Süddeutsche Zeitung

Super Stimmung:Ein Sommer-Traum im Mai

Das erste Uferlos-Wochenende begeistert das Publikum. In den Zelten tanzen die Besucher, bis die Planen wackeln, die Biergärten sind gefüllt, und an den Essensständen wirken nur Fleisch-Liebhaber manchmal ein wenig verloren

Von Florian Beck

Freising - "I´m not sure where I am right now, I just walked into the tent and the music is great. Is this some kind of a mixed church service or something?" "Yes, it is", antwortet Pastoralreferent Achim Est und muss lachen. Der Kanadier, dem Est das Mikrofon entgegenhält, fährt fort: "We´re definitely taking some memories back home!", und setzt sich wieder. Est geht weiter durch die Reihen der Gäste und fragt den nächsten, was für ihn denn das Uferlos besonders mache: "Viel Essen!" Das Publikum applaudiert zustimmend und der Pastoralreferent begibt sich zurück auf die Bühne zu Diakonin Katja Wagner, seiner evangelischen Kollegin. Die beiden läuteten zusammen mit dem Freisinger Sängerhort am Samstag den zweiten Festivaltag mit dem alljährlichen ökumenischen Uferlos-Gottesdienst im sich mit der Zeit immer weiter füllenden Vimpay Zelt ein. Sie zogen dabei unter anderem eine Parallele zu Jesus, der seinerzeit auch gerne Feste gefeiert habe und appellierten eindringlich an alle, doch ihr Leben hie und da etwas zu entschleunigen und mehr Friede untereinander walten zu lassen.

Projektgruppen präsentieren sich

Wer sich nach dem Abschlusssegen auf das andere Ende des Festivalgeländes ins Nachhaltigkeitszelt begab, konnte einen Einblick in einzelne Agenda 21-Projektgruppen der Stadt Freising gewinnen. Am Treffpunkt Ehrenamt stellten sich nämlich die Gruppen "Bauen, Wohnen und Verkehr", "Biostadt Freising", "Faires Forum", "Menschen mit Behinderung", "Migration" und "Seniorinnen und Senioren" sowie der Jugendstadtrat vor und gaben jede einen kurzen Einblick in ihre Handlungsfelder, Ziele und bisherigen Erfolge. So unterschiedlich die Themengebiete und Anliegen der verschiedenen Projektgruppen auch sind, eines hatten doch alle Kurzvorstellungen gemeinsam: Den eindringlichen Aufruf nach mehr ehrenamtlichem Engagement der Freisinger.

Nur Fleischfans sind traurig

Am Nachmittag bot sich dann für die zahlreichen Festivalgäste die ideale Gelegenheit für einen ausgiebigen Bummel über den Markt der Möglichkeiten. Es wurden fleißig Hüte probiert, Schmuck bestaunt, Kleidung bewundert, Spielzeuge getestet und vor allem sämtliche Essensstände mit ihren diversen Angeboten eingehend studiert, um dann eine fundierte Entscheidung über das heutige Mittag- oder Abendessen zu treffen. Und das kulinarische Angebot war in der Tat äußerst vielfältig und hatte mit Sicherheit für jeden etwas parat. Einem Ehepaar in der Schlange zum Kebap-Stand stieß zwar offensichtlich sauer auf, dass "jedes zweite Gericht" vegan sei, doch gerade das ist es ja, was das Uferlos und seine Verpflegungsstände ausmacht: Umweltbewusstes, ökologisches und tierfreundliches Essen auf höchstem Niveau, trotz allem aber noch bezahlbar.

Wer dann - ob vegan oder nicht - seine Wahl getroffen hatte, hatte gute Chancen, auf seinem mit Räucherstäbchenduft untermalten Weg zu einer der wenigen noch freien Bierbänke Ifeanyi C. Okolo über den Weg zu laufen. Der tiefenentspannte Nigerianer schnitzt nämlich die ganzen zehn Festivaltage über an seinen beeindruckenden Holzskulpturen, teilweise aus ganzen Baumstämmen, die auf dem gesamten Gelände verteilt ausgestellt werden.

Am Abend steigt ein Musikfeuerwerk

Ab 18 Uhr begann dann ein wahrhaftiges Musikfeuerwerk auf den drei großen Bühnen im Vimpay Zelt, im Freisinger Bank Zelt und im Kaffeehauszelt der Stadtwerke. Um 18.30 legten "Wakafunka" aus Augsburg vor und brachten den Besuchern des Kaffeehauszelts die Welt des Funk und des Soul ein bisschen näher. Um 19 folgte die wohl größte Überraschung des Abends im Vimpay-Zelt, die "Bigband Dachau" ließ den Boden beben und die Zeltwände wackeln und sorgte mit ihrem ganz eigenen, fantastischen Sound für Begeisterung bei Jung und Alt. Mit ihrer eigenwilligen Mischung aus breiten Jazz-Klängen, wie sie nur eine Bigband hinbekommt, und modernen Techno- und Elektroklängen spielten sich die gut 20 Musiker aus Dachau unter Leitung von Tom Jahn in die Herzen der Uferlos-Besucher.

Weiter ging es um 21 Uhr mit den drei Österreicher Rockgranaten von "Mother's Cake", die sich mit ihrer gekonnt lässigen Art und fulminanten Progressive Rock-Klängen ebenfalls nicht zu verstecken brauchten. Bis tief in die Nacht konnten sich die Festivalgäste entweder zu den breiten Dance-Rhythmen der "The Sweet Life Society" aus Italien verausgaben oder den Abend im zum Irish Pub umfunktionierten Freisinger Bank Zelt zu "The Brothers in Blues" gemütlich ausklingen lassen. Doch egal, welchen Bands man lauschte, am Samstag kam definitiv jeder Uferlos-Besucher auf seine Kosten.

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Quelle:
SZ vom 07.05.2018/av
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