Stromtankstelle in Marzling:Flagge zeigen für die Energiewende

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Umweltbewusste Autofahrer finden in der Gemeinde eine der wenigen Ladestationen für Elektrofahrzeuge im Landkreis.

Gudrun Regelein

Sie ist schlank und gerade einmal 1,60 Meter hoch. "E-Tankstelle" steht in lindgrüner Schrift auf der beigefarbenen Säule geschrieben. Die Ladestation für Elektrofahrzeuge ist eine der wenigen im ganzen Landkreis: "Wir wollen da eine Vorbildfunktion erfüllen", sagt Dieter Werner, der Bürgermeister der kleinen Gemeinde vor den Toren Freisings. Seit gut einem Monat steht die Station auf dem Parkplatz der Grundschule. Extra wurde noch ein Fahrradständer vor der Stromtankstelle einbetoniert, damit die E-Biker ihr Rad während des Ladens absperren können. Beim Bürgerfest vergangenen Sonntag habe er bereits einen Besucher gesehen, der Strom tankte, erzählt Werner.

Bei einem der zweimal im Jahr stattfindenden Treffen mit Walter Huber, dem Geschäftsführer der Überlandwerke Erding, von denen die Gemeinde ihren Strom bezieht, habe Huber das Angebot gemacht, Marzling kostenlos eine E-Tankstelle zur Verfügung zu stellen. Sozusagen als Art Werbemaßnahme, um diese Tankstellen bekannter zu machen, meint Werner. Vor dem Hintergrund der Diskussion um die Energiewende habe er zugesagt - weil der Umschwung nur funktionieren könne, wenn die Leute mitmachten, wenn die Problematik an sie herangetragen werde. Der geeignete Parkplatz für die neue Ladestation war bald gefunden und auch die Zuleitung war problemlos. Da musste nur eine Kabel vom Trafohäuschen von der gegenüberliegenden Straßenseite gelegt werden.

Die Leute werden E-Fahrzeuge immer mehr annehmen", ist sich Werner sicher. Einfach ist die Bedienung der Tankstelle allemal: Der Nutzer muss sich nur bei den Überlandwerken Erding eine Chipkarte bestellen, die personalisiert ausgestellt wird. Diese muss er vor den Leser halten, dann unter den insgesamt vier Steckdosen die passende aussuchen und schon kann er - noch kostenlos - seine Batterie aufladen.

Fünf Karten habe man mittlerweile für Marzling ausgegeben und elf in Erding, berichtet der Geschäftsführer der Erdinger Überlandwerke. Eine dritte E-Tankstelle werde demnächst in Langenbach vor dem Feuerwehrhaus aufgestellt. Wirtschaftlich rentabel seien die Ladestationen aber nicht: "Das rechnet sich nicht", sagt Huber. Das mache man, um Flagge zu zeigen, um sich dem Verbraucher als "zuverlässigen Stromlieferanten" zu präsentieren und um E-Fahrzeuge als mögliche Alternative bekannter zu machen. "Die Leute müssen das erst noch ausprobieren", meint Huber. Es werde noch dauern, bis sich diese Fahrzeuge etabliert haben. Noch seien die Anschaffungskosten relativ hoch und noch sei das Ganze nicht ausgereift - die Batterien beispielsweise müssten noch besser werden. Aber Huber, der selber auch drei Elektrofahrräder zuhause hat, ist sich sicher, dass das ein Zukunftsmarkt ist.

Marzlings Bürgermeister sieht das ähnlich: Das Elektroauto sei gerade für diejenigen, die ihr Auto normalerweise nur für relativ kurze Fahrten nutzen, eine echte Alternative, meint er. Manche Lehrer an der Grundschule würden sich inzwischen bereits überlegen, ein Hybridfahrzeug - also eines, das zusätzlich zum Verbrennungsmotor auch einen Elektromotor hat- zu kaufen. "Das wäre doch optimal. Während des Unterrichts wird das Auto aufgeladen", sagt Werner. Auch für die E-Biker sei die Tankstelle in Marzling eine "gute Sache". Von diesen Fahrräder seien in der Gemeinde bereits etliche unterwegs. Das sei ein Trend, der sich gerade unter den Senioren ausbreite, da sie dadurch wieder an Mobilität gewinnen. Auch Hybridfahrzeuge gebe es schon in Marzling, nur "reine" E-Fahrzeuge noch nicht, berichtet Werner. Der Preis spiele da sicher auch eine Rolle, meint er. Ein zweites Manko ist für den Bürgermeister - ähnlich wie für Huber - momentan noch die Energiespeicherung. Da werde es in ein oder zwei Jahren aber sicher bereits leistungsfähigere Akkus auf dem Markt geben.

Jeder müsse sich selber überlegen, wo und wie er Energie sparen könne. "Wenn 80 oder 90 Prozent der Fahrten nur zwischen zehn und 20 Kilometer lang sind, dann ist doch auch ein E-Fahrzeug vorstellbar", sagt Werner. Die Gemeinde selbst hat bereits damit geliebäugelt, ein E-Fahrzeug für den Bauhof anzuschaffen. Da dieses aber rein werbefinanziert sein soll und sich bislang nicht genügend Partner gefunden haben, sei das nun ein Projekt für das kommende Jahr. Geplant ist übrigens auch ein E-Bike für die Gemeindemitarbeiter. Werner selbst fährt noch kein Elektroauto, aber er beobachtet den Markt. Und wenn es da irgendwann ein Modell gebe, dass ihm persönlich passe, dann werde er es sich auch kaufen, sagt der Bürgermeister.

© SZ vom 25.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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