Stühlerücken im Kranzberger Gemeinderat:"Alles hat seine Zeit"

KRANZBERG: Gemeinderätin Johanna Haslbeck (CSU)

"Sozialgeschichten" waren das Fachgebiet von Johanna Haslbeck. Nach wie vor leitet sie die Nachbarschaftshilfe in Kranzberg

(Foto: Johannes Simon)

Fünf Gemeinderätinnen und -räte scheiden in Kranzberg aus. Mit 24 Jahren am längsten war Johanna Haslbeck (CSU) dabei

Von Petra Schnirch, Kranzberg

Fünf neue Gesichter wird es im Kranzberger Gemeinderat geben, wenn sich das Gremium Mitte Mai zu seiner konstituierenden Sitzung trifft. Das heißt aber auch, dass fünf zum Teil langjährige Ratsmitglieder in der Runde künftig nicht mehr dabei sind. Bürgermeister Hermann Hammerl (FWG) verabschiedete sie in der letzten Sitzung der auslaufenden Amtszeit. Seit 1996, also insgesamt 24 Jahre, gehörte Johanna Haslbeck der CSU-Fraktion an. Hammerl stellte das soziale Engagement der "Alterspräsidentin" heraus.

"Alles hat seine Zeit", sagt sie im Gespräch mit der SZ dazu, dass sie den neuerlichen Einzug in das Gremium diesmal nicht geschafft hat. Sie hätte zwar gerne weiter gemacht, auch weil ihr die geplante Erweiterung der Mittagsbetreuung sehr am Herzen liegt. Es sei aber auch gut, wenn künftig mit Petra Horneber eine jüngere Frau in der vierköpfigen Fraktion vertreten ist. Langweilig werde ihr jedenfalls nicht, sagt Johanna Haslbeck. Die 70-Jährige leitet die Nachbarschaftshilfe in Kranzberg, sie ist stellvertretende Vorsitzende des Vereins der Villa Kranich und übernimmt mit ihrem Kleinbus Fahrdienste für die Senioren dort, beispielsweise zum Einkaufen - auch um sie aus der Isolation zu holen, die zurzeit vielen zu schaffen macht. Im Gemeinderat waren "Sozialgeschichten", Kinder, Familie und Schulen ihre Schwerpunkte. Folgerichtig war Haslbeck Mitglied im Sozialausschuss. In ihrer politischen Arbeit habe sie viel gelernt über Demokratie und Toleranz, erzählt sie - auch für das eigene Leben. Mit Verbissenheit komme man nicht voran. Trotzdem hat Johanna Haslbeck ihren eigenen Kopf. "Ich bin zwar Mitglied der CSU-Fraktion, aber ich habe immer wieder mal anders abgestimmt", sagt sie. Für den neuen Gemeinderat wünscht sie sich "mehr Toleranz", denn der Ton sei in den vergangenen Jahren schärfer geworden. Für das Mehrgenerationenhaus, das in Planung ist, hofft sie, dass jung und alt zusammenwachsen.

Anton Westermeier von der Kranzberger Gemeindeliste KGL hatte sich nicht mehr um einen Sitz beworben. Er gehörte dem Gremium 18 Jahre lang an. Viereinhalb Jahre lang war Westermeier Zweiter Bürgermeister, bevor er das Amt 2018 niederlegte. Er begründete diesen Schritt damals mit dem schlechten Klima im Gemeinderat und einem Streit um Bauland. Schon damals deutete sich an, dass er kein weiteres Mal kandidieren würde.

Nach zwölf Jahren scheidet Sebastian Ströhl, KGL, aus dem Gremium aus. Er setzte sich engagiert für die Schule und die Erweiterung der Mittagsbetreuung ein sowie für das Kinderhaus Kleeblattl. Er war im Finanz- und Sozialausschuss tätig. Ströhl wechselte vor drei Jahren von der FWG-Fraktion zur Kranzberger Gemeindeliste. Diesmal verpasste er den Wiedereinzug in den Gemeinderat. Jeweils eine Amtsperiode gehörten dem Gremium Johann Halbinger, CSU, und Wolfgang Badhorn, KGL, an. Halbinger ist Kämmerer in Neufahrn und hatte entsprechend stets ein kritisches Auge auf finanzielle Fragen. Von seinem Wissen profitierten die Kollegen im Finanzausschuss, außerdem war er Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses. 2014 war er bei der Bürgermeisterwahl Hermann Hammerl unterlegen. Halbinger bewarb sich nicht erneut um seinen Sitz im Gemeinderat, weil er beruflich voll ausgelastet sei, sagte er vor kurzem. Wolfgang Badhorn brachte sich im Sozialausschuss ein.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: