SZ-Serie: Mit dem Bus in den Landkreis, Folge 4:31 Haltestellen bis Hochbrück

Lesezeit: 3 min

Die bisherige Busverbindung Richtung München ist nicht attraktiv, Josef Lerchl schwebt deshalb ein Expressbus vor, der auch in Fahrenzhausen stoppt. Größtes Problem sind die Parkplätze

Von Alexandra Vettori

Ideen, wie man den überbordenden Autoverkehr in der Ampertal-Region verringern könnte, hat Josef Lerchl (60) viele. Eine davon hat der Allershausener SPD-Gemeinderat vom Schweitenkirchener Bürgermeister Albert Vogler aufgegriffen: einen Express-Bus zwischen Allershausen und S-Bahnhof Lohhof auf der Autobahn A 9. Zusammen mit seiner Haupt-Mitstreiterin aus dem Nachbarort Fahrenzhausen, Eva Stocker (Freie Bürgerliste), und anderen im Verkehrsarbeitskreis der Arbeitsgemeinschaft Ile Ampertal entwickelte Josef Lerchl das Buskonzept mittlerweile so weit, dass die neue Linie es jetzt zumindest in den zeitlich unverbindlichen Verkehrswegeplan des Landkreises Freising geschafft hat.

Auch im Nordwesten des Landkreises Freising spürt man es drangvoll: Der Siedlungsdruck aus dem Münchner Umland lässt Wohngebiete auf der grünen Wiese wachsen, die Menschen werden mehr, und immer öfter siedeln sich auch größere Firmen im äußersten Speckgürtel an. Das Problem: Der öffentliche Nahverkehr hält mit der Zahl der Neubürger und Einpendler nicht Schritt. Vor allem in direkter Richtung nach München, auf der Nord-Süd-Achse zur S-Bahnlinie S 1, gibt es praktisch nichts. Die Busse, die der Landkreis Freising bezahlt, sind in erster Linie auf die Domstadt hin ausgerichtet. Derzeit verkehrt von Allershausen aus nur der Linienbus 695, das aber nur einige Male am Tag und mit satten 31 Haltestellen bis nach Garching-Hochbrück. Das sei nicht attraktiv im Wettstreit mit dem Auto, sagt Josef Lerchl, "das muss schnell gehen, die Autobahn muss wie eine Art Schiene sein."

So könnte der Bahnhof für den Express-Bus an der A 9 aussehen: Tagsüber soll der Autobahnbus jede Stunde zwischen Schweitenkirchen und S-Bahnhof Lohhof verkehren, in Stoßzeiten alle 30 Minuten. (Foto: oh)

Auf der sollen, so sieht es das bisherige Konzept vor, Express-Busse im Stundentakt verkehren. Und weil die beiden im Landkreis Freising gelegenen Orte Allershausen und Fahrenzhausen einen solchen Bus nicht alleine voll bekämen, soll als Start- und Endpunkt der Express-Bus-Linie auch noch Schweitenkirchen im Nachbarlandkreis Pfaffenhofen mitmachen. Dort nämlich ist die Idee vor einigen Jahren geboren worden.

Dass sich die Linie nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch rechnen würde, davon ist Josef Lerchl überzeugt. Denn der Arbeitskreis, der aus der Initiative "Integrierte Ländliche Entwicklung Ampertal" hervorgegangen ist, hat quasi eine komplette Vorstudie für den Express-Bus erarbeitet - ehrenamtlich. "Ich kann ja nicht einfach irgendwas behaupten", sagt Lerchl dazu. Vom Allershausener Busunternehmen Boos hat er eine Wirtschaftlichkeitsberechnung ausführen lassen. Man geht von täglich 400 Fahrgästen aus, die den Autobahnbus benutzen würden. Die Kosten schätzt man auf 600 000 Euro im Jahr. Drei Haltepunkte gäbe es nach derzeitigen Plänen, in Schweitenkirchen, Allershausen und Fahrenzhausen. Hierhin fahren die Pendler mit Autos oder Rädern und steigen in den Bus ein. Ob auch Neufahrn und Eching mitmachen, weiß Lerchl nicht, "da ist der Druck nicht so groß, weil sie eine S-Bahn haben, nur wir haben gar nichts."

Das größte Problem, da macht sich Lerchl nichts vor, sind die Park-and-Ride-Plätze. Denn die brauchen ja auch eine Brücke über die Autobahn, damit die Pendler bei Hin- und Rückfahrt zu ihren Autos gelangen. Als möglicher Standort schwebt Lerchl deshalb das Neubaugebiet Eggenberger Feld-Süd in Allershausen vor, da sei bereits eine Autobahnbrücke. In Fahrenzhausen böte sich eventuell ein Areal nahe der Autobahnunterführung bei Weng an.

Auch die Verbindung zum Flughafen könnte man relativ einfach und kostengünstig verbessern. Lerchl wohnt im Allershausener Ortsteil Leonhardsbuch, von dort aus braucht er öffentlich eine Stunde zum gut 20 Kilometer Luftlinie entfernten Flughafen, wo er arbeitet. Da, sagt er, sei er mit dem Fahrrad schneller, was er aber nur bei wirklich schönem Wetter mache. Lerchl stellt sich vor, dass der bestehende Expressbus X 109 zwischen Ingolstadt und Flughafen künftig nicht mehr nur an Allershausen vorbei rauscht, sondern Fahrgäste aufnimmt. Er hat beim Betreiber nachgefragt. "Die sagen, sie fahren nicht von der Autobahn runter, aber ansonsten wäre es möglich." Also findet, er, könne man doch Stopps auf Autobahnparkplätzen einrichten.

(Foto: oh)

Früher, erinnert sich Lerchl, Ende der 1960er Jahre, da hätten am Seitenrand der Autobahn, unter bestimmten Brücken, Linienbusse nach München gehalten. Das freilich, räumt auch er ein, "würde heute nicht mehr gehen, da hätten wir täglich Tote".

Die Lokalausgaben der Süddeutschen Zeitung suchen im Oktober gemeinsam mit dem MVV den Busfahrer oder die Busfahrerin des Jahres. Teilnahmecoupons liegen in allen Regionalbussen aus. Ihren Favoriten oder ihre Favoritin können Fahrgäste aber auch per Mail vorschlagen: busfahrer-aktion@mvv-muenchen.de.

© SZ vom 12.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: