Themen-Raum zum "Jahr der Barmherzigkeit":Von der Last zum Glück

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Interaktives Projekt zum Jahr der Barmherzigkeit: Vorgestellt wurde es von Michael Schmidt, Monsignore Rainer Boeck und Georg Schmidtner (v.l.). (Foto: Marco Einfeldt)

Im Freisinger Dom ist von Sonntag an die Installation "Tragweite" zu sehen

Von Matthias Weinzierl, Freising

Papst Franziskus hat am 8. Dezember 2015 das Jahr der Barmherzigkeit verkündet. Das Stadt- und Landpastoral des Erzbischöflichen Ordinariats München hat daraufhin in Zusammenarbeit mit Dorle und Michael Schmidt vom "Studio komplementaer" aus Köln das Konzept für eine Installation entwickelt, die an 13 Orten im Erzbistum München und Freising ausgestellt wird. Die erste Station dabei ist der Freisinger Dom, wo sie Weihbischof Bernhard Haßlberger am Sonntag, 14. Februar, während des Gottesdienstes um 10.30 Uhr eröffnen wird.

"Tragweite - ein temporärer Themen-Raum zum Jahr der Barmherzigkeit" heißt das Konzept und gestaltet sich wie folgt: Jeder Mensch habe das Potenzial, Barmherzigkeit zu zeigen, meint Michael Schmidt. Damit trage man den anderen, dem die Barmherzigkeit zuteil wird, auch immer ein Stück mit. Allerdings sei es aus der Sicht des Barmherzigen sicherlich auch anstrengend. Um die Barmherzigkeit deshalb nicht als Last darzustellen, würden sie mit dieser Installation einen Perspektivwechsel vollziehen.

Im Fokus des Betrachters steht eine große Tafel, auf der exemplarisch einige Stationen der Geschichte des barmherzigen Samariter abgebildet sind. Allerdings könne bei genauerer Betrachtung der Samariter selbst nicht der sein, der die Geschichte erzählt. Vielmehr müsse sie aus der Sicht des Opfers geschrieben sein. Der Perspektivwechsel bestehe also daraus, sich nicht in der Rolle des allzeit Barmherzigen zu finden, sondern eben in der Rolle der Person, die sie erfährt, sagt Schmidt. Dadurch soll das Umdenken von Last auf Glück geschehen.

Durch sechs exemplarische Alltagssituationen, beispielsweise "Ich wurde getröstet", solle man sich an einer anderen Station Gedanken machen, wie einem selbst schon Barmherzigkeit widerfahren ist und um diese persönliche Geschichte interaktiv mit der des Überfallopfers aus der Bibel zu verbinden, könne man seinen eigenen Moment mit einer kleinen, farbigen Kugel per Magnet auf der andere Tafel abbilden.

Vor der Installation könne man sich dann auf eine Bank setzen, um nachzudenken, oder die Verkündigungsbulle des Papstes lesen, die für die Ausstellung als Buch gedruckt wurde. Oder aber man gehe zur nächsten Station und schreibe seinen persönlichen Barmherzigkeitsmoment in ein dafür bereitgestelltes Buch, das auch nach dem Ende der Ausstellung in Freising bleiben werde.

Außerdem müsse man Barmherzigkeit üben, meint Schmidt. Damit das spielerisch verlaufe und nicht als Bürde gesehen werde, hätten sie Karten entwickelt, auf denen verschiedene mögliche Hürden, beispielsweise "Der Zeitnot zum Trotz", abgebildet sind, die es zu überwinden gilt.

Der Leiter des Fachbereichs Stadt- und Landpastoral Georg Schmidtner sagt, man habe mit diesem Projekt die Brücke zwischen Barmherzigkeit und Alltag schlagen wollen, um die Menschen für das Thema zu sensibilisieren. Man solle sich Zeit nehmen und den Perspektivenwechsel bewusst vollziehen. Schließlich sei es nicht selbstverständlich, was einem andere Menschen Gutes tun.

© SZ vom 13.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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