumentieren. In Freising hat die Facebookgruppe "#stopconcealingtheworld" am Maifeiertag so eine private Müllsammelaktion gestartet. Das Motto: "hinsehen, handeln, verändern".

Die Freisinger Organisatorin Lena Kastenhuber setzt sich seit Anfang des Jahres mit der Thematik auseinander: "Ich sah eine Fernsehreportage über das Müllproblem auch außerhalb der Meere. Seit diesem Zeitpunkt sind mir die erheblichen Mengen an Abfall in der unmittelbaren Umgebung bewusst geworden", erklärt sie. Seit Jahren rege sie sich schon über wild entsorgten oder einfach achtlos weggeworfenen Müll auf. Vor kurzem habe sie beschlossen, die Nerven zu schonen, hinzusehen, zu handeln und dabei noch etwas zu verändern. "Seitdem bin ich entspannter", erklärt Kastenhuber ihre Beweggründe.

Die Gruppe entschied sich für das Gebiet entlang der Isar, angefangen am Pendlerparkplatz nahe dem Isardeich. Bei der Absprache mit der Stadt kamen eher unerwartete Gesichtspunkte auf, wie zum Beispiel der Vogelschutz, der von März bis Anfang Oktober beachtet werden muss, weshalb die Gruppe nicht im Unterholz nach Müll suchen durfte. Generell sei die Stadt bei dem Thema jedoch sehr aufgeschlossen gewesen, so Kastenhuber: "Die hätten sogar einen Container bereitgestellt." Anfangs habe man auf dem kompletten Pendlerparkplatz sammeln wollen. Weil dort aber viel Gebüsch sei und sich auch das Ufer der Moosach anschließe, habe man diese Idee erst einmal verschoben und sich mit der Dame von der Stadt darauf geeinigt, "dieses Mal mobil zu sammeln, also das absolut Offensichtliche vom Weg und Wegesrand aufzuheben", so Kastenhuber.

Insgesamt sechs Freisinger haben sich am 1. Mai dann tatsächlich an der Aktion beteiligt und einiges an Müll eingesammelt , unter anderem drei 500 Milliliter Dosen voll mit Zigarettenkippen - trotz der akuten Waldbrandgefahr -, einiges an Plastik und Papier sowie eine kaputte Fensterscheibe. Das größte Müllaufkommen finde sich aber entlang der Straßen, beklagt Kastenhuber. Von Zigaretten über Verpackungen ortsansässiger Fastfood-Restaurants sei dort auch fast alles zu finden. Vor allem der Müll durch die Schnellrestaurants ließe sich durch Auflagen reduzieren, ist Lena Kastenhuber überzeugt.

Beim Landratsamt kann man für solche Aktionen kostenlos Müllsäcke bekommen

"Aktuell ist es so, so kenne ich es jedenfalls aus meiner Zeit in der Gastronomie, dass Essen zum Mitnehmen mit sieben Prozent besteuert wird und Speisen, die vor Ort gegessen werden, mit 19 Prozent." Kastenhubers Idee: Man müsse die Steuern für Essen zum Mitnehmen erhöhen und das Geld direkt der Abfallwirtschaft zukommen lassen. Ein positiver Nebeneffekt wäre, dass mehr Menschen im Lokal essen würden und so ihren Müll nicht nach draußen trügen, so die junge Frau.

Wer selber Müll sammeln und der Umwelt helfen möchte, der bekommt kostenlose Müllsäcke im Landratsamt bei der Abfallwirtschaft, weiß Kastenhuber. "Momentan ist das limitiert, also zwei Säcke pro Privatperson, aber wenn man mit den Damen und Herren dort redet, was man vorhat, bekommt man auch mehr. Ich habe für den Mittwoch sechs Säcke bekommen", erzählt sie. Vorlegen müsse man nichts, aber ein vorheriges Telefonat oder eine Ankündigung per E-Mail sei sicher nicht schlecht, so Kastenhuber. Die Säcke könne man dann umsonst am Wertstoffhof abgeben, das Formular dazu erhalte man bei der Ausgabe der Müllsäcke.

Für die Zukunft hat Lena Kastenhuber weitere, größere Aktionen in Planung. Konkret gibt es noch keinen Termin, über Facebook wird man auf dem Laufenden gehalten. Letzten Endes sei jedoch "jeder einzelne gefragt, die Augen zu öffnen", so Kastenhuber. Jeder einzelne sei gefragt, sein Konsumverhalten zu überdenken und auch andere Leute aufmerksam und neugierig auf die Thematik zu machen.

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Quelle:
SZ vom 03.05.2019
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