Weihnachten, Zeit der Besinnlichkeit. Weihnachten, Zeit der Stille. Oder auch: Weihnachten, Zeit der überfüllten Kaufhäuser, der vollgestopften Mägen, der Menschenmassen auf Weihnachtsmärkten. "Ich bin total im Weihnachtsstress, Geschenke hab ich auch noch keine! Was soll ich denn bloß meiner Mutter schenken?", ist so oder ähnlich eine oft gehörte Frage. Stadtpfarrer Peter Lederer hat darauf eine einfache Antwort: "Ich muss mir kein eigenes Paradies auf Erden gestalten, an Weihnachten sollte man sich auf das Wesentliche besinnen".
Das Wesentliche, dazu gehören auch Umwelt, Gesundheit und soziales Miteinander. Die Freisinger SZ gibt Informationen an die Hand, wie sich Weihnachten ökologisch verträglicher gestalten lässt.
Der Baum
Von Weihnachtsbäumen aus Plastik ist aus ökologischen Gründen besser abzusehen. Auch bei echten Bäumen können einige Dinge im Sinne der Nachhaltigkeit beachtet werden: 2015 wurden laut Statistischem Bundesamt 2,5 Millionen Weihnachtsbäume zu den Festtagen importiert. Das führt zu Belastungen der Umwelt durch Transportwege, außerdem sind viele dieser Bäume stark pestizidbelastet. Es bietet sich daher an, auf regionale und bestenfalls ökologische Anbieter zurückzugreifen.
Im Landkreis Freising bauen einige Betriebe schon seit vielen Jahren Christbäume an. Mit dem Kauf von heimischen Bäumen wie Blaufichte oder Nordmanntanne wird die regionale Wirtschaft unterstützt und es werden Arbeitsplätze geschaffen. Der Kreisverband des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) weist darauf hin, dass man in einigen Baumschulen oder Förstereien auch Bäume mieten kann, die nach dem Fest abgeholt, wiederverwendet oder im Wald angepflanzt werden. Noch umweltverträglicher ist es, wenn weniger Weihnachtsbäume produziert werden müssen. Der LBV bringt dazu die Idee ins Spiel, vorhandene Zimmerpflanzen zu nutzen und zu schmücken.
Die Beleuchtung
Bei elektronischer Beleuchtung werden am besten LED-Leuchten zur Reduzierung des Stromverbrauchs verwendet und diese nicht über Nacht brennen gelassen. Herkömmliche Kerzen werden meistens aus Bienenwachs, Paraffin (Nebenprodukt der Erdölverarbeitung) und Stearin (aus Palmöl) hergestellt. Palmöl wird auf großen Plantagen gewonnen. Für die Monokulturen wird Regenwald gerodet, Paraffin und Stearin haben lange Transportwege.
Bienenwachs dagegen ist ein heimischer, nachwachsender Rohstoff. Bienen produzieren es für den Bau ihrer Waben. Der Imker kann die Altwaben einschmelzen und reines Wachs gewinnen. Kerzen von einem regionalen Anbieter aus Bienenwachs sind daher ökologisch am sinnvollsten. Alfons und Manuela Aigner vom Imkerverein Neustift empfehlen, sich bei Interesse an die örtlichen Imkervereine zu wenden. Dort werde man beraten und könne regionale Bienenwachskerzen erstehen. Auch der Tagwerk-Biomarkt Freising bietet diese an, gefertigt in den Höhenberger Werkstätten für behinderte Menschen.
Entscheidet man sich dennoch für eine herkömmliche Kerze, so sind Brenndauer und Regelmäßigkeit des Abbrennens entscheidend. Am längsten und am regelmäßigsten brennen Kerzen, die durch traditionelles Kerzenziehen hergestellt wurden. Örtliche Kerzenziehereien werden so als regionale Arbeitgeber unterstützt. Der LBV Freising weist darauf hin, dass mit dem "RAL-Gütezeichen" Kerzen mit gesundheits- und umweltorientierten Grenzwerten für Inhaltsstoffe, Dochte und Lacke gekennzeichnet werden.
