Tierschutzverein schlägt Alarm:Wegen Überfüllung geschlossen

Weil Pflegestellen fehlen, können keine herrenlosen Hunde oder Katzen mehr aufgenommen werden.

Birgit Goormann-Prugger

FreisingDer Freisinger Tierschutzverein sieht sich von sofort an außer Stande, weiter herrenlose Hunde und Katzen aufzunehmen und in Pflegestellen unterzubringen, bis sie vermittelt werden können. Der Grund: Trotz monatelanger Suche, so Joseph Popp, Vorsitzender des Tierschutzvereins, sei es dem Verein nicht gelungen neue ehrenamtlich betriebene Pflegestellen zu finden. Die Aufnahme von herrenlosen Hunden müsse darum von sofort an auf Dauer eingestellt werden. Auch die Aufnahme von Katzen sei wegen Überfüllung der Pflegestellen bis auf Weiteres nicht mehr möglich.

Die noch bestehenden Fundtierverträge mit den Gemeinden Allershausen, Kirchdorf, Zolling, Hohenkammer, Hallbergmoos und Attenkirchen müsse der Verein notgedrungen fristgerecht zum Jahresende kündigen. Bis dahin will er sie vereinbarungsgemäß einhalten, "in dem wir die Fundtiere so weit wie möglich in Tierpensionen unterbringen". Dass die Bereitschaft von Freiwilligen gesunken sei, sich ehrenamtlich für eine gewisse Zeit in ihren privaten Häusern und Gärten um herrenlose Hunde und Katzen zu kümmern, kann Josep Popp verstehen. Das Ganze sei schwere Arbeit mit meist kranken, traumatisierten oder verletzten Tieren. Eine Entschädigung gebe es dafür nicht. "Die Leute stellen sich das immer so einfach vor. Man hat dann ja schließlich keinen Streichelzoo zu Hause. Woher soll man vorher wissen, wie so ein streunender Schäferhund reagiert, wovor er Angst hat, was er durchmachen musste. Das kann auch gefährlich werden", schildert Popp die Arbeit der ehrenamtlichen Betreuer. Nur eine Pflegestelle für Hunde kann der Tierschutzverein Freising derzeit noch anbieten "und die sind gerade im Urlaub". Erst vor zwei Tagen hat er darum die Aufnahme eines streunenden Schäferhundes ablehnen müssen, den man in Kranzberg aufgefunden hat. Popp will die Problematik nicht damit in Verbindung bringen, dass es im Landkreis noch kein Tierheim gibt. "Da sind wir ja auf einem guten Weg. Die Gemeinde Neufahrn ist uns entgegengekommen und wir beginnen in den nächsten Wochen mit den Grundstücksverhandlungen." Drei Hektar brauche der Verein, "und wir wissen jetzt auch, dass der Platz für rund 420 Tiere im Jahr reichen muss". Beim Tierheimbau sei er also guter Dinge. "Aber das braucht alles seine Zeit, vor Ende 2013 ist damit nicht zurechnen", so Popp. Mit dem Bau eines von hauptamtlich tätigen Fachkräften geführten Tierheims müssten die für diese Arbeit unverzichtbaren Rahmenbedingungen geschaffen werden. Sobald dies gelungen sei, werde der Verein alle Fundtiere derjenigen Gemeinden, die bereit seien, sich mit Pauschalen an den laufenden Betriebskosten des Tierheims zu beteiligen, aufnehmen können. Momentan ist Joseph Popp zuversichtlich. 14 Landkreis-Gemeinden hätten bereits zugesagt, sich an den Betriebskosten zu beteiligen. Allen voran die Stadt Freising, die mit 90 Cent pro Einwohner im Jahr dabei sei. "Da bin ich sehr froh, ohne die große Kreisstadt Freising wäre das Projekt Tierheim nicht möglich gewesen", sagte Popp. Nichtsdestrotz sei der Tierschutzverein jetzt bei der Aufnahme von Fundtieren am Ende seiner Möglichkeiten. "Wir können nicht mehr, wir waren zeitweise Tag und Nacht erreichbar und haben die Tiere quer durch den Landkreis gefahren, mit dem eigenen Auto, auf eigene Kosten." Nur bei der Kleintieraufnahme bestünden zeitweise immer wieder Möglichkeiten, diese seien aber sehr begrenzt. Da solle man im Bedarfsfall beim Tierschutzverein nachfragen, so Popp.

Das Problem der herrenlosen Tiere sei auch kein saisonales, habe also nichts mit dem Beginn der Sommerferien zu tun. "Das ist fast das ganze Jahr so. Es gibt ja immer mehr Tiere, Hasen gibt es schon im Baumarkt zu kaufen", so Popp. Auch große Tierheime, wie beispielsweise das in München, könnten den Freisinger Tierschützern keine Hunde und Katzen mehr abnehmen. "Die sind restlos überfüllt, sie haben zurzeit 170 Hunde und die Kleintiere stapeln sie mittlerweile in Quarantäne-Boxen übereinander."

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