Flughafen München:Hund kurzzeitig aus Quarantäne-Station entlaufen

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Joseph Popp macht das Vorstandsamt ehrenamtlich, wie so viele weitere im Verein. Doch er bekommt zu spüren: "Alle Vereine leiden unter fehlenden Ehrenamtlichen", auch das Tierheim ist davon betroffen. (Foto: Marco Einfeldt)

Das Tier, das möglicherweise an Tollwut erkrankt ist, konnte aber kurze Zeit später wieder eingefangen werden. Joseph Popp, Vorsitzender des Freisinger Tierschutzvereins, ärgert sich über den Vorfall.

Von Kristina Remmert, Flughafen München

Aus der Quarantänestation des Münchner Flughafens ist nach Angaben der Flughafenpolizei am Donnerstag ein Hund entlaufen, der möglichweise an Tollwut erkrankt ist. Die Flughafenpolizei konnte am Freitag aber wieder Entwarnung geben: "Der Hund ist eigenständig wieder in den Bereich zurückgekehrt, konnte dann relativ einfach wieder eingefangen werden und befindet sich jetzt wieder beim Veterinäramt." Näher wollte sich die Polizei dazu nicht äußern und verwies an die für den am Flughafen entlaufenen Hund zustände Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen. Dort war am Freitagnachmittag aber niemand mehr zu erreichen.

"Was macht ein Hund, der Tollwut hat, in der Quarantäne?", ärgert sich Joseph Popp, Vorsitzender des Tierschutzvereins Freising. Er erklärt: "Wenn der Hund nachweislich Tollwut hat, müsste er nicht in Quarantäne, sondern eingeschläfert werden, weil das eine höchstansteckende, tödliche Krankheit für Tiere und Menschen ist." Selbst für das Tier sei das Einschläfern vergleichsweise angenehm. "Es ist absolut grausam, Tollwut zu kriegen. Als Mensch oder als Tier", meint Popp. Die Krankheit befalle ohne prophylaktische Impfung verschiedene Organe und schließlich das Gehirn, führe so zum Erstickungstod - bei Tier und Mensch. Weil sie wegen illegaler Tiertransporte immer wieder mit der Krankheit in Kontakt kämen, hätten sich einige Mitarbeiter des Freisinger Tierheims nun auch gegen Tollwut impfen lassen.

Eigentlich sei Tollwut in Deutschland so gut wie ausgestorben, erklärt Popp. "Dass einzelne Fälle aus dem Ausland eingeschleppt werden, ist aber nichts Neues", sagt Popp. Früher seien in Deutschland hauptsächlich Füchse Träger der Tollwut gewesen, heute seien es von außerhalb der EU oder aus Rumänien und Bulgarien illegal importierte Haustiere. Popp betont: "Die Tierschutzverbände warnen seit Jahren, dass der illegale Tierhandel zu ganz, ganz üblen Geschichten führt."

Werden Tiere legal nach Deutschland gebracht, geht dem eine Beantragung beim zuständigen Veterinäramt voraus. Innerhalb der EU seien Tierimporte dank der von der EU vorgeschriebenen Heimtierausweise, in denen auch die Tollwutimpfung eingetragen werde, relativ problemlos und sicher, so Popp. Bei Importen aus Ländern außerhalb der EU gälten gleichzeitig Vorschriften einer Quarantäne, während der man Tollwutsymptome abwarte. "Aber wenn die Krankheit da ist, ist alles zu spät. Da können Sie nur noch töten, mehr geht nicht", weiß Popp.

Ein großes Problem sei im Tierschutz, dass man immer mehr mit Tieren in Kontakt komme, die "plötzlich" da seien und über die man wenig wisse. "Das ist gefährlich für alle Beteiligten", erklärt Popp, sei aber " Standard bei illegalen Tiertransporten". Erst vor kurzem seien im Tierheim Freising drei Welpen abgegeben worden, deren Impfstatus nicht nachweisbar gewesen sei - die Impfpässe der Tiere waren gefälscht. "Beim illegalen Tierhandel geht es nur um Geld", klagt Popp. Dort werde mittlerweile ein dem Drogenhandel ähnlicher Umsatz erwirtschaftet. Möglich sei dies unter anderem, weil gefälschte Impfpässe der Tiere für Laien nicht als Fälschung erkennbar seien. Wer sich einen Hund zulegen und dabei möglichst wenig Leid verursachen wolle, sollte sich deshalb an gelistete Züchter oder das Tierheim wenden, meint Popp, "weil wir alle Tiere untersuchen und impfen, auch gegen Tollwut."

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