Der Schmuck
Weihnachtsschmuck sollte kein Einwegprodukt sein. Ihn selbst zu basteln, macht nicht nur Spaß, sondern ist auch nachhaltig. Es sollten möglichst leicht abbaubare, natürliche Materialien verwendet werden, wie etwa Holz, Stroh, Bindfaden statt Tesafilm oder Recyclingpapier. Der LBV Freising rät von Schnee- oder Glitzersprays ab, da diese aus schwer abbaubarem Mikroplastik bestünden und nicht kompostiert werden könnten.
Manuela Gaßner, Autorin des Buches "Weniger ist mehr - Müllvermeidung in und um Freising" gibt den Tipp, ausrangierten Weihnachtsschmuck frühzeitig zu einem Sozialträger zu bringen, damit sich andere Menschen darüber freuen können. Außerdem rät sie, nichts Neues zu kaufen, sondern das Vorhandene immer wieder zu verwenden. Ihren Weihnachtsschmuck lasse sie im Keller überwintern und verwende ihn jedes Jahr wieder.
Der Einkauf
Es gilt auch hier: weniger ist mehr. Alle Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit sind vergebens, wenn der Konsum gleichbleibend hoch ist. Doch der Versuchung kann widerstanden werden: aufschreiben, was man kaufen möchte und sich daran halten. Beim Einkaufen ist zudem die Art der Mobilität relevant. Der Kreisverband des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) hat Mitte des Jahres festgestellt, dass die nationalen und EU-weiten verbindlichen Grenzwerte an den Hauptstraßen der Stadt deutlich überschritten werden. Das ist nicht nur umweltschädlich, sondern geht zu Lasten der eigenen Gesundheit. Und warum sich mit dem Auto in die überfüllte Innenstadt quälen? Die vermeintlich gesparten Minuten schmelzen bei der Parkplatzsuche dahin. Besser kann man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Rad oder zu Fuß einkaufen. Eine natürliche Obergrenze ist dann auch schon gesetzt: Es wird nicht mehr gekauft, als man tragen kann.
Online-Shopping
Online-Shopping bedeutet eine zunehmende Belastung durch Transportwege, Materialkosten und Verpackungsmüll. Doreen Huber von der Freisinger Postbankfiliale bestätigt, dass auch in Freising zur Weihnachtszeit deutlich mehr Päckchen und Briefe aufgegeben und abgeholt werden. Dennoch gibt es auch beim Online-Shopping einige Anhaltspunkte, die man beachten kann, um die Umwelt weniger zu belasten. Abzuraten ist beispielsweise von vielen kleinen Einzelbestellungen und vor allem von Bestellungen, die anprobiert werden müssen. Denn zehn bis 50 Prozent aller Online-Lieferungen werden je nach Branche zurückgeschickt. Die Retouren stellen zusätzlich eine immense Umweltbelastung durch Transportwege und Materialverbrauch dar.
Müllvermeiderin Manuela Gaßner weist darauf hin, dass der Online-Handel sehr viel zur vermehrten Müllproduktion beiträgt. Vergebliche Zustellungsversuche belasten durch mehrmaliges Anfahren des Wohnorts ebenfalls Infrastruktur und Umwelt. Besser ist es, beim Bestellen die Möglichkeit zur Selbstabholung anzugeben und die Post zu Fuß oder per Rad im Paketzentrum in der Nähe abzuholen.
Das Schenken
Manuela Gaßner hat auch hier eine klare Orientierungshilfe: "Man sollte sich überlegen, warum man schenkt", sagt die Freisingerin. Häufig werde aus Verpflichtungsgefühl oder Tradition irgendwas "auf die Schnelle" geschenkt. Eine Alternative wäre beispielsweise, mit Kollegen und Freunden abzusprechen, dass man einander nichts Materielles schenkt. Stattdessen kann man die Freunde zu sich nach Hause zum Essen oder einer gemeinsamen Unternehmung in der Umgebung einladen.
