Freisinger Köpfe:Teure Kleider und tanzen, bis die Füße wehtun

renz3

Mit ihrem Faschingsprinzen tanzt "Isabelle I." schon lange. Deswegen sind auch schwierige Figuren kein Problem für das Paar.

(Foto: oh)

Erst tägliches Training, dann am Abend auf die Bühne: Isabelle Renz aus Neufahrn ist in diesen Wochen "Isabelle I." und damit eine närrische Hoheit. 40 Auftritte in vier Wochen muss sie bewältigen und dabei immer schön lächeln.

Von Gudrun Regelein, Eching

Für Isabelle Renz ist es nicht die erste Faschingssaison, aber eine besondere: Dieses Jahr ist sie die Prinzessin. Sie genieße die Zeit, sagt die 25-Jährige. "Aber ich glaube, man möchte nur einmal Prinzessin sein." Allein der zeitliche Aufwand sei enorm und auch die maßgeschneiderten Kostüme kosteten nicht wenig. Im Gespräch mit der SZ Freising erzählt Isabelle I. über ihr Leben als Faschingsprinzessin.

SZ: Prinzessin sein: Ist für Sie damit ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen?

Isabelle Renz: Interessanterweise war ich als Kind im Fasching nur selten als Prinzessin verkleidet. Ein besonderer Kindheitstraum war es für mich also nicht. Aber natürlich habe ich, als ich noch in der Kindergarde mitgetanzt habe, den Prinzessinnen immer gerne zugeschaut. Seitdem ich bei der Narrhalla Heidechia bin und Freundinnen als Prinzessin erlebt habe, dachte ich mir aber schon immer wieder, dass ich das auch einmal gerne wäre.

Ist es für Sie eine Auszeichnung - oder bedeutet es einfach nur Spaß?

In gewisser Weise ist es sicher eine Auszeichnung, denn man repräsentiert ja den Verein in dieser Zeit nach außen. Aber natürlich ist es auch mit viel Spaß und Lust verbunden. Sonst wäre es auch relativ schwierig, die Aufgabe umzusetzen - alleine schon wegen des großen Trainingsaufwandes.

Braucht man bestimmte Voraussetzungen, um Prinzessin zu werden?

Ich denke, dass eine gewisse Ausstrahlung sehr wichtig ist. Man muss viele Wochen lang täglich auf der Bühne stehen. Eine Prinzessin muss bei den Auftritten sympathisch rüberkommen.

Wie haben Sie sich vorbereitet?

Im Oktober beginnen die Proben: Als Prinzenpaar haben wir von Anfang an viermal die Woche zu zweit und zweimal die Woche mit der Garde trainiert. Teilweise waren das dann vierstündige Proben. Die beiden letzten Wochen vor der Inthronisation haben wir täglich trainiert.

Was bei den Auftritten mühelos wirkt, bedeutet also hartes Training?

Definitiv. Wobei ich das Glück habe, dass ich mit dem Prinzen seit Langem tanze. Wir haben nämlich 2010 gemeinsam in der Garde der Heidechia begonnen. Im Laufe dieser Jahre haben sich viele Bewegungen eingespielt, man weiß beispielsweise genau, wie eine Hebung funktioniert. Aber gerade die vergangenen zwei Wochen waren hart. Wir beide hatten nur noch Muskelkater und blaue Flecken am ganzen Körper.

Die fünfte Jahreszeit ist 2016 sehr kurz: Sind Sie die gut vier Wochen im Dauerstress?

Ich bin ein aktiver, agiler Mensch, der eigentlich immer auf Achse und nur selten Zuhause ist. Aber die Zeit ist definitiv stressig. Die beiden ersten Wochen nach der Inthronisation waren zwar noch relativ entspannt. Von dieser Woche an ist nun aber jeden Tag etwas geboten und gerade die Wochenenden sind mit drei bis vier Auftritten komplett ausgebucht - wir sind dann nur noch unterwegs. Für mich als Prinzessin kommt dazu, dass ich vor den Auftritten zum Friseur und geschminkt werden muss. Das bedeutet, dass ich dafür noch einmal zwei Stunden extra einplanen muss - das macht es erst stressig.

Wie viele Auftritte haben Sie?

Als Prinzenpaar insgesamt etwa 40. Wir sind im ganzen Landkreis und auch in München unterwegs. Wie besuchen Kindergärten, Schulen und Seniorenheime und haben Auftritte bei verschiedenen Bällen und Faschingsveranstaltungen.

Wird es manchmal auch zu viel: immer lächeln, immer gut drauf sein zu müssen?

Freisinger Köpfe: Isabelle Renz konzentriert sich ganz auf ihr Prinzessinnen-Dasein.

Isabelle Renz konzentriert sich ganz auf ihr Prinzessinnen-Dasein.

(Foto: Marco Einfeldt)

Ich wusste ja, auf was ich mich einlasse. Außerdem bin ich tatsächlich ein durchweg positiver Mensch und nur ganz selten schlecht drauf. Für mich ist es nicht schwierig fröhlich zu sein. Das entspricht meinem Naturell. Außerdem sind viele meiner Freunde im Verein. Auch das ist ein Grund, weshalb ich mich auf die Auftritte und Bälle freue.

Wie überstehen Sie die Zeit - haben Sie irgendwelche Geheimrezepte?

Ich bin sportlich sehr aktiv und in einem ziemlich fitten Trainingszustand. Außerdem habe ich einen Hund, mit dem ich bei jedem Wetter viel draußen unterwegs bin. Das härtet ab. Ich glaube einfach daran, dass ich nicht krank werde.

Der Landkreis ist ja nicht unbedingt eine Karneval-Hochburg. Wie erleben Sie das?

Es ist tatsächlich so, dass der Fasching immer weniger gefeiert wird. Übrigens auch in München. Das war vor 15 Jahren noch ganz anders. Früher waren die Faschingsbälle auch noch viel besser besucht, auch von der Jugend. Ich finde das sehr schade. Wir im Verein investieren viel ehrenamtliche Arbeit, gerade auch in die Organisation der Bälle. Aber natürlich müssen die besucht werden, sonst können wir den Fasching nicht am Leben erhalten. Ich hoffe sehr, dass wir am Freitag im Bürgerhaus Eching, unserem zweiten Zuhause im Fasching, bei unserem Ball "Die weiße Nacht" viele Besucher haben werden. Der Abend ist einer der Höhepunkte der diesjährigen Saison.

Und Ihr Freund? Hat der Verständnis, dass Sie so viel Zeit in den Fasching investieren - oder ist er manchmal auch eifersüchtig auf den Prinzen? In unseren fünf gemeinsamen Jahren konnte er sich an den Fasching gewöhnen - und daran, dass dieser zu mir dazugehört. Er kennt die Leute im Verein und den Prinzen gut und hat vollstes Verständnis und Vertrauen. Meistens kommt er auch zu den Bällen mit.

Am Aschermittwoch ist alles vorbei: Werden Sie erleichtert sein oder fallen Sie in ein tiefes Loch?

Ich werde sicher erst einmal traurig sein, dass der Fasching vorbei ist. Aber ich fahre schon am Donnerstag gemeinsam mit dem Verein zum Skifahren, dann wird das nicht so spürbar. Zwei, drei Wochen wird mir aber sicher etwas fehlen, bis ich dann wieder im Alltag angekommen bin.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: