Tassilo:Tradition mit Stilbrüchen

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Die "Feger Spezies", fünf junge Musiker aus dem Landkreis Freising, haben sich aufgemacht, die Blasmusikszene zu erobern. Jetzt sind sie für den Tassilo-Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung nominiert.

(Foto: Privat/Martin Bauer)

Die "Feger Spezies" wollen auch ein jüngeres Publikum für Blasmusik begeistern. Gegründet wurde die Gruppe an einem Kneipenabend aus einer Laune heraus. Mittlerweile haben die fünf jungen Musiker auch Eigenkompositionen im Repertoire

Von Johanna Pichler, Freising

Singende und tanzende Menschenmengen, die unbeschwert ihre Zeit genießen. Szenen wie diese gehören seit Corona der Vergangenheit an, doch die Blasmusikgruppe Feger Spezies hat es dennoch geschafft, ihre Zuhörer zu begeistern. Nun ist die fünfköpfige Band für den Tassilo-Kulturpreis der Süddeutschen Zeitung nominiert. Obwohl es für die jungen Musiker gerade schwierig ist, haben sie weder Hoffnung noch Motivation verloren. "Die Coronazeit haben wir gut genutzt. Es sind viele Pläne entstanden, auf die wir früher wahrscheinlich gar nicht gekommen wären. Die Motivation ist im Moment sogar noch größer, weil wir uns einfach wieder auf die Zeit freuen, in der wir wieder miteinander spielen können", sagt Posaunenspieler Leon Hobelsberger. Fünf junge Männer im Alter zwischen 20 und 23 Jahren, die traditionelle Blasmusik spielen. Manch einer mag vielleicht denken, die einzige Zielgruppe der Band wären eher Ältere. Doch die Gruppe kann viel mehr als das. "Wir erreichen auf jeden Fall auch jüngere Leute. Bayerische Blasmusik darf man sich nicht mehr so verstaubt vorstellen, wie es klingt. Wir spielen sehr zeitgemäß, oft so wie wir Lust haben und kombinieren Melodien. Das ist alles sehr lebendig", erklärt Bandmitglied Daniel Weinberger. "Nichtsdestotrotz spielen wir auch die klassische bayerische Blasmusik. Und das auch wirklich stilecht", lacht der Tenorhorn- und Posaunenspieler.

Trompetenspieler Korbinian Meier, Tuba- und Schlagzeugspieler Bernhard Mottinger und Trompeter Josef Feger bilden die drei weiteren Mitglieder der Blasmusikgruppe. Letzterer war mit seinem damaligen Spitznamen "Heißer Feger" auch gleichzeitig Namensgeber der Band. Vor knapp sechs Jahren saßen zwei der ehemaligen Schüler des Camerloher-Gymnasiums in einer Freisinger Kneipe zusammen und gründeten die Musikgruppe unter dem Namen Hot-Feger-Spezies. "Wir haben uns damals überlegt, dass wir doch bei der Echinger Brass Wiesn spielen und auch außerhalb der Schule musikalisch aktiv werden könnten. So hat sich die Band gegründet", sagt Daniel Weinberger. "Was für Musik wir machen wollten, war von Anfang an klar", erklärt Korbinian Meier. "Am Anfang haben wir auch noch keine eigenen Lieder gespielt. Wir covern zwar immer noch, aber es kommen schon nach und nach selbst geschriebene Stücke".

Das Schöne sei, dass sei sich nie auf nur eine Musikrichtung einigen mussten. "Wir decken jedes Genre irgendwo mal ab. Zum Teil spielen wir in Kirchen, aber eben auch bei Festivals oder Feiern", sagt Leon Hobelsberger. Neben ihrer musikalischen Tätigkeit wollen sie jetzt auch Studium und Beruf nicht aus den Augen zu verlieren. Genug Zeit zum Musizieren habe die Blasmusikgruppe aber trotzdem. "Es ist ja auch ein Hobby, das wir gerne machen und nicht machen müssen", denkt der Posaunenspieler. "Ich glaube, wenn uns jemand sagen würde, dass man von der Musik echt gut leben kann, würde keiner von uns Nein sagen, das dann hauptberuflich zu machen", lacht Daniel Weinberger.

"Das Beste an den Feger Spezies ist, dass egal ob man geprobt hat oder nicht. Wenn wir beim Auftritt sind, dann läuft es einfach und man merkt, dass wir zusammen spielen. Wir ticken musikalisch gleich und funktionieren einfach", meint Korbinian Meier. "Wir sind auch alle immer super entspannt und können uns auf die anderen verlassen", denkt auch Josef Feger. "Wir hatten aber schon mal die Situation, dass die eine Hälfte ein anderes Stück angespielt hat als die andere", schmunzelt Korbinian Meier. Mit Gesang hat es die Musikgruppe bisher kaum versucht. "Es gibt mal ein paar kleine Einlagen", erklärt die Band.

So hört man zum Beispiel einmal "Oans, zwoa Leberkas!" in einem von Korbinian Meier arrangierten Stück, das definitiv gute Laune verbreitet.

"Wenn man uns fragt, warum man den Tassilo-Preis gerade an uns vergeben sollte, würde ich sagen, dass durch uns wieder mehr junge Leute Blasmusik hören. Auch wenn es nicht in dem Urzustand ist, wie sie der traditionelle 60-jährige Trompeter der alteingesessenen Blaskapelle spielen würde. Wir beleben diese Musikrichtung wieder neu", denkt Daniel Weinberger. "Wir bringen mit unseren Stilbrüchen einfach frischen und auch modernen Wind in die Blechbläserszene im Landkreis Freising", meint auch Korbinian Meier.

Das Preisgeld würde die Feger Spezies laut Bernhard Mottinger wahrscheinlich wieder in die Band investieren. "Seien es Noten, organisatorische Dinge oder Equipment. Gebrauchen könnten wir es auf jeden Fall". Doch ob mit oder ohne Preisgeld, eins ist klar: Die Feger Spezies würde gerne ein Sommerkonzert auf die Beine stellen, wenn es die Corona-Lage denn endlich wieder erlaubt.

Wenn Sie eine Kandidatin oder einen Kandidaten für den SZ-Kulturpreis vorschlagen wollen, schreiben Sie bitte bis 30. April eine E-Mail an lkr-freising@sz.de oder tassilo@sz.de.

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