Gaßner ergänzt: "Man kann auch die eigene Arbeitsleistung verschenken, zum Beispiel damit, drei Abende auf die Kinder der Freunde aufzupassen, mit dem Hund zu gehen oder die Reifen des Autos zu wechseln." Warum nicht einen kleinen Winterspaziergang in der Freisinger Umgebung zusammen unternehmen, um sich danach bei einer Tasse selbstgemachtem Glühwein aufzuwärmen? In diesem Sinne: Zeit statt Zeug.
Leuchtende Kinderaugen möchten trotzdem nicht enttäuscht werden. Doch freut sich ein Kind mehr über zahlreiche Spielsachen, wenn es gar nicht mit allen Geschenken gleichzeitig spielen kann? "Ich habe die Verwandtschaft rigoros aufgefordert, dass nicht jeder etwas schenkt. Außerdem freuen sich die Kinder mindestens genauso sehr über gemeinsame Zeit wie zum Beispiel über einen Ausflug mit Oma und Opa", erläutert die dreifache Mutter Manuela Gaßner. Materiell geschenkt werde in ihrer Familie nur, was wirklich gebraucht wird. Und auch beim Kauf von Spielsachen können schließlich lokale Einzelhändler aufgesucht werden. Entscheidend sollten auch Qualität, Lebensdauer und Produktmaterialien sein.
Das Essen
Besinnung auf das Wesentliche lässt sich auch am Weihnachtsabend ausleben. Eine schöne Tradition kann zum Beispiel die gemeinsame Zubereitung des Weihnachtsessens sein. Viele Köche verderben dabei nicht den Brei, wenn jede Person für ein anderes Schmankerl zuständig ist. Brigitte Waldhauser ist seit 27 Jahren Inhaberin des Tagwerk-Biomarkts in Freising. Sie plädiert auch an Weihnachten für den Kauf von Bio-Produkten: "Jedem kann ich den guten Rat geben, keine Milchprodukte und tierischen Produkte aus konventioneller Erzeugung zu konsumieren. Es finden sich darin Rückstände von genmanipuliertem Sojaeiweiß - und in konventionell hergestelltem Brot finden sich Rückstände von Glyphosat." Warum es regional sein sollte, ist für Waldhauser offensichtlich: "Wir haben hier Bauern, die ihre Produkte verkaufen wollen."
Auch das Argument, "bio" könnten sich nur wohlhabendere Menschen leisten, lässt sie nicht gelten. Sie habe viele Kundinnen und Kunden, die nicht viel Geld hätten. Es gebe auch die Möglichkeit, dass Sozialhilfe-Empfänger am Ende des Monats anschreiben könnten, Obst und Gemüse mit Schönheitsfehlern sei zudem preisreduziert zu kaufen. Im Sinne der Wertschätzung rät Brigitte Waldhauser zur Wiederaufwertung von Grundnahrungsmitteln. "Schon meine Mutter hat gesagt, wenn du drei Eier, eine schöne Scheibe Brot und einen Apfel isst, bist du mehr als satt." Und ein richtiger Kartoffelauflauf schmecke schließlich auch sehr gut.
Die Verpackung
Durch weniger Konsum entsteht weniger Abfall. Das Geschenkpapier kann mit Obacht geöffnet werden, um es gegebenenfalls wiederzuverwenden. Noch umweltfreundlicher sind Geschenkverpackungen aus Altpapier - zum Beispiel Zeitungspapier - oder Stoffen. Die Expertin zur Müllvermeidung, Manuela Gaßner, verwendet die japanische Furoshiki-Bindetechnik, um Geschenke in Stoffe einzuschlagen. Das sieht kunstvoll aus und die Stoffe können immer wieder auch für andere Gelegenheiten genutzt werden. Generell kann bei jedem Kauf auf unnötigen Abfall verzichtet werden. Der LBV Freising gibt beispielsweise den Tipp, Teelichter ohne Aluschale zu kaufen.