Talentiade 2019:Drei für Deutschland

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Felix Ströll spielte schon bei einem Turnier in Barcelona im Nationaltrikot. Im Juli nimmt er an der Europameisterschaft in Tschechien teil. (Foto: Privat)

Sie sind gerade einmal elf und zwölf Jahre alt, trainieren aber jeden Tag: Sam Hermann, Felix Ströll und Julian Zistl zählen zum talentierten Baseball-Nachwuchs der Freising Grizzlies und haben es in die U-12-Nationalmannschaft geschafft.

Von Laura Dahmer, Freising

"Ich war total froh, als meine Mutter ins Zimmer gekommen ist und gesagt hat: 'Herzlichen Glückwunsch, du spielst jetzt in der Nationalmannschaft'", erzählt Julian Zistl grinsend. Den Stolz sieht man ihm an: Auf dem Kopf trägt er eine weiße Baseballkappe mit einem schwarzen "D", für Deutschland. Sein schwarzes Jersey ziert die Aufschrift "Deutsche Baseball Academy", daneben prangt der Bundesadler. Der gerade 12-jährige Spieler der Freising Grizzlies hat es vor ein paar Wochen seinen zwei Teamkollegen Sam Hermann und Felix Ströll gleichgetan und ist in die U-12-Nationalmannschaft eingezogen.

Seine beiden elfjährigen Kollegen bringen schon ein bisschen mehr internationale Erfahrung aufs Feld: Felix Ströll spielt bereits seit September in der Auswahl, Hermann seit dem Frühjahr, zusammen waren sie schon bei internationalen Spielen in Barcelona. Im Juli steht allen drei die erste wirklich große Herausforderung bevor: die Europameisterschaft in Tschechien.

Die Begeisterung für den amerikanischen Nationalsport begann bei den drei Jungs schon früh. Im zarten Alter von vier und fünf Jahren haben sie zum ersten Mal den Schläger bei den Grizzlies geschwungen, mittlerweile trainieren sie jeden Tag. Mehrmals in der Woche geht es nach Haar in die "Disciples Baseball Academy", ein Leistungszentrum für junge Baseballspieler. Fußball oder einen anderen, in Deutschland klassischeren Sport zu spielen, das kam für sie nie infrage. "Beim Baseball kommt es auf alles an: Schlagen, Werfen, Fangen, Laufen. Nicht wie beim Fußball", sagt Julian Zistl. "Wenn man in einer Sache nicht so gut ist, kann man das auch gut durch was anderes ausgleichen", ergänzt Felix Ströll. Ihnen gefällt auch die Vielseitigkeit der Spielzüge und "dass man sich auch mal opfert, damit jemand anderes weiterkommt", so Sam Hermann.

Die drei träumen von der Bundesliga, oder sogar den USA

Sie alle wissen genau, wo sie einmal hinwollen: "Auf jeden Fall in die Bundesliga", rufen sie fast gleichzeitig, begleitet von einem überzeugten Nicken. Wenn sie ganz groß träumen dürfen, sollen es sogar mal die Vereinigten Staaten werden. Am liebsten zu ihrem Lieblingsteam, den Boston Red Socks. Oder in Felix Strölls Fall: den New York Yankees. Julian Zistl gibt sich etwas bescheidener: "Ich will einfach das Beste spielen, was ich spielen kann", murmelt der 12-Jährige ein wenig verlegen. Genau das aus ihm und seinen Mannschaftskameraden herauszukitzeln, sehen die Trainer der Freisinger Grizzlies als ihre Aufgabe. "Wenn wir Potenzial erkennen, dann lassen wir unsere jungen Spieler bei den älteren Gruppen mittrainieren", erzählt Coach Carsten Sperl - wie Felix Ströll und Sam Hermann, die auch bei der Jugend spielen. Eigentlich gehören sie mit ihrem Alter noch zum "Schüler Live Pitch". Für Sperl ist der Erfolg die Kombination aus einem guten Förderprogramm, Sportlichkeit, mentaler Stärke und Leistungsbereitschaft - und der Unterstützung der Eltern. "Wir versuchen, die Eltern so viel wie möglich im Verein einzubinden. Nur, wenn sie hautnah miterleben, wie sehr es ihren Kindern hier gefällt, können sie sie auch dann motivieren, wenn es gerade nicht so läuft", ist Sperl sich sicher. Ihm gehe es darum, eine "Grizzly-Familie" aufzubauen.

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Das trägt offenkundig Früchte: Mit den drei Nachwuchssportlern stellen die Freisinger Grizzlies die größte Fraktion in der U-12-Nationalmannschaft. Und sie freuen sich riesig darüber, jetzt im Deutschlandtrikot zu spielen. "Da macht es viel mehr Spaß, die können viel mehr Spielzüge als unsere Mannschaft bei den Grizzlies", sagt der 11-jährige Felix Ströll. Als die Jungs zum Aufwärmen davonlaufen, blickt Coach Sperl ihnen hinterher. "Man muss auch aufpassen, dass sie nicht abheben. Aber dafür sind wir ja da." Die jungen Spieler laufen sich ein, sie drehen Runden um das Feld. Felix Ströll positioniert sich an der dritten Base und motiviert seine Teamkollegen im Vorbeilaufen: "Zieh, go go go!" Mit ausladenden Armbewegungen winkt er sie durch, zur vierten Base. "Er spielt den Coach", erklärt Sperl schmunzelnd. "Im Spiel entscheidet nämlich eigentlich gar nicht der Spieler, ob er weiterläuft. Das macht der Coach und signalisiert es ihm mit Zeichen." Im Alter der drei jungen Nationalspieler, dem sogenannten Schüler Pitch, spielt noch jeder auf fast jeder Position. Auch bei Felix Ströll, Sam Hermann und Julian Zistl werden die nächsten Jahre zeigen, welche Aufgabe sie langfristig übernehmen werden. Vielleicht auch weiterhin in der Nationalmannschaft.

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© SZ vom 04.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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