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Tradition:Glocken im Urlaub

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Was das Rattern vom Kirchturm am Karfreitag zu bedeuten hat

Von Luca Lepore, Freising

Wer im vergangenen Jahr am Karsamstag auf dem Freisinger Wochenmarkt war, der hat sicher das komische "Rattern" vom Kirchturm gehört. Was das bloß war, mag sich der Besucher gefragt haben - die Antwort lautet: Es waren die Karfreitagsratschn. Was das sein soll und wozu der Lärm diente, kann jeder Freisinger Ministrant erklären.

Am Gründonnerstag verstummen die Kirchenglocken nach dem Gloria und schweigen bis zum Gloria der Osternacht. Kindern wird oft erzählt, dass die Glocken in dieser Zeit nach Rom fliegen und erst zur Osternachtfeier am Ostersonntag wieder zurückkehren. Weil diese also nicht läuten, musste man sich etwas anderes einfallen lassen, damit die Menschen die Gottesdienste und Gebetszeiten nicht verpassten. So entstand der Brauch der sogenannten Karfreitagsratschn.

Die Ministranten von Sankt Georg haben im vergangenen Jahr zusammen mit dem Kaplan so eine Ratsche gebaut. Dabei konnte man gut sehen, wie dieses Gerät aufgebaut ist: Die Ratsche besteht aus einem Resonanzkasten aus Holz, auf den Hämmerchen fallen, die durch eine Kurbel angetrieben werden.

Die Ratsche wird nun jeweils vor Ostern von den Ministranten auf den Kirchturm von St. Georg getragen und am Karfreitag und Karsamstag wird sie von den eingeteilten Ministranten kräftig gekurbelt. Für diesen Dienst melden sich die jungen Leute stets gerne, denn beim Ratschen gilt: Umso lauter der Krach ist, umso größer ist der Spaß für die Ministranten - und überall in der Innenstadt ist das Rattern und Knattern vom Kirchturm zu hören.

Beim "Zamma"-Kulturfestival im vergangenen Jahr hat sich in der Stadt Freising ein Team von Jugendreportern zusammengetan, um für die Freisinger SZ über die Veranstaltungen und Ereignisse des Festivals zu berichten. Einige der jungen Leute schreiben weiterhin Texte für die Lokalredaktion.

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Quelle:
SZ vom 24.03.2016
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