SZ-Balkonien:"Seedbomb" plumpst in den Blumentopf

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Noch ist der Topf leer, aber bald sollen bunte Wildblumen darin wachsen - entstanden aus einem Lehmklumpen.

(Foto: Privat)

Aus dem Lehmklumpen sollen bald Wildblumen sprießen.

Kolumne von Kerstin Vogel, Freising

Wieder einmal nur gute Nachrichten von SZ-Balkonien: Die Sonnenblume, die im Brennnessel-Gewucher unterzugehen drohte, hat sich mit diesen auf eine friedliche Koexistenz geeinigt und steht kurz vor der Blüte, die erste Tomate trägt kleine, grüne Früchtchen - und auch wenn die Sorten "Ochsenherz" und "Schwarzer Eiszapfen" immer noch ein bisschen vor sich hinmickern: Zumindest dem "Tanzenden Schlumpf" geht es prächtig. Außerdem war das letzte Insekt, das kürzlich vorbei geschaut hat, nun mit ziemlicher Sicherheit wirklich eine Biene, womit sich die Anwesenheitsquote von Bienen seit der vergangenen Woche um einhundert Prozent verbessert hätte. Muss erst mal einer nachmachen, bitte.

Im übrigen hat das Balkonien-Komitee in dieser Woche bereits eine veritable Straftat verhindert. Die Kulturchefin, die sich bis heute um die versprochene Anpflanzung von Erdbeeren drückt, hatte in der vergangenen Woche zusammen mit ein paar Aktivisten von "Fridays for Future" etwas gebastelt, was "Seedbomb" heißt und was auf gar keinen Fall einfach so in eine öffentliche Grünanlage geworfen werden darf. Bei dieser Bombe handelt es sich auf den ersten Blick um einen Lehmklumpen, den es in den Varianten "nass" und "trocken" gibt und der den Kreisberichterstatter an seine wilde Kindheit erinnerte, die er offensichtlich zu einem großen Teil mit dem Bauen und Werfen von Matschbomben verbracht hat.

Weil in diesem speziellen Lehm aber irgendwie Wildblumensamen verbaut sind, kann man die Dinger heutzutage für etwas nutzen, was "Guerilla Gardening" heißt. Das wiederum bedeutet, dass man den zunächst durchgetrockneten Lehmbollen irgendwo in die Rabatten wirft, zum Beispiel in wohl geordnete Stiefmütterchenkolonien in der Nähe von Bahnhöfen, und wenn es trotz des Klimawandels irgendwann mal wieder regnet - zack entsprießen dem Lehm die tollsten Wildblumen. Weil aber die SZ-Biene dann womöglich von Balkonien lieber zum Bahnhof flöge und Aktionen wie diese natürlich genauso verboten sind wie nahezu alles andere, wo das Wort "Guerilla" drin vorkommt, hat die Kulturchefin am Ende auf eine neue Karriere als Urban Guerillera verzichtet und den Lehmbollen in einen leeren Topf auf SZ-Balkonien fallen lassen. Wenn nur die Zeit der Keimerei nicht längst vorbei wäre ..